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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Wasser. Es reichte kaum zum Trinken, geschweige zum Waschen. Er fühlte sich schmutzig und krank. Immer wieder lauschte er, doch es blieb weiter ruhig. Die Festung schien verlassen.
    Er musste sich selbst befreien, wollte er nicht in diesem Loch verdursten. Einige Zeit versuchte er zu meditieren, den Rest seiner Kräfte zu sammeln. Er entledigte sich seiner Kleidung, knotete Hose, Hemd und Tunika zusammen, riss seinen Mantel in Streifen und drehte daraus ein dickes Seil. Das Ende verknotete er mit einem Stein, der am Boden der Zisterne lag. Dann warf er den Brocken in die Öffnung der Wand. Er brauchte mehrere Versuche dazu, bis der Stein über die Wandung fiel und sich verkeilte. Rupert zog sich mühsam daran hoch und spähte vorsichtig über die Ebene. Er sah keinen Menschen. Entschlossen sprang er auf eine Mauer, zog seine Sachen heraus und packte sie unter den Arm. Er musste erst erkunden, was geschehen war. Saladin war tot! War das der Grund, warum der Emir die Festung aufgegeben hatte?
    Doch die Festung war nicht aufgegeben. Auf dem Mauervorsprung zur Westseite stand eine Wache. Rupert nahm einen Stein in die Hand, schlich sich von hinten an den Mann heran und zertrümmerte ihm mit einem Schlag den Schädel. Einen zweiten Mann schlug er am Wachposten der Ostseite nieder, einen dritten, der den Pferdestall bewachte. Weitere Männer konnte Rupert nicht finden. Dafür stellte er erleichtert fest, dass Djinn neben zwei anderen Pferden im Stall stand. Er war gut gefüttert und gepflegt. Auch sein Gepäck fand Rupert achtlos in die Ecke des Lagerhauses geworfen. Er sattelte Djinn, packte seine wenige Habe zusammen und suchte nach Wasser. Plötzlich vernahm er Stimmen vom Pfad her, der sich vom Meer zur Festung schlängelte. War es Emir Rasul, der mit seinen Männern zurückkehrte?
    Lautlos führte Rupert Djinn aus dem Stall, schwang sich auf seinen Rücken und ritt zur Westseite. Dort befand sich ein aufgeschütteter Wall, den einstmals die römischen Legionäre gebaut hatten, um die Festung einzunehmen. Über diese Schanze flüchtete er in die Wüste hinein. Er brauchte einen Vorsprung, denn Rasul würde schon bald die Leichen seiner Wachposten finden.
    Rasul tobte, als er die Flucht seines Gefangenen bemerkte, und ließ Rupert eine Weile verfolgen, doch dann brach er die Jagd ab. »Er wird nicht durch die Wüste kommen«, meinte er achselzuckend. »Kein Ungläubiger kommt allein durch die Wüste. Den Geiern wird er schmecken.« Sie lachten und wendeten ihre Pferde. »Wir haben jetzt andere Aufgaben. Im Namen Allahs, holen wir uns unseren Teil!«
     
     
    Die Wüste umfing Rupert mit seiner trockenen Unendlichkeit, die ihn bedrückte. Sein einziger Vorteil war, dass Djinn ausgeruht und in guter Verfassung war, im Gegensatz zu ihm. Der wochenlange Wassermangel hatte seinen Körper geschwächt, seine Widerstandskraft herabgesetzt. Überall glaubte er Wasser zu sehen, spiegelnde Flächen, Seen, er hörte glucksende Quellen, die Zunge klebte an seinem Gaumen, in seinem Kopf dröhnte es. Gott schuf die Wüste, damit es einen Ort gebe, darinnen er in Ruhe lustwandeln könne. Gott, wo bist du?
    Die Sonne zog ihre Bahn über den milchigen Himmel, irgendwo erklang der heisere Schrei eines Tieres.
    Ich werde wahnsinnig, hämmerte es in ihm. Er hustete und würgte trocken. In Mund und Ohren verspürte er Sand, seine Nase fing an zu bluten. Wasser, ich brauche Wasser!
    Am Himmel kreisten zwei Gänsegeier auf der Suche nach einer geeigneten Beute. Um ihn herum dehnte sich die Wüste. Er versuchte, sich am Stand der Sonne zu orientieren. Er musste zurück ans Meer, dort gab es vielleicht ein Rinnsal, eine Oase. Doch wo befand er sich? Die Wüste sah gleichförmig aus, wohin er auch blickte. Ihm schoss der irrwitzige Gedanke durch den Kopf, ob Allah vielleicht doch Rache an ihm nahm. Und was würde aus Djinn werden? Djinn, er könnte seine Rettung sein. Er könnte sein Blut trinken. Und dann? Ohne Pferd wäre er in dieser Felswüste verloren.
    Er fing an zu keuchen und zu röcheln, seine Lippen sprangen auf, seine Zunge fühlte sich unförmig und geschwollen an. Vor sich sah er einen grünen Wald, eine Burg. Ein kleines Mädchen kam ihm entgegengelaufen. »Da bist du ja, Rupert«, rief sie. »Wo hast du solange gesteckt? Wir wollen doch lesen üben.« Er streckte die Hand nach ihr aus, doch da war ein Mann mit einer Krone auf dem Kopf. Er blickte vorwurfsvoll. »Ich dachte, du wärst mein Freund.« Und wieder verschwand die

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