Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
Vom Netzwerk:
erwiderte Rupert und sprang vom Pferd. Die Nonne wich zurück und ihre Augen weiteten sich. Es war keine Angst, die Rupert darin sah, sondern Fanatismus, Wahnsinn, abgrundtiefer Hass. Er packte sie an ihrem Kittel, stieß sie zu einem Baum und warf sie gegen den Stamm. Mit einem Strick fesselte er ihre Hände und zwang sie auf die Knie. »Betet zu Eurem Gott, dass ich Euch nicht der Falschheit überführe«, knurrte er.
    »Was habt Ihr vor?«, kreischte sie.
    »Ich werde Euch einer Probe unterziehen«, erwiderte Rupert. »Eine Probe auf Eure Rechtschaffenheit.« Er grinste in stiller Vorfreude. Die schwarze Lust in seinem Bauch kroch in seine Eingeweide, in sein Herz und in sein Hirn.
    Er fesselte sie an den Baum. Schwester Yolande kniete davor, das Gesicht an die rissige Borke gedrückt. Sie hielt die Augen geschlossen und murmelte etwas, was ein Gebet, aber auch ein Fluch sein konnte. Ungerührt packte Rupert ihren Kittel und riss ihn entzwei. Die Haut war ungesund grau und stellenweise mit rötlichen Kratzekzemen überzogen.
    Angewidert betrachtete er sie. »Wann habt Ihr Euch das letzte Mal gebadet, Schwester?«, fragte er.
    »Satan!«, keifte sie. »Elende Höllenbrut!«
    Er grinste. »Stimmt, nur wohnt der Satan in Euch. Und er macht, dass Ihr andere Menschen ins Verderben stürzt. So wie die kleine Demoiselle Catherine. Der Ihr solche Angst vor den Männern eingejagt habt, dass sie sich nach der Hochzeitsnacht das Leben nahm. Aus Schande, weil sie den Geschlechtsakt für etwas Verwerfliches hielt. Selbst den ehelichen!«
    »Ist er ja auch!«, heulte Yolande auf. »Satan! Satan! Es ist die Sünde des Fleisches, es ist ein Teufelswerk!«
    »So?«, höhnte er. »Habt Ihr noch nie das Bedürfnis danach verspürt?«
    »Luzifer! Wie könnt Ihr so etwas fragen?«
    »Ihr sprecht über Dinge, die Ihr nicht verstehen könnt. Oder doch?«
    Yolande drehte den Kopf zur Seite und presste die bebenden Lippen zusammen.
    Rupert piekste mit dem Finger gegen ihren schlaffen Bauch. »Ich gehe jede Wette mit Euch ein, dass Ihr keine Jungfrau seid. Für mich als Arzt ist es nicht schwer, das festzustellen. Ich wette sogar, dass Euer Körper ein Kind getragen hat. Wo ist es? In der Abfallgrube? War es tot oder habt Ihr es eigenhändig umgebracht?«
    »Teufel, elender Teufel!«, schrie sie wieder. »Dafür werdet Ihr ins Fegefeuer kommen!«
    »Irrtum, liebe Schwester, für Eure gespaltene Moral werdet Ihr die Unterwelt beehren. Aber das wisst Ihr ja auch so. Wenn Ihr nicht in der Lage seid, Eure Keuschheit zu erhalten und Eure Gelüste zu unterdrücken, dann ist das allein Eure Sache. Aber wenn Ihr bei anderen verteufelt, was Ihr doch selbst offensichtlich so mögt, dann ist das eine ganz andere Sache. Und wenn Ihr arme, unschuldige Mädchen damit derart vergiftet, dass sie sich lieber das Leben nehmen, als mit ihrem Ehemann die Freuden der Liebe zu genießen, dann ist es wirklich eine Teufelei.« Er blickte sie lange und nachdenklich an. »Es steht mir nicht zu, Euch zu strafen, auch wenn es mir unheimlich in den Fingern juckt. Das wird Euer Gott übernehmen. Allerdings finde ich, dass dieser reizende Anblick nicht nur mich verschrecken sollte.«
    Rupert warf einen letzten verächtlichen Blick auf die Schwester. Die Brüder würden sie finden, wenn sie am Abend hinüber zur Kapelle gingen. Dann drehte er sich um und ging zur Quelle, um sich gründlich zu waschen. Er pfiff seinen Hengst herbei, der ihm willig folgte.
    »Weißt du, mein Alter, mir ist speiübel. Es macht Catherine nicht wieder lebendig. Und trotzdem fühle ich mich besser. Kannst du das verstehen?«
    Das Pferd nickte mit seinem edlen Kopf und blickte mit seinen schwarzen Augen auf seinen Herrn herab. Rupert trocknete sich gründlich ab, kleidete sich wieder an und packte die Satteltasche ein. Dann schwang er sich auf Djinn und ritt davon.

Die normannische Lady
     
     
     
    Seit Tagen schon ritt Rupert durch Grafschaften und Herzogtümer von Marseille aus nach Norden. Es war eine gefahrvolle Reise, denn überall musste er sich Wegelagerern erwehren, die in Form von Räubern, Soldaten und obskuren Rittern seine Weiterreise zu verhindern versuchten, Lösegeld von ihm erpressen wollten oder schlichtweg nur mit einem Kanten Brot zufrieden waren. Er bereute, dass er nicht doch von Limassol aus ein großes Schiff bestiegen hatte, das ihn auf dem Seeweg nach England gebracht hätte. Doch soviel er in Erfahrung gebracht hatte, gab es kaum Schiffe, die diese Route wählten,

Weitere Kostenlose Bücher