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Der schwarze Korridor

Der schwarze Korridor

Titel: Der schwarze Korridor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Kontrollraum, die Schirme und die Skalen, die Instrumente und der Computer, alles in gedämpf tem Grau-grün.
    Er dreht sich erneut zum Beobachtungsfenster. Er sieht nur dunkle Schwärze.
    Irgendwie macht es das noch schwerer für Ryan, schreiend und fluchend schlägt er auf den Schirm ein.
    »Wo seid ihr? Ihr Scheißer, ihr Arschlöcher, ihr Bastarde, ihr Saukerle …«
    Da sind sie wieder. Nicht mehr die Tänzer, aber wenigstens seine Freunde und Verwandten. Aber sie können ihn nicht sehen.
    Er winkt ihnen. Er ruft sie, sie verstehen ihn nicht. Sie kommen näher.
    Und plötzlich fühlt Ryan ihre Bösartigkeit. Er betrachtet sie erstaunt, er versucht, sich mit ihnen zu verständigen – ihnen zu erklären, daß er ihr Freund ist.
    Sie kommen näher.
    »Laß uns rein«, rufen sie, »laß uns rein.«
    Das Getümmel um das Schiff nimmt zu. Hände klammern sich an die Bullaugen und reißen an den Sicherungen.
    »Ihr Idioten, ihr gefährdet das Raumschiff. Seid doch vernünftig. Wartet. Ihr werdet uns alle töten.«
    Aber sie reißen große Stücke aus der Außenhaut der Rakete.
    »Hört auf, ihr gefährdet die gesamte Expedition.«
    Sie können ihn nicht hören.
    Seine Kehle ist trocken.
    Er wird ohnmächtig.
     
     
     
Kapitel 16
     
    Ryan liegt auf dem Boden des Kontrollraums. Sein Ärmel ist hochgerollt und eine Ampulle Proditol liegt neben ihm. Eine leere Ampulle. Er blinzelt. Irgendwann muß ihm klargeworden sein, was er tun mußte, um die Halluzinationen zu beenden.
    Er ist beeindruckt von seiner Willensstärke.
    »Wie geht es dir jetzt?«
    Er kennt die Stimme. Er fühlt Angst, dann Erleichterung. Es ist die Stimme seines Bruders John. Er schaut auf. Seine Jacke hat man ihm unter seinem Kopf gefaltet.
    John betrachtet ihn ernst und besorgt.
    »Dir ging es ganz schön dreckig.«
    »Wie bist du aufgewacht, John?«
    »Ich glaube, es hat etwas mit dem Computer zu tun, wahrscheinlich gibt es ein Sicherheitssystem für den Fall, daß dem Kommandanten etwas passiert.«
    »Gut, daß es das gab. Ich war verrückt zu glauben, ich schaffe es allein. Ich redete mir ein, ich brauche niemanden, um mir zu helfen.«
    »Gut, dir geht es besser. Ich werde dir helfen, du kannst in Hibernation gehen, wenn du willst …«
    »Nein, das wird nicht nötig sein«, sagt Ryan hastig. »Jetzt, wo ich jemanden habe, mit dem ich meine Schwierigkeiten teilen kann, komme ich sicher klar.« Er lacht unsicher. »Es ist nur ganz altmodische Einsamkeit.« Ihn schaudert, denn noch immer glaubt er, in seinen Augenwinkeln Schemen und Schatten zu entdecken. »Ich hoffe wenigstens.«
    »Natürlich«, sagt John. Er ist davon überzeugt. Es ist nicht nur ein Versuch, Ryan zu beruhigen. John war nie leicht zu überzeugen, deshalb ist Ryan zufrieden.
    »Gott sei Dank gab es das Sicherheitssystem, was, alter Junge?« sagt John vorsichtig.
    »Amen«, sagt Ryan.
    Er wünscht, das Sicherheitssystem hätte ein anderes Mitglied der Familie geweckt. Zum Beispiel Johns junge Frau, Janet. Wenn schon jemand geweckt werden mußte … Er verdrängt den Gedanken und steht auf. Mit John zusammen zu sein, ist fast wie allein sein, denn John ist nicht gerade redselig. Dennoch …
    Ryan steht auf, John kontrolliert gerade die Instrumente.
    »Du gehst wohl besser ins Bett. Ich kümmere mich hier um alles.«
    Dankbar geht Ryan in seine Kabine.
     
    *
     
    Er liegt in seinem Bett und freut sich darüber, daß das Medikament seine Visionen vertrieben hat, ist aber auch leicht beunruhigt ob der Tatsache, daß John sich ihm zugesellt hat.
    John weiß wahrscheinlich von dem Verhältnis, das er mit Janet, Johns junger Frau, hatte.
    Vielleicht macht es ihm nichts aus.
    Aber wenn es ihm nun doch etwas ausmacht? John ist nicht besonders rachsüchtig, aber man sollte doch vorsichtig sein. Ryan erinnert sich an eine andere Geschichte – die Geschichte mit Sarah Carson, der Tochter des alten Carson …
     
    *
     
    Carsons Spielzeugfabrik war Ryans größter Konkurrent. Carson war Aufsichtsratsvorsitzender der ›Moonbeam Spielzeug‹, und sie kannten sich seit Jahren. Sie hatten beide bei derselben Firma angefangen und hatten sich seither ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Ihre Rivalität war freundschaftlich, und sie hatten sich oft zum Essen getroffen, bis das Essen in der Öffentlichkeit aus der Mode kam. Danach hatten sie sich von Zeit zu Zeit über das Video unterhalten.
    Carson wurde fanatischer Patriot und war somit für Ryan nicht uninteressant. Da die Patrioten die weitaus

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