Der schwarze Fürst der Liebe
und das, obwohl sie von zwei Gardisten bewacht wurde. Sogar die Kutsche ist wie vom Erdboden verschluckt.« Warrenhausen stieg tropfend aus der Wanne. Bodo hielt ihm ein weiches Tuch hin, das er dem Diener aus der Hand riss und um seine feisten Hüften schlang.
»Na das ist ja mal interessant«, stellte er vergnügt fest.
Er entließ seinen Diener und ging nachdenklich in sein Ankleidezimmer. In Gedanken versunken zog er eine bequeme, seidene Hose aus dem Stapel kostbarer Kleidung und griff dazu ein weiches Hemd mit orientalischem, buntem Muster. Er wollte an dem Tag zu Hause bleiben um nachzudenken – zumal vor den Fenstern den Schnee waagerecht durch die eisige Luft trieb. Er kleidete sich an, schlenderte in das angrenzende Wohnzimmer und schüttete sich einen Branntwein in ein Kristallglas, das er aus dem mit Intarsien verzierten Schrank holte.
Genussvoll schlürfend flegelte er sich auf sein bequemes Lager. Das passt ihm alles wunderbar in seinen Plan. Er bezweifelte, dass die Fürstin noch am Leben war. Er griff in die Edelholz-Truhe neben seinem Lager, zog einen in rote Seide gewickelten Gegenstand heraus und entfaltete den Stoff. Auf der blutroten Unterlage funkelte das Diadem im Schein des Feuers. Nein, sagte er sich und drehte das Juwel zwischen den Fingern – die Mordersberg lebt garantiert nicht mehr. Er bettete den Kopfschmuck auf eines der weichen Fellkissen, die sein Sofa zierten. Münzbach war scharf darauf gewesen das gute Stück loszuwerden. Dem Gutsherrn war wohl bewusst, wie heiß diese Ware war, und hatte ihm das Kleinod zu einem äußerst günstigen Preis überlassen. Warum er sich auf den Handel eingelassen hatte, war ihm zu diesem Zeitpunkt selbst nicht ganz klar. Ein Bauchgefühl. Nun schuf der Gegenstand eine Verbindung zu dem begehrten Fürsten.
Aufgrund dieses Zwischenfalls musste Mordersberg den geplanten Frühlings-Ball absagen. Warrenhausen wusste nicht, wie die Eheleute zueinander gestanden hatten, aber allein der Brauch erforderte eine angemessene Trauerzeit. Er hörte Lena bereits jammern wegen des Balls. Na ja, zumindest konnte er ihr nun in Aussicht stellen die neue Fürstin zu werden – etwas, das seine gierige Tochter garantiert freuen würde. Dafür lohnte es sich schon mal, Geduld zu haben.
Er überlegte, ob es Lena zuzutrauen war, mit ihm auf einen Kondolenzbesuch zu Mordersberg zu gehen. Sie war ja leider ein dummes Gör, das sich nicht einmal zehn Minuten verstellen konnte. Sollte er es riskieren, sie in angemessener Kleidung mitzunehmen? Er musste eine Gelegenheit suchen, sie dem Fürsten vorzustellen. So ein Besuch war eine vorzügliche Möglichkeit. Er läutete nach Elsa.
Die Hauswirtschafterin erschien in der Tür, in den Händen ein Geschirrhandtuch, mit dem sie sich die Finger abtrocknete. Er befahl ihr, Lena zu holen. Elsa knickste widerwillig und verschwand. Warrenhausen erhob sich von seinem Sofa, um sich einen weiteren Branntwein einzuschenken. Ein Geräusch ließ ihn aufblicken.
In der Türöffnung stand seine pummelige Tochter in einem durchsichtigen rosa Morgenrock mit Schwanenflaum über dem weißen Nachthemd. »Papa!«, rief sie. Wie immer, wenn sie ihn erblickte warf sie sich an seine Brust – dieses Mal etwas weniger stürmisch, denn er hielt noch sein Glas in der Hand. Sie blickte zu ihm auf. »Mein Papachen! Was hast du?« Sie sah sich in seinem Wohnzimmer um und – verdammt, er hatte vergessen es wegzuräumen – erspähte das Diadem auf dem Kissen. »Oh, wie zauberhaft!«, kreischte sie und stürzte sich auf das Juwel. »Ist das für mich?« Sofort drückte sie es sich aufs Haar und tänzelte im Zimmer umher.
»Scheiße!«, knirschte Warrenhausen zwischen den Zähnen, ging mit sanftmütig lächelndem Gesicht auf seine aufgeregte Tochter zu und nahm ihr das Schmuckstück vom Kopf.
»Och Papa!«, rief sie enttäuscht.
»Mir tut es außerordentlich leid, dass du es jetzt schon gesehen hast«. Er musste schnell etwas erfinden. »Denn das soll eigentlich dein Hochzeitsgeschenk sein, wenn du den Fürsten Mordersberg heiratest.« Natürlich verschwieg er, dass sie bei dieser geplanten Fürstenhochzeit, niemals das Diadem der vermissten ersten Gattin des Bräutigams tragen würde.
Lena entgleisten die pummeligen Gesichtszüge. »Aber der ist doch verheiratet, Papa!«
»Nicht mehr – die Fürstin ist verschollen.« Ein langsames Lächeln breitete sich auf Lenas rosigem Gesicht aus.
»Oh«, hauchte sie. »Was für eine Neuigkeit!« Sie strahlte
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