Der schwarze Korridor
seiner Hand.
John Ryan nickte und ging nach hinten, wo Masterson und Hen ry den Rest der Mannschaft in Schach hielten.
»Was war los?« fragte James Henry. »Wolltest du uns alle umbringen?«
»Der Pilot verlor den Kopf. Wir mußten eine Notlandung mit den Bremsraketen riskieren.« Ryan betrachtete die Mannschaft der Albion, vier junge Männer und eine Frau nahe 30. Sie wirk ten verängstigt. »Wußtet ihr eigentlich, daß euer Kapitän Ire war?« fragte sie Ryan. »Und ihr wolltet Dublin bombardieren? Ihr könnt sicher sein, er hätte versucht, in Dublin zu landen.«
Ungläubig starrte ihn die Mannschaft an.
»Ja, es stimmt«, sagte Ryan. »Aber ich habe mich seiner schon angenommen.«
Die Frau sagte: »Sie meinen, sie haben ihn umgebracht?«
»Notwehr«, sagte Ryan. »Notwehr ist kein Mord.«
Die Frau sagte: »Es war genauso wenig Ire wie ich. Aber was ändert das schon?«
»Kein Wunder, daß ihr verliert«, sagte Ryan geringschätzig.
Als alle das Flugzeug verlassen hatten, erschoß er die Mannschaft.
Er konnte nicht anders handeln. Solange sie am Leben waren, gab es die Möglichkeit, daß sie die Kontrolle über die Albion erlangen und damit irgendwelche Dummheiten anstellen würden.
*
Tishchenko war ein krank aussehender Mann um die Fünfzig. Er schüttelte Ryan die Hand und geleitete ihn dann am Ellbogen in das Kontrollgebäude. Ein eisiger Wind heulte um die Aufbauten. Hinter den wenigen Gebäuden erstreckte sich die Ebene kontur los grau in grau nach allen Seiten. Ryans Leute trotteten hinterher.
Tishchenko war der Mann, mit dem Ryan in Kontakt gekommen war. Die Verbindung war durch Allard zustande gekommen, einem Mann, der vergeblich versucht hatte, die UN zusammenzuhalten. Allard, ein Schulfreund Ryans, war kurz darauf in ein Konzentrationslager der Patrioten gekommen.
»Es ist uns ein Vergnügen«, sagte Tishchenko, als sie ein Gebäude betraten, das man notdürftig in ein Wohnquartier verwandelt hatte. Es war kalt und schummrig. »Und es ist eine Überraschung, daß inmitten dieses Fremdenhasses eine kleine internationale Gruppe gesunder Männer und Frauen an einem so wichtigen Projekt zusammenarbeiten können.« Er lächelte. »Außerdem«, so sagte er, »ist es natürlich schön, mal wieder eine Frau zu sehen.«
Ryan war müde. Er rieb sich die Augen und nickte.
»Sie sind erschöpft«, sagte Tishchenko, »kommen Sie.«
Er führte sie in ihre Räume. Klappbetten waren an den Wänden dreier Räume aufgestellt worden. »Besser ging es leider nicht«, entschuldigte sich Tishchenko. »Annehmlichkeiten gibt es wenig. Alles wurde ins Schiff gesteckt.«
Er ging ans Fenster und zog die Vorhänge zurück.
»Da ist es.«
Sie versammelten sich am Fenster und betrachteten das Raumschiff. Turmhoch erhob es sich in den Himmel.
»Seit zwei Jahren ist es nun flugbereit.« Tishchenko schüttelte den Kopf. »Seit zwei Jahren beschützen wir es nun. Der Bürgerkrieg hier und die chinesische Invasion haben uns geholfen. Man hat uns regelrecht vergessen.«
»Wer ist jetzt noch hier?« fragte Ryan. »Nur Russen?«
Tishchenko lächelte. »Nur zwei Russen – ich und Lipche. Ein paar Amerikaner, ein Chinese, zwei Italiener, drei Deutsche, ein Franzose. Das ist alles.«
Ryan holte tief Atem. Er fühlte sich seltsam. Wahrscheinlich der Schock von den Erschießungen, dachte er.
»Ich bin in ein paar Minuten zurück und hole Sie zum Essen ab«, sagte Tishchenko.
Ryan schaute auf. »Wie bitte?«
»Ich schlug vor, in Kürze gemeinsam zu essen.«
»So, ja …«
»Das ist ausgeschlossen«, sagte Josephine Ryan. »Völlig ausgeschlossen.«
»Wir sind es nicht mehr gewöhnt«, sagte James Henry. »Unsere Sitten …«
Tishchenko schien erstaunt. »Schön, wenn Sie es vorziehen, hier zu speisen. Ich glaube, das läßt sich machen … Vielleicht können wir uns dann nach dem Essen treffen. Sie haben viel durchgemacht, wir dagegen waren isoliert.«
»Ja«, sagte Ryan. »Es war manchmal ziemlich scheußlich. Es tut mir leid, aber einiges der allgemeinen Krankheit hat auf uns abgefärbt. In ein oder zwei Tagen sind wir wieder in Ordnung.«
»Schön«, sagte Tishchenko.
Ryan betrachtete ihn, als er den Raum verließ. Er glaubte, eine leise Antipathie bei dem Russen bemerkt zu haben. Er hoffte, es würde keinen Ärger geben. Russen konnte man nur bedingt vertrauen. Einen Augenblick überlegte er, ob sie nicht in eine Falle gegangen waren. Sollten die Wissenschaftler vielleicht nur an den Frauen
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