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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Fremder.« Mit einem höhnischen Lachen wies er mit seinem Säbel auf ein gewaltiges Felsplateau, das sich vor dem Bergmassiv erhob. Auf dem Plateau erkannte Rupert steinerne Ruinen. »Es ist ein ganz besonderer Ort«, fuhr der Beduine fort. »Diesen lieblichen Palast hat einst der berühmte König Herodes gebaut. Du hast doch von ihm gehört? Nichts liebte er so, als seinen Mitmenschen die Kehle durchzuschneiden.« Noch immer lachend, stieß er Rupert vor sich her zu einem schmalen Pfad, der in Schwindel erregende Höhe führte.
     
     
    Es war ein halsbrecherischer Aufstieg. Der Weg, nicht breiter als ein Gämsenpfad, schlängelte sich an der bröckeligen Felswand empor, nur einen Schritt weiter klaffte der Abgrund. Mit traumwandlerischer Sicherheit erklommen die Pferde der Beduinenkrieger diesen Pfad. Sie gestatteten Rupert jedoch nicht, auf seinem Pferd zu reiten, sondern stießen und zerrten ihn unter höhnischem Gelächter hinauf. Djinn führten sie am Zügel.
    Rupert hatte das Gefühl, dass ihm die Lunge in Stücke zerriss, als sie auf dem Felsplateau anlangten. Es war eine gigantische Anlage, die sich mehr als tausend Fuß über dem Meer erhob. Nach drei Seiten fiel das schroffe Felsplateau in die Tiefe ab und war dadurch fast uneinnehmbar. Auf diesem einsamen Tafelberg inmitten der lebensfeindlichen Wüste hatte Herodes einst eine gewaltige Festung als Zufluchtsort vor seinen aufständischen Gegnern gebaut. Obwohl nun alles in Trümmern lag, zeugten selbst die Ruinen noch von der majestätischen Erhabenheit und Genialität ihres Erbauers. Ein ausgedehnter Palast, ein römisches Badehaus, riesige Lagerhallen, auf der Westseite ein weiterer Palast, große, in den Fels gehauene Wasserzisternen – alles erinnerte an die aufregende Zeit des jüdisch-römischen Krieges, als die Römer gegen die jüdischen Rebellen kämpften.
    Zwischen den Ruinen standen Beduinenzelte. Auf eines dieser Zelte steuerte der Anführer jetzt zu. Ruperts Augen mussten sich an das Dämmerlicht im Inneren des Zeltes gewöhnen, die gleißende Sonne und das helle Felsgestein hatten ihn tagelang geblendet.
    Ein grobschlächtiger Beduine in weitem Gewand hockte zwischen üppigen Kissen. Rupert wurde von seinen Bewachern auf den Boden gestoßen. Sie selbst fielen auf die Knie und berührten mit der Stirn den Boden.
    »Ehrwürdiger Emir, wir haben einen Ungläubigen aufgegriffen. Er sagt, er komme mit einer Botschaft von Sultan Saladin.«
    Mit unbewegtem Gesicht blickte der Emir auf den am Boden liegenden Fremden.
    »Ein Ungläubiger? Wer bist du, dass du es wagst, einen Mann Allahs aufzusuchen, um ihm eine Botschaft eines anderen Mannes Allahs zu überbringen?«
    Rupert fühlte wieder die Spitzen der krummen Säbel an seinem Hals. »Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen! Ich diene nicht dem, dem Ihr dienet, und Ihr dient nicht dem, dem ich diene. Und ich bin nicht Diener dessen, dem Ihr dienet, und Ihr seid nicht Diener dessen, dem ich diene. Euch Eure Religion und mir meine Religion.«
    »Bei Allah«, entfuhr es dem Emir. »Das war der Wortlaut der hundertneunten Sure der Heiligen Schrift! Ihr seid des Korans kundig und doch kein Muselmane?«
    »So ist es, Herrscher der Wüste, Sohn des gelben Löwen. Mein Respekt vor Eurer Religion lässt mich den Weg finden, Euch die Botschaft von Sultan Saladin zu überbringen.«
    »Saladin«, schnaubte Rasul verächtlich. »Will er mich in die Knie zwingen? Ich weiß, ihm passt es nicht, dass ich mich mit den Schiiten verbündet habe. Er hat Angst um seine Macht und er hat allen Grund dazu. Ich will seine Botschaft nicht hören, ich will mich ihm nicht unterwerfen. Seine Tage sind gezählt und dann steigt mein Stern am Himmel des Reiches Allahs auf. Du hast diesen Weg umsonst gemacht, fremder Ungläubiger. Durch deinen Mund spricht der Teufel, der mir die Sinne verwirren will. Im Heiligen Buch Allahs steht in der zweiten Sure über die Ungläubigen: Wenn sie mit den Gläubigen zusammentreffen, so sprechen sie: ›Wir glauben‹; sind sie jedoch allein mit ihren Satanen, so sprechen sie: ›Siehe, wir stehen zu Euch und treiben nur Spott.‹ Ich werde mich nicht von dir verspotten lassen, Fremder. Werft ihn die Felsen hinunter, dass seine Gebeine zerschmettern wie ein Tonkrug in der Ausfülle.«
    Die Wächter zerrten Rupert brutal auf die Beine und stießen ihn aus dem Zelt. Er versuchte sich den harten Griffen zu entwinden und riss sich los. Mit einer heftigen Bewegung schlug er die Türmatte

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