Der schwarze Korridor
antworten. Er hört das Geräusch eines Schlages und Ida weinen. Eine Tür wird zugeschlagen. »Ich werde mich darum kümmern«, hört er James Henry brummen. Die Stimmen werden im Schiff vielfach gebrochen. Er hört Fred und Tracy Masterson den Gang entlangkommen. Seine Frau Josephine ist direkt hinter ihnen. »Papi, Papi.« Er hört, wie sein Kind direkt auf ihn zugelaufen kommt. Ryan dreht seinen Kopf nach allen Seiten. Woher kommen nur die Stimmen?
Janet Ryan singt, weit entfernt. Auch Onkel Sidney singt.
Ryan kann nicht alle Worte verstehen. Er legt seinen Kopf zurück, um zuzuhören, aber die Worte bleiben unbestimmt.
Isabel Ryans Stimme dringt zu ihm: »Ich kann es nicht mehr aushalten!«
Dann hört er die tiefe Stimme seines Bruders, kann aber nicht verstehen, was er sagt.
Janet singt.
Beide Jungen rennen, rennen, rennen …
Inmitten all dieses Lärms sinkt Ryan zu Boden, spitzt die Ohren und lauscht den Stimmen.
Es scheint ihm, als kämen die Stimmen aus dem Raum am Ende des Ganges. Automatisch rafft er sich auf und stolpert in Richtung Tür.
Die Stimmen werden lauter.
»Ich hasse es, einem Mann zuzusehen, der sich unersetzlich vorkommt. Das nützt weder ihm noch den Leuten mit denen er zusammen arbeitet«, sagt gerade James Henry.
»Gott, der Herr, ist ein eifersüchtiger Gott, und du sollst keine anderen Götter neben ihm haben«, predigt Onkel Sidney.
»Das macht nichts, Liebling, das macht nichts«, sagt Isabel ir gend jemandem.
Alexander schluchzt in seine Kissen.
Janet singt.
Ida und Felicity streiten immer noch. »Du mußt es hinnehmen.«
»Ich will aber nicht!«
»Du mußt aber!«
Als Ryan die Tür erreicht, hört er die Stimmen laut und deutlich. Als er die Türklinke berührt, werden sie sogar noch lauter.
Unterhaltungsfetzen, Gesang, Seufzer, Gelächter, Streit, alles vermischt sich zu einem undeutlichen Getöse.
Dann ist die Tür offen.
Der Lärm bricht schlagartig ab. Er starrt auf die dreizehn Behäl ter, von denen zwölf gefüllt sind, mit den Namen und Daten der In liegenden gekennzeichnet.
Ryan steht in der Tür und merkt erneut, wie allein er ist und daß er die Tür außerplanmäßig geöffnet hat …
Seine Gefährten schlafen. Friedlich und ohne zu ahnen, wie es ihm ergeht. IHR ZUSTAND IST UNVERÄNDERT .
DAS IST MEHR , ALS ICH VON MIR BEHAUPTEN KANN , denkt Ryan.
Tränen treten ihm in die Augen.
Von der Tür aus kann er die Menschen in den Behältern nicht sehen.
Er zählt die Container. Es sind noch immer dreizehn. Er betrach tet den dreizehnten Behälter, seinen eigenen. Er holt tief Atem.
Schnell wirft er die Tür zu und eilt den Gang entlang.
Am Ende des Ganges lehnt er sich keuchend gegen ein Schott.
Es dauert lange, bis er wieder normal atmet. Dann reißt er sich zusammen und begibt sich langsam in den Kontrollraum.
Ich muß mir das mit der Injektion überlegen. Ich fürchte, ohne sie geht es nicht mehr lange. Ich hatte gehofft, länger durchzuhalten. Auf Medikamente sollte man sich nicht zu sehr verlassen und wahrscheinlich macht einen das Zeug auch noch süchtig.
Vielleicht reicht ja schon eine Dosis.
Auf jeden Fall, ohne Spritze halte ich nicht mehr lange durch.
Ryan beschließt, sich am nächsten Morgen seine erste Injektion zu geben.
Proditol ist ein Enzym, das direkt auf die Gehirnzellen wirkt und gegen die Raumkrankheit erprobt ist.
Ryan will teils aus Stolz, teils aus Gründen, die er nicht ganz versteht, die Droge nicht nehmen.
Aber Ryan hat sich dem Schiff, den Mitreisenden, dem Ziel unterworfen. Es gibt kaum etwas, was er nicht tun würde, solange es der Mission nützt.
Ryan hat sich entschieden.
Heute viele Schlaftabletten und morgen das Proditol. Er geht noch einmal zum Computer und fragt nach Einzelheiten über die Droge.
***** PRODITOL ’’’ 1 CC PRODITOL AUCH MA 19 CCC USSR * 1 CC PRODITOL IST EIN SCHNELL WIRKENDES MITTEL DES ENZYMS ************ DER INHIBITOR VARIATION ’’’ WIRKUNG BEGINNT ***** INNERHALB VON ZEHN MINUTEN NACH VERABREICHUNG ““““ WIRKUNGSDAUER EINE STUNDE ***** DANACH SOLLTE DAS BEWUSSTSEIN DES PATIENTEN VON JEGLICHEN *********** WAHNVORSTELLUNGEN BEFREIT SEIN IN SCHWEREN FÄLLEN UNTER ’’’ BINDET **** PRODITOL DAS ERNEUTE AUFTRETEN DER SYMPTOME ****** FÜR 24 STUNDEN
DANACH KANN BEI BEDARF EINE NEUE DOSIS VERABREICHT WERDEN ““ IN DEN MEISTEN FÄLLEN ABER NICHT ERFORDERLICH ********* AUF KEINEN FALL DARF DAS MITTEL LÄNGER ALS 14 TAGE HINTEREINANDER ANGEWANDT WERDEN
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