Der schwarze Korridor
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Ryan studiert die Nachricht und geht zu dem einzigen »Bullauge« in der Kontrollkabine. Er aktiviert den Bildschirm und schaut in den Weltraum.
Die holographische Illusion ist vollkommen.
Der Raum und die entfernten Sonnen sind winzige Lichtpunkte in der unendlichen Weite.
Ryans Brauen ziehen sich zusammen.
Er bemerkt Spuren in der Dunkelheit. Sie wirken wie Dunstfet zen, und er weiß, daß sie nicht vom Raumschiff stammen können.
Sie haben Ähnlichkeit mit dem ziehenden Rauch eines offenen Feuers. Er wischt sich die Augen und starrt erneut in die Schwärze. Die Dunstschwaden sind noch da.
Er ist alarmiert.
Er überdenkt alle Möglichkeiten für die Existenz des Dunstes. Könnten das Spuren von Raumschiffen anderer Rassen sein?
Eine Möglichkeit.
Inzwischen verdichten sich die Schwaden, formieren sich und zerfließen wieder.
Zu seinem Schrecken hört Ryan einen kaum wahrnehmbaren Ton, ein Summen und Klingen in seinen Ohren, und mit dem Ton beginnen sich die Schwaden zu sammeln und Form anzunehmen. Erneut reibt sich Ryan die Augen.
Doch der Ton bleibt, und als Ryan nun erneut auf den Schirm blickt, kommt ihm ein ungeheurer Verdacht.
Was ihn da unverwandt anstarrt, mit dem maliziösen Lächeln auf den Lippen, ist die alte Frau. Ihre Augen sind von der runden schwarzen Brille bedeckt. Ihre faltige Haut ist gepudert. Sie streckt ihre Krallenhand aus und ist verschwunden. Ryan stöhnt und will sich gerade voller Schrecken abwenden, als er draußen im Raum die tanzenden Figuren seines Alptraumes entdeckt, die Figuren der wahnsinnigen Tänzer aus dem abgedunkelten Ballsaal.
Sie sind weit entfernt.
Ryan hört jetzt auch ihre Musik. Sie tanzen langsam und stolz und nähern sich dabei dem Schiff.
Er erkennt ihre steifen Körper, ihre nichtssagenden, respektablen Gesichter, die teuren Brokate der Frauen, die schwarzen Anzüge der Männer. Er beobachtet die wohlgenährten, aufrechten Gestalten, das Flair von Würde und Anstand, mit dem sie ihren Tanz der Musik anpassen. Die dunklen Kreise ihrer Augen starren blind ins Leere. Sie nähern sich, und die Musik schwillt an.
»Papi, Papi.«
Alexander schreit.
Ryan kann sich nicht bewegen. Kaltes Licht fällt auf die immer näherkommenden Tänzer.
» PAPI !«
Ryan hört die dringenden Rufe. Ist Alex wirklich auf?
Ryan lächelt. Der Junge blieb doch nie im Bett, wenn es sich vermeiden ließ.
Aber Alexander Ryan ist nicht im Bett, er liegt im Tiefschlaf.
Die Tänzer tanzen weiter.
Sie sind nicht wirklich. Ryan fühlt, daß er seine Aufmerksamkeit seinem Sohn widmen sollte und nicht den illusionären Tänzern im All. Sie können nicht hereinkommen, sie können ihn nicht belästigen. Sie können ihre dunklen Brillen, die ihre Augen verdecken, nicht mit einer gräßlichen Geste abnehmen …
» GEH ZURÜCK INS BETT ALEX !«
Jetzt sind sie ganz nah, die Musik wird langsamer. Nur wenige Meter trennen sie noch vom Schiff. Sie wenden sich Ryan zu und sehen ihn durch ihre schwarzen Brillen an. Langsam machen sie einen Schritt.
Einen Schritt …
Zwei Schritte …
Drei Schritte auf Ryan zu.
Etwa dreißig von ihnen sind jetzt nur wenige Zentimeter von Ryan entfernt. Und dann merkt Ryan voll Schrecken, daß er einem Irrtum unterlegen ist. Die Tänzer sind nicht draußen.
Was er gesehen hat, war die Spiegelung in der Scheibe. Die Tänzer stehen genau hinter ihm. Sie sind die ganze Zeit im Schiff gewesen. Er wagt es nicht, sich umzudrehen, und starrt statt dessen in den Spiegel.
Sie starren zurück.
Dann sieht Ryan die anderen. Hinter den Tänzern stehen seine Freunde und Verwandten. Alle starren ihn unverwandt an. Sie be trachten ihn, als kennen sie ihn nicht, als existiere er nicht für sie.
Josephine mit ausdruckslosem Gesicht wirkt in ihrer Teilnahmslosigkeit grausam. Seine beiden Söhne haben einen verwunderten Ausdruck in ihren Augen. Onkel Sidney hat seine Arme um die beiden Kinder gelegt und fixiert einen Punkt irgendwo über Ryans Kopf.
Dort stehen Henrys Zwillinge, eine gesund, die andere von der Schwangerschaft erschöpft, aber Hand in Hand, durch Ryan mit dunklen Augen hindurchstarrend. Dort ist Tracy, dort Fred Ma sterson, sein ältester Freund, mit wohlwollendem Gesicht. Bru der John, verwirrt, müde, verständnislos. Isabel schaut bitter auf John. James Henry.
Und während er sie anstarrt, sieht Ryan, wie die Tänzer sich anschicken, den letzten Schritt zu machen. Er fährt herum.
Vor ihm liegt der kalte nüchterne
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