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Der schwarze Fürst der Liebe

Der schwarze Fürst der Liebe

Titel: Der schwarze Fürst der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat McCraw
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ein Verbrecher in der Gegend umherzustreifen war niemals ratsam. Er bevorzugte die direkte Konfrontation.
    Frühzeitig kämmte er sein blondes, schulterlanges Haar zurück und steckte es unter einen schwarzen, unauffälligen Filzhut. Er besaß keinen starken Bartwuchs und rasierte sich selten. Mit ein wenig Asche aus der Feuerstelle rieb er seine ebenmäßige Gesichtshaut ein, damit sie grau wirkte. Er schwang einen braunen, einfach gewebten Umhang um die Schultern und krümmte den Rücken, um seine Größe probeweise zu verbergen.
    Kaum hob sich die Morgendämmerung und zeigte den bereiften mit Nebelschwaden umwölkten Wald, da machte er sich auf den Weg. Das gefrorene Gras knirschte unter seinen Stiefeln. Er hatte nichts gegessen seit Bartels Schinken, aber er fühlte sich wohl. Der leere Magen verlieh ihm eine Beschwingtheit, die er selbst nicht erklären konnte.
    Nach einigen Stunden Fußmarsch erreichte er die mit altem Baumbestand gesäumte Allee, die zum Gut Münzbach führte. Er krümmte den Rücken und näherte sich dem eindrucksvollen, weiß getünchten Herrenhaus. Er blickte sich suchend an den Stallungen und den Unterkünften der Bediensteten um, die an die Rückseite des großen Hauses angefügt waren. Bisher hatte ihn niemand gesehen. Das Gut schien wie ausgestorben.
    Volmar klopfte vorsichtig, aber doch hörbar, an die Hintertür des Gesindehauses. Schlurfende Schritte näherten sich und die mit eisernen Beschlägen und groben Nägeln verzierte Tür wurde aufgerissen. Eine ältere Frau stand in einer blutbespritzten Schürze vor ihm – offensichtlich eine Hausangestellte. Sie beäugte ihn misstrauisch.
    »Guten Tag, werte Dame!« Er tippte grüßend an Hut. »Ich habe in Volkesleben gehört, dass das Haus Münzbach noch einen tüchtigen Knecht sucht, und möchte mich gern anbieten!« Er gab seinem Gesicht einen bittenden Ausdruck. »Aber wie ich sehe, seid Ihr beschäftigt und habt sicherlich keine Zeit mir Auskunft zu geben«, fuhr er fort.
    Die Alte schwankte – ihr Gesichtsausdruck wirkte unentschlossen. Sie entschied sich zur Vorsicht.
    »Wir brauchen niemanden«, grunzte sie barsch.
    Verdammt, dachte Volmar.
    Volmar ließ den Kopf hängen wie ein geprügelter Hund, machte seinen Rücken noch runder. »Entschuldigt! Ich suche bereits so lange Arbeit, seit mein armes Weib gestorben ist. Meine beiden Töchter kann ich kaum versorgen. Gut Münzbach war meine letzte Hoffnung.« Jammervoll, sein Auftritt war mehr als kläglich. Er schickte sich an zu gehen und entfernte sich ein paar Schritte.
    »Wartet!«, blaffte die alte Frau. »Habt Ihr heute schon gegessen?«
    Er kroch dienernd zurück in ihre Richtung und schüttelte traurig den Kopf.
    »Dann tretet ein«, forderte sie, nun weniger barsch, auf.
    Volmar trat langsam in die große, geräumige Küche des Gutshauses. In der Mitte des Raumes thronte eine mächtige, gemauerte Kochstelle. Die rußgeschwärzte Zimmerdecke war behängt mit blitzenden Töpfen und Kannen. Ein ausladender, altgedienter Holztisch in der Zimmerecke mit einer umlaufenden, hölzernen Bank zeigte, dass sich die Alte gerade zum Essen setzen wollte, denn auf dem Tisch stand eine Schüssel dampfende Hafergrütze, lag ein dunkelbraunes Brot und ein Stück milchweißer Käse.
    Volmar musste ein Würgen unterdrücken, als er die heiße Grütze roch. Es war nicht seine Art sich so zu verstellen und den Menschen ins Gesicht zu lügen. Der leere Bauch verschaffte ihm einen klaren Kopf und allein schon der Gedanke ihn zu füllen, verursachte ihm Übelkeit.
    »Na komm«, winke sie ihm und deutete auf die Holzbank.
    Volmar schob sich gehorsam darauf und sah mit Entsetzen, wie die Frau mit einer hölzernen Kelle Grütze auf einen irdenen Teller schaufelte. Sie drückte ihm ein Stück Brot in die Hand. Er bedankte sich demütig, weiterhin bedacht nicht zu viel von seinem Gesicht zu zeigen.
    Die Alte setzte sich zu ihm auf die Bank und steckte sich ein Stück Brot in den fast zahnlosen Mund. Sie nickte auffordernd.
    Volmar überlegte, wie er der Grütze entgehen könnte – jedoch es gab kein Entrinnen. Mit gespieltem Hunger schaufelte er sich den Brei in den Mund.
    »Nun ja«, ließ die alte Frau sich vernehmen und wurde sofort leutselig. »Knecht brauchen wir hier auf dem Gut keinen – aber der Helfer des Gärtners ist letztens fortgegangen. Hat wohl etwas Besseres gefunden. Du kannst ja mal wiederkommen, wenn die Herrschaft da ist. Verstehst du denn was von Pflanzen und

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