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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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chinesische Kolonne, eine Kolonne der Nördlichen Wei.» Er drehte sich um, sah seine Männer an, und seine Augen leuchteten voller Vorfreude. «Eine gute Übung für uns!»
    Leise gab er Aladar und Geukchu einen Befehl, woraufhin sie ihre Pferde wendeten und die Männer beaufsichtigten. Die Frauen und Kinder wurden weiter nach hinten geführt und zwischen die Gespanne gebracht.
    Attila und Orestes standen nebeneinander.
    «Ganz wie in den alten Zeiten», murmelte der glatzköpfige Grieche.
    «Die Kaiser der Wei-Dynastie gehörten einmal zu den Toba, einem Steppenvolk.»
    Orestes nickte. «Und nun sieh sie dir an. Wie rasch chinesische Seide und die Zivilisation sie geschwächt haben.» Sarkastisch fügte er hinzu: «Die Syphilis.»
    Der chinesische General saß in einer bestickten gelben Sänfte und stützte sich mit dem Ellbogen auf. Einer seiner Reiter kam an seine Seite geritten, und plötzlich setzte er sich kerzengerade hin.
    Die beiden Heere kamen aufeinander zu. Etwas über eine Meile trennte sie noch voneinander. Die Chinesen mochten etwa vier- oder fünftausend Mann zählen, jeder von ihnen ein erfahrener Kämpfer.
    Attila hatte seit langem seine Krieger in Divisionen unterteilt, die von seinen ausgewählten Generälen befehligt wurden und sowohl aus Schwarzen Hunnen als auch aus Kutriguren bestanden. Sie kämpften gegeneinander und versuchten, sich gegenseitig auf dem Feld zu übertrumpfen. Alsstolze Regimenter und wie die römischen Legionen selbst lösten sie sich dabei von ihren früheren Banden zu ihrem Volk. Die ganze Gefolgschaft konzentrierte sich auf ihre eigene Truppe und ihren Anführer. Auf dem äußersten linken Flügel führte Aladar nicht etwa nur einen zehn armselige Krieger umfassenden Haufen, sondern er ritt an der Spitze einer dreihundert Mann starken, bis an die Zähne bewaffneten und berittenen Kriegerschar. Sie waren die jüngsten und heißblütigsten, ihre Pferde waren die schnellsten, mit Muskeln bepackt und gertenschlank, mit mächtigen Herzen und Lungen in der stolzen Brust. Aladars Krieger waren die besten von allen, und sie wussten es. Sie knoteten schwarze Fähnchen an ihre Speerspitzen und rote Bänder um ihre Oberarme.
    Die drei Brüder Juchi, Bela und Noyan befehligten etwa achthundert Mann in der Mitte, auf schwereren Pferden. Sie waren mit der Lanze sehr geschickt. Csaba mit seiner dreihundert Mann starken Schar besetzte die rechte Flanke, wo zwischen der Kolonne und den ersten flachen Hügeln zu Füßen der südlich gelegenen Berge ein offenes Feld lag. Dahinter kamen die Truppen von Chanat, Geukchu und Candac mit ihren schussbereiten Kriegern.
    Attila führte das gesamte Heer an, Orestes hielt sich ein wenig hinter ihm zu seiner Rechten, Himmel-in-Fetzen zu seiner Linken.
    Als der chinesische Tross sich in Bewegung setzte, erst langsam, dann schneller, hielt Attila seine Männer kompakt beieinander und vollkommen bewegungslos. Rote Banner nahmen vor ihnen allmählich Gestalt an und blähten sich, während die Armee immer rascher über das hartgefrorene Gras marschierte. Die Hunnen, die sie beobachteten, behielten diesen Moment als einen Augenblick großer Schönheit,aber auch großen Entsetzens im Gedächtnis. Weder die Kutriguren noch die Schwarzen Hunnen hatten je zuvor einem derart riesigen Berufsheer auf offenem Feld gegenübergestanden. Attila lächelte zur Sonne gewandt vor sich hin, als wäre all die Ertüchtigung im Kampf und die gezielte Verbrüderung eine Vorbereitung für genau das hier gewesen. Fast sah es aus, als wäre der Tag bereits gewonnen.
    Denn für diejenigen, die von einem Reich träumen und den Krieg lieben, gibt es keinen schöneren Anblick als ein Heer bewaffneter Krieger im Morgengrauen, deren Banner auf dem Speerschaft flattern. Das silbrige Winterlicht glitzerte auf bronzenen Helmen und damaszierten Schwertscheiden und Kettenpanzern, Pferde malmten mit den Zähnen und warfen den Kopf nach hinten, sodass ihre Mähnen flogen. Das war er, der unsterbliche Kriegskult, dem sich Menschen mit Heldenblut verschrieben haben, seit sie zum ersten Mal die Welt nüchtern betrachteten und feststellten, dass das Leben keinen Sinn hatte, wohl aber durch den Heldentod veredelt werden konnte. Aus dieser Sicht war der Krieg der höchste Ritus des Todes, des ältesten und größten aller Götter.
    Attila hob die Hand und ließ sie in einer einzigen raschen Bewegung herabsausen, vollkommen selbstsicher. Die ganze Schlacht wurde auf diese Weise geführt, als würde

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