Der schwarze Fürst der Liebe
einmal unterwegs war. Mit seinen Kochkünsten hatte er ja bereits Wochen zuvor sein Wohlgefallen errungen. Er grinste und schlug ihm lobend auf die knochige Schulter.
Engellin kam mit einem kleinen Topf Asche in die Höhle und begutachtete das Schwein. Inzwischen trug sie ihr braunes Alltagskleid mit dem dunkelbraunen Wildleder-Mieder und hatte das Haar zu Zöpfen geflochten. Sie zeichnete Aschelinien auf die borstige Haut, um zu kennzeichnen, wo sie beim Schlachten schneiden sollten, um möglichst große Stücke von der stabilen Schweinehaut samt Schwarte zu erhalten. Maus und Bartel nickten.
Sie beschlossen, das Schwein direkt nach dem Ausbluten auszuweiden und das Fell entsprechend Engellins Markierungen abzuziehen. Die Arbeit ging rasch von der Hand. Den Boden der Höhle hatten sie mit Stroh abgedeckt, das nun mit Blut besprenkelt war. Sauber hingen die Teilstücke der Haut an Haken, daneben das Fleisch in zwei Hälften. Nun musste das Tier über drei Tage abhängen.
Den Kopf des Ebers hatte Bartel abgetrennt. Er schnitt die lange Zunge heraus, denn die sollte in der Blutsuppe mitgekocht werden. Gekonnt spaltete er den Schädel mit seiner Streitaxt und entnahm das Gehirn. Diese Delikatesse würde am nächsten Tag von Engellin gebraten. Er trennte auch die Hauer aus dem Knochen. Für die fand sich bestimmt noch eine gute Verwendung. Maus legte sie fast zärtlich in einen Wassereimer.
Bartel zerteilte den restlichen Schweinekopf in kleinere Stücke – ein Festessen für die beiden Hunde, die ihn bereits vor der Hütte erwarteten. Sie rutschten unruhig auf ihren Hinterkeulen herum. Bartel lächelte, als er jedem von ihnen die Brocken zuwarf. Erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit sie das Fleisch verschlangen. Die Knochen krachten. Selbst der blutrot gefärbte Schnee wurde von ihnen vertilgt.
Als er ins Haus zurückkam, saß Engellin mit Maus in der Sitzecke, eine große irdene Teekanne mit heißem Hagebuttentee auf dem Tisch. Beide hatten einen dampfenden Becher in der Hand.
Bartel ließ sich auf die Bank fallen und nahm das Getränk von Engellin entgegen. Dabei betrachtete er prüfend ihr liebes Gesicht. Nichts war mehr von der geheimnisvollen Gestalt zu sehen, die sie vor ein paar Stunden gewesen war. Freundlich und bodenständig, wie sie immer wirkte, sprach sie leise und ruhig mit Maus.
Plötzlich hob sie den Kopf und ihre Augen verdunkelten sich. »Ich weiß überhaupt nicht, ob ich es dir erzählen soll«, begann sie. »Ich war heute bei Elsbeth und Herlinde, um nach dem Ungeborenen zu schauen.« Sie machte eine bedeutsame Pause. »Ich habe den Eindruck, dass es dem Kind nicht gut geht. Herlinde meint, es hätte sich seit drei Tagen nicht mehr bewegt. Ich befürchte fast das Schlimmste.«
Bartel grunzte. Frauen und ihre Weibergeschichten. Warum musste so eine dumme Dirne sich in diesen unruhigen Zeiten auch schwängern lassen?
»Kannst du ihr helfen das Kind zu entbinden?«, fragte er.
»Ich bin mir nicht sicher, antwortete sie nachdenklich. »Ich bin keine Hebamme, aber das, was ich gespürt habe, ist nicht gut. Das Kind bewegt sich nicht mehr und scheint falsch herum zu liegen.«
Bartel stieß die Luft unwillig aus. »Wann ist es denn so weit?«
»In ungefähr drei Wochen«, schätzte Engellin. Auch sie verengte die Augenbrauen und spielte mit ihrem Becher.
»Und was noch?« Er fühlte, dass nun etwas Unangenehmes kam.
»Na ja, Elsbeth scheint zu Geld gekommen zu sein. Sie zeigt neue Kleider und Schmuck herum, den Arnest ihr angeblich gekauft hat.«
»Arnest besitzt gewiss noch Geld aus der Zeit im Norden«, mutmaßte Bartel.
»Ich glaube das ist es nicht«, Engellin blickte hoch, drehte den Kopf hilfesuchend zu Maus und sah ihm dann ins Gesicht. »Elsbeth hat sich verplappert. Sie erzählte etwas von einem Diadem, bis ihr plötzlich auffiel, mit wem sie redete.« Engellin errötete. »Ich habe mich bestimmt nicht verhört.«
»Verdammt!« Er sprang von der Bank und lief zur Feuerstelle, zurück zum Tisch, wieder zum Feuer. Er fühlte, wie sich seine Nackenhaare vor Wut hochstellten – kein gutes Zeichen.
»Bartel«, sagte Engellin beschwörend. »Tu jetzt nichts Unüberlegtes!«
»Sag mal, weißt du was das bedeutet?«, fauchte er. »Er hat mich betrogen! Wissentlich hintergangen und belogen. Er hat der Fürstin den Schmuck abgenommen und sie dann vermutlich beseitigt. Wem, zum Henker, könnte er das Diadem verkauft haben?«
»Ich weiß es nicht«, flüsterte Engellin, etwas
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