Der schwarze Fürst der Liebe
bleiche Engellin zu, schnappte sie, legte sie sich einfach über die Schulter und trug sie ins Haus. Mit einem Fuß schlug er die Tür krachend ins Schloss.
Maus stand an der Feuerstelle und rührte in einem Topf. Er hatte unbekümmert mit der Blutsuppe angefangen, aber verzog sich sofort, als er Bartels Miene sah. »Koche später fertig«, murmelte er, »oder morgen.«
Engellin zog den Vorhang, der ihre Bettstatt vom übrigen Raum abtrennte, zur Seite und setzte sich auf das Bett. Ihre Augen waren nach wie vor aufgerissen und starr auf ihn geheftet, die Lippen zusammengepresst.
»Tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest«, sagte er ruhig und entledigte sich der Waffen und der Kleidung bis auf seine schwarze Hose.
Er goss warmes Wasser aus der Kanne, die immer auf der Feuerstelle stand, in eine irdene Schüssel und wusch sich Gesicht und Hände.
»Du bist ein Mörder«, presste sie hervor. Er fuhr herum, war mit einem Satz bei ihr und kniete sich vor sie auf das Bett.
»Ich bin kein Mörder, Engellin«, erklärte er bestimmt. »Ich bin der Kopf der Bande – und meine Aufgabe ist es innerhalb der Gruppe für Ordnung zu sorgen. Wenn ein Mitglied der Gemeinschaft die anderen hintergeht und betrügt, gibt es nur eine Strafe.«
»Du hättest ihn fortschicken können«, hielt Engellin trotzig dagegen.
»Warum? Damit er unseren ganzen Hof verrät und mir irgendwann in den Rücken fällt?«
Engellin stieß ergeben die Luft aus. Sie legte sich auf das Bett und stützte den Kopf auf. Einige blonde Haare hatten sich aus der Haartracht gelöst und ringelten sich auf ihrer Schulter. Er setzte sich auf die Bettkante, griff danach und wickelte sie spielerisch um seinen Zeigefinger. »Ich bereue nichts, Engellin«, bekannte er leise. »Mir tut es nur leid, dass du dabei warst.«
Seufzend streckte er sich neben ihr aus. Dachten die anderen, dass ihm leicht fiel, einen Menschen zu richten? Arnest war wohl kein Freund, jedoch ein Spießgeselle gewesen, mit dem er allerhand erlebt hatte. Ein Bandenmitglied, das die Regeln kannte. Er schloss die Augen. Langsam kroch ihre Hand in sein schwarzes Brustfell, krabbelte darin herum, spielte mit den kleinen Löckchen. Sie legte den Kopf auf seine Brust.
»Es war hart«, flüsterte sie, »aber ich versuche, dich zu verstehen.«
Es klopfte an die Tür. Verdammt, Bartel hatte Volmar vergessen. Er sprang vom Lager, zog den Vorhang davor, um die Sicht auf Engellin zu verdecken, die es sich inzwischen dort bequem gemacht hatte und schläfrig aussah. Dann öffnete er die Tür.
Volmar war alleine. Er musterte Bartel von den bloßen Füßen bis zum nackten Oberkörper, nickte und trat ein. Er sah elegant aus. Eine enge, dunkle Hose, lange Stulpen-Stiefel und eine dicke, cremefarbene Lammfelljacke. In der Hand trug er einen schwarzen, großen Hut.
»Wo willst du denn hin in dem Aufzug?«, fragte Bartel.
»Ich will in die Stadt – brauche Luftveränderung.« Hm, na ja, das war vielleicht verständlich. »Rudger gibt mir für heute das Pferd.«
»Wenn du glaubst, du kommst damit durch den Schnee«. Bartel zuckte die Achseln, kam dann aber auf sein Anliegen zurück. »Du weißt, was passiert ist«, begann er. »Ich denke nicht daran, so etwas wie das Diadem einfach kampflos aufzugeben, nur weil dieser Drecksack es entwendet hat.«
Bartel blickte ihn prüfend an. »Ich will, dass du es von Münzbach zurückholst.«
Volmar runzelte die Stirn und überlegte. »Du hast recht. Wir könnten alle den Erlös gebrauchen – zumal wir ja jetzt nicht mehr durch so viele teilen müssen«, fügte er leidenschaftslos hinzu. »Ich kümmere mich darum.« Er setzte seinen Hut auf sein blondes, zusammengebundenes Haar und tippte grüßend an die Hutkrempe. Dann verließ er das Haus.
Kapitel 20 - Lena
Warrenhausen saß in der frei stehenden Badewanne mit den vergoldeten Löwenfüßen und ließ sich von seinem Lakaien Bodo genussvoll den Rücken waschen. Sein morgendliches Bad. Er brummte.
»Habt Ihr schon die Neuigkeit vernommen, mein Herr?« Der Diener legte die Bürste beiseite.
»Wieder neuer Klatsch?«, fragte Warrenhausen und schob seinen nackten Leib tiefer in die Wanne um den Schaum vom Rücken zu spülen.
»Keine Gerüchte, Herr, sondern Tatsachen: Die Fürstin Mordersberg ist verschwunden!«
»Was?« Er fuhr hoch. Das duftende Badewasser schwappte über den gebogenen Rand des Zubers.
Bodo nickte. »Die Fürstin begab sich vor einigen Tagen zum Kloster und ist dort nie angekommen –
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