Der schwarze Magier
geschnittenen Wollhose und einer schlichten blauen Tunika übrig, die sie in der Taille gegürtet hielt. Rupert musterte sie. Er blieb vorsichtig, obwohl ihn diese seltsame Enthüllung faszinierte.
Lady Gwendolyn winkte einen Diener herbei, der auf einen grob behauenen Holztisch einen Krug Wein und zwei Becher stellte. Gwendolyn schenkte selbst ein und hob den Becher. »Trinkt mit mir auf meinen Sieg«, sagte sie zu Rupert.
Er blieb stehen und blickte auf sie herab. »Warum sollte ich das? Es ist nicht mein Kampf.«
Gwendolyn hob ein wenig irritiert die Augenbrauen. »Das sollte es aber. Oder wäre es Euch lieb, in die Hände der Franken zu fallen?«
Rupert hob die Schultern. »Es ist mir gleich, wo ich bin. Niemand legt Hand an mich, ganz gleich, auf wessen Land ich mich befinde. Ich komme aus freien Stücken und gehe aus freien Stücken.«
Lady Gwendolyn stellte den Becher ab, ohne etwas getrunken zu haben. »So etwas ist mir aber noch nicht untergekommen«, meinte sie halb erstaunt, halb tadelnd. »Ihr seid mein Gefangener!« Verärgert schaute sie in Ruperts lachendes Gesicht.
»Eben noch sagtet Ihr, ich solle Euer Gast sein. Ändert Ihr so schnell Eure Meinung?«
Sie schnaufte wütend. »Ich wollte Eure Gefangenschaft nur etwas angenehmer gestalten, indem ich Euch in mein Zelt bat. Aber wenn Ihr darauf keinen Wert legt, könnt Ihr gern draußen zwischen den Pferdeäpfeln verweilen.«
Rupert trat näher. Jetzt wurde der Größenunterschied zwischen ihnen noch deutlicher und er blickte auf Gwendolyn herab wie auf ein unartiges Kind. »Allein Euch aus der Rüstung steigen zu sehen, war mir bereits eine Freude«, gurrte er leise. »Ich kann mir sehr gut vorstellen, was sich meinen entzückten Augen bietet, wenn Ihr diese unkleidsamen Stoffe ablegt.«
Gwendolyn war für einen Augenblick sprachlos und schnappte nach Luft. Doch ihre Empörung blieb in ihrer Kehle stecken, als sie in seine schwarzen Augen blickte. Ein Schauder durchfuhr sie und sie hielt sich an der Kante des Tisches fest. Rupert bemerkte ihre Schwäche und sein Grinsen wurde breiter. »Keine Bange, ich vergreife mich nicht an prügelnden Jungfern. Außerdem habe ich im Orient ein Übermaß an Liebesfreuden genossen, dass es bis an mein Lebensende reichen würde.«
Heftige Röte schoss in Gwendolyns Gesicht, doch sie beherrschte sich erstaunlich schnell. Sie warf ihm einen kühlen Blick zu. »Ihr scheint nicht Tod noch Teufel zu fürchten«, bemerkte sie bissig.
»Stimmt, denn keines von beiden ist hier. Ich sehe nur pralles Leben und einen entzückenden Engel. Allerdings einen mit Schwert wie Erzengel Gabriel. War das Eure Idee mit der Rückendeckung durch einen kleinen Trupp Ritter?«
»Allerdings. Man muss ja mit allen Tücken des Feindes rechnen und ich lasse mir nicht gern in den Rücken fallen. An jeder Flanke und im Rücken je zwölf Ritter, die mir Bewegungsfreiheit gestatten; in der zweiten Linie die Bogenschützen, davor die Reiter mit Lanzen.«
»Eine ungewöhnliche Aufstellung«, gab Rupert zu.
Ein stolzes Lächeln flog über Gwendolyns Gesicht. »Ist meine Erfindung.« Sie verlor augenblicklich ihre Reserviertheit und schob die Becher auf dem Tisch hin und her. »Schaut! Vorn die Reiter, dahinter die Schützen. Der Feind greift frontal an, meine Reiter greifen nur an den Flanken an, teilen sich und flüchten hinter die Bogenschützen. Ehe es richtig zum Kampf kommt, sind die Reiter seitlich ausgewichen und der Feind wird mit einem Pfeilhagel empfangen. Der größte Teil von ihnen wird außer Gefecht gesetzt und ich schone meine eigenen Leute. Dann teilt sich die Reihe der Bogenschützen und die Reiter brechen aus der Mitte und an den Flanken hervor und kreisen den Feind ein. Der Rest ist eine Kleinigkeit. Ihr habt es eben gesehen.« Jetzt nahm sie den Becher wieder auf.
»Meine Hochachtung«, erwiderte Rupert und nahm ebenfalls seinen Becher. »Auf Euren Mut und Euren klugen Geist, Mylady!«
»Nun kennt Ihr meine Strategie, de Cazeville, deshalb kann ich Euch nicht mehr gehen lassen. Die Franken sind noch nicht geschlagen. Ich kann es mir nicht erlauben, dass Ihr die Seiten wechselt.«
»Ich werde die Seiten nicht wechseln, weil es nichts zu wechseln gibt. Ich stehe nicht auf Eurer Seite, Mylady, ich stehe außerhalb.«
Sie schüttelte entschieden den Kopf, dass ihre kastanienroten Locken flogen. »Das geht nicht. Man steht immer auf irgendeiner Seite.«
»Ich nicht.«
»Dann seid Ihr der erste Mensch, der außerhalb der
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