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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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nun von seiner feindlichsten Seite.
    Langsam legte er seinen Umhang ab und ließ ihn auf den steinigen Strand fallen. Dann öffnete er die Gürtelspange, zog Tunika, Hemd, Stiefel und Hosen aus. Er spürte die Sonne auf der Haut, atmete den seltsamen heißen Duft ein, der dem Wasser entströmte. Dann stieg er mit verhaltenen Schritten ins Meer. Unter seinen Füßen zerbröselten helle Salzkrusten, das Wasser fühlte sich an wie flüssiges Blei. Bald benetzte es seine Oberschenkel, die Hüften. Eine besonders große Salzkruste auf dem Grund ließ ihn straucheln. Er bäumte sich erschrocken auf, als es ihm die Beine wie von Geisterhand unter dem Körper wegzog und er rücklings in die salzigen Fluten fiel. Er ruderte hilflos mit den Armen und verspürte einen kräftigen Auftrieb. Wasser schwappte über sein Gesicht, das Salz brannte heftig in seinen entzündeten Augen und auf seinen aufgesprungenen Lippen. Er fluchte laut und versuchte zu schwimmen. Es war ihm unmöglich! Unsichtbare Hände rollten seinen Körper bald auf den Bauch, bald auf den Rücken, ohne dass er selbst im Wasser richtig eintauchte. Verzweifelt versuchte er, Grund unter den Füßen zu erlangen. Vergeblich!
    Er fuhr herum, als er vom Strand her ein dröhnendes Lachen vernahm. Eine Hand voll in weiße Gewänder gekleidete Reiter hatte sich ihm genähert, während er gegen das verhexte Wasser kämpfte. Und zu seinem Ärger hielten sie sein Pferd fest.
    »Was ist das für ein seltsamer Vogel, der sich freiwillig einpökelt?«, höhnte einer der Reiter. Sein Pferd war prächtig gezäumt und unterschied sich darin von den anderen Pferden.
    Rupert war wütend, auf sich selbst, weil er das Nahen der Reiter nicht bemerkt hatte, auf dieses trügerisch schöne Meer mit dem verzauberten Wasser, auf die Unverschämtheit dieser Wüstensöhne, die ihm hier so überlegen waren.
    Nur mühsam gelang es ihm, seine Füße auf den Grund zu bekommen. Unter dem höhnischen Gelächter der Beduinen watete er an Land. Kaum war er dem schlierigen Wasser entstiegen, zogen sie ihre Krummsäbel und richteten sie auf seinen Hals.
    »Wer bist du?«, bellte ihn der Anführer des Trupps an.
    Rupert verzog unwillig die Mundwinkel. »Ist das die berühmte arabische Gastfreundschaft, einen Fremden zu empfangen?«
    Der Anführer ließ langsam seine Augen über Ruperts Körper wandern. Seinem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass ihm gefiel, was er sah. Plötzlich stutzte er und stieß einen überraschten Laut aus. Er beugte sich sogar über den Hals seines Pferdes, um Ruperts Männlichkeit genauer in Augenschein zu nehmen. »Du bist nicht beschnitten, Fremder!«, stellte er verwundert fest. »Du bist kein Muselmane und auch kein Jude, wenngleich du doch aussiehst wie ein Sohn der Wüste. Deine Haut hat die Farbe von Kupfer, dein Haar die Farbe von Marabufedern. Und deine Augen glühen wie die Diamanten der Unterwelt. Und dieses Pferd…«
    Ruperts Augen schleuderten zornige schwarze Blicke. »Das sage ich dir, wenn ich mich angekleidet habe. Willst du mich demütigen, indem du mich nackt stehen lässt?«
    Die Säbelspitzen zogen sich etwas zurück, sodass Rupert nach seinen Kleidern greifen konnte. Ohne besondere Eile kleidete er sich an.
    »Ein Ungläubiger«, stellte der Anführer kopfschüttelnd fest. »Eigentlich sollten wir ihn gleich wieder ins Meer werfen, damit sein gottloser Körper vom Salz zerfressen wird. Aber ich habe das untrügliche Gefühl, dass Allah ihn uns aus einem ganz bestimmten Grund in die Arme geschickt hat.«
    »Du irrst dich nicht, Sohn der Wüste. Denn Allah hat einiges mit dir vor. Ich bin der Schlüssel dazu.«
    Wieder lachte der Anführer schallend und zeigte zwei beeindruckende Reihen weißer Zähne. »Du, Ungläubiger?«
    »Allahs Wege sind unerforschlich«, entgegnete Rupert ruhig. »Und kein Mensch sollte Allahs Willen zu ergründen versuchen, sondern ihm bedingungslos gehorchen.«
    Er sah, wie verunsichert der Anführer der Reiter für einen Augenblick wurde. Doch er fasste sich sofort und zog zornig seine Augenbrauen zusammen. »Du hast eine kühne Zunge, Fremder. Fürchtest du nicht, dass du sie schnell verlieren kannst?«
    Rupert zuckte gleichmütig mit den Achseln. »Dann wird Emir Rasul nicht die Botschaft vernehmen können, die ich ihm von Sultan Saladin überbringe.«
    Der Reiter richtete sich auf und blickte spöttisch auf Rupert herab. Im gleichen Moment verspürte Rupert eine Säbelspitze in seinem Rücken. »Nun, dann sei mein Gast,

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