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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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kamen sie aus dem Staub über die Ebene geritten. Eine Explosion von Getrommel und Hufgetrappel, die Speere emporgereckt, die Pfeile bereits in die Bogen eingenockt.
    Die alte Priesterin hatte untertrieben, als sie gesagt hatte, es seien tausend, vielleicht zweitausend.
    Viele von ihnen trugen so gut wie keine Kleidung, und das wenige, was sie anhatten, diente nur der Zierde: Sie hatten einige Mühe darauf verwandt, sich für das Töten herauszuputzen. Die Krieger waren von ihren Frauen mit großer Sorgfalt angemalt und dann unter Kriegsgeheul in die Schlacht geschickt worden. Sie hatten sie gebeten, in Blut gebadet zurückzukommen – entweder in dem ihrer Feinde oder in ihremeigenen. «Lasst keinen unserer Männer zurückkehren, der nicht von Blut befleckt!», sangen die Frauen.
    Nun ritten sie auf dieses seltsame Grüppchen verwegener, namenloser Feinde zu. Ihre Körper glänzten unter den bemalten Narben und Striemen, Punkten und Linien, die ihnen ihre Frauen mit Nadeln eingeritzt hatten. Sie hatten Tusche in die offenen Wunden auf ihre Körper tropfen lassen. Sie waren mit Federn und Pelzen behängt, an den Zügeln baumelten die an den Haaren aufgeknüpften Köpfe ihrer Feinde oder wer ihnen eben auf ihren Streifzügen in die Quere gekommen war. Sie hatten sich mit Schärpen aus chinesischer Seide und den blutigen Gewändern abgeschlachteter Priester aus den Städten, die sie dem Erdboden gleichgemacht hatten, geschmückt. Schleierreste getöteter Jungfrauen waren um ihre kräftigen Handgelenke und mächtigen Oberarme gebunden, als Kriegsbeute und Siegeszeichen. Um den Hals trugen sie Reife aus Hasenfüßen, auf ihren Schultern lagen Umhänge aus Büffelfell. Die ranghöchsten Krieger hatten Wolfsköpfe mit weit aufgesperrten Kiefern aufgesetzt und abgeschnittene Wolfsohren als Kette um den Hals gebunden. Wolfsfelle besaßen für sie eine wichtige Bedeutung als Totem. Andere trugen Pelzmützen, die mit Eberzähnen geschmückt waren, wieder andere, Eitlere hatten Haarsträhnen von Frauen in ihr eigenes Haar gewoben.
    Auch die Gesichter waren schrecklich tätowiert und bemalt. Das Blut von Käfern war in grellem Weiß, Ocker und Rot mit der Messerspitze auf Stirn und Wangen aufgetragen worden, die Frauen hatten es in Mörsern zerstoßen. Auf ihrer breiten, haarlosen Brust prangten Zeichnungen von grinsenden Sonnen und Monden und Gesichter mit Schlangen anstelle von Haaren; ihre staubigen Rücken zierten blutige Handabdrücke, die von ihren Kameraden stammten. DieFlanken ihrer Pferde waren mit Vögeln und Fischen dekoriert, außerdem mit ockergelbem Zickzackmuster und rötlichen Handabdrücken, diesmal von Händen, die Sterbenden abgehackt worden waren.
    Einige trugen dunkelblaue Turbantücher von abgeschlachteten Persern, die sie kunstlos um Kopf oder Hals geschlungen hatten, andere Helme aus roher Haut mit Stier- oder Saigahörnern, versehen mit seltsamen Zeichnungen von geheimnisvoller Kraft. Sie hielten ein Bündel Pfeile in der Faust und hatten sich weitere Pfeile zwischen die geschärften Zähne geklemmt – unter ihnen waren auch Kannibalen. Einige hatten ihren Mund blutrot gefärbt, als wäre er noch blutig vom letzten Gemetzel, bei dem sie sich über ihre Opfer gestürzt und gierig deren Blut getrunken hatten.
    Nun kamen sie heulend angeritten. Hinter ihrem erbärmlichen Dorngestrüpp sahen Attila und seine Männer, dass einige der Reiter in obszöner Nacktheit heranritten, abgesehen von Armreifen um ihre mächtigen Handgelenke. Sie gaben ihren Pferden mit glitzernden Fußkettchen aus kostbarem geraubtem Schmuck die Sporen, mörderischen reitenden Huren gleich. Einige trugen nichts als einen Ledergürtel um die Hüfte, an dem neben Skalps Äxte und Schwerter hingen. Sie schwenkten grölend gefährlich gebogene Spitzhacken oder Lassos aus Nesselfasern, einige hatten ihre blanke Haut mit Glasscherben und Schmuckstücken verziert. Viele befanden sich bereits in einem Zustand äußerster Erregung, sie keuchten und hatten die Augen halb geschlossen, voller Vorfreude auf das bevorstehende blutige Gemetzel.
    Attilas Männer hinter dem Dorngestrüpp wussten, wie sie sterben würden, sollten sie gefangen genommen werden. Es würde auf eine schreckliche Weise geschehen, quälend langsam.
    Dies war die Legion der mehreren Tausend, die an jenem Tag unter Kriegsgeheul auf sie zugeprescht kam, Staubwolken aufwirbelnd, die sie nur umso teuflischer erscheinen ließ. Dahinter kamen viele ihrer Frauen und älteren Kinder,

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