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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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musterte ihn aus der Klappe seines Visiers heraus. Die Sonne stand ihm im Rücken, sodass Rupert ihn nicht richtig erkennen konnte.
    Der Ritter sprang vom Pferd und Rupert bemerkte, wie klein und zierlich, fast knabenhaft er wirkte. War ein Kind Anführer dieses Heeres? Er wurde der Antwort enthoben, als der Ritter seinen Helm abnahm. Eine wallende, rotbraune Mähne quoll darunter hervor und er blickte in ein ebenmäßiges Mädchengesicht mit braunen Augen und Sommersprossen auf der Nase. Ihre vollen, sanft geschwungenen Lippen formten sich zu einem spöttischen Lächeln.
    »Ein Spion? Er sieht eher wie ein Vogelfänger aus.«
    Die umstehenden Ritter lachten dröhnend. Rupert schwieg und verzog keine Miene. Nur seine schwarzen Augen blickten abwartend auf dieses Mädchen herab. Sie schob das Schwert mit einem geübten Griff wieder in die Scheide. »Er macht mir keine Angst. Wer seid Ihr?«, fragte sie wie beiläufig.
    Rupert war nicht gewillt zu antworten. Er war nicht ihr Gefangener.
    »Ich warte«, sagte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Worauf? Dass ich diesen komischen Vogel wegfange?« Er deutete mit der Hand auf sie und hatte die Lacher auf seiner Seite.
    »Was erlaubt Ihr Euch?«, schnaubte sie wütend und ihre Hand fuhr fast automatisch zum Griff ihres Schwertes.
    »Ist das alles, was Ihr könnt, Euch herumprügeln wie ein Lanzenknecht?« Ruperts Lippen verzogen sich sarkastisch. »Was haltet Ihr von Gastfreundschaft, von Höflichkeit, von weiblicher Demut?«
    »Weibliche Demut?« Das Mädchen lachte auf und warf mit einem übermütigen Schwung ihren Helm einem der umstehenden Knappen zu. »Wieso muss eine Frau demütig sein? Ich verteidige mein Land gegen diese fränkischen Hunde, soll ich das mit Demut machen?« Sie spuckte verächtlich aus. »Das hattet Ihr wohl nicht erwartet, dass eine Frau zum Schwert greift, um die Eindringlinge zu vertreiben?«
    »Der Schluss lag nahe«, erwiderte Rupert kühl. »Solche mickrigen Ritter gibt es nicht, die in diese Rüstung gepasst hätten.«
    Wieder lachten die Ritter und jetzt flog eine heftige Röte über ihr Gesicht. »Das sollt Ihr mir büßen!«, schnaubte sie.
    »Gut, aber entscheidet Euch, ob Ihr mich mit dem Schwert oder mit der Zunge verletzen wollt.«
    Sie standen sich ganz nahe und er sah, dass in ihren braunen Augen grüne Pünktchen wie Sterne funkelten. Sie hatte einen Silberblick, der ihrem hübschen Gesicht jedoch nicht zum Nachteil gereichte. Sie hielt seinem Blick stand, so als müsse sie ihn ergründen. Ihr Blick war zornig, abschätzend, doch dann wurde er fragend, neugierig.
    Seine Mundwinkel zuckten verräterisch, als er sich zu ihr herabbeugte. Trotz ihres verwegenen Aussehens war sie ungemein verführerisch und schön. Und in ihrem Blick entdeckte er Kraft und Widerstand. Sie wollte kämpfen. Sollte sie ihren Kampf haben.
    »Viele Frauen unserer Ahnen waren Kriegerinnen. Daran ist nichts Ungewöhnliches. Es hätte mich gewundert, wenn sich Euer keltisches Blut in kraftloses Wasser verwandelt hätte.«
    Sie hob wieder die Augenbrauen und trat einen Schritt zurück. Die Nähe dieses Mannes raubte ihr den Atem. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen und ihr Blick blieb an seinen Lippen haften.
    »Unserer Ahnen? Ihr seid also auch ein Nachkomme…«
    »… der Normannen, weiter nichts. Mein Name ist Rupert de Cazeville, Mylady.« Er deutete eine leichte Verbeugung an.
    »Lady Gwendolyn, Tochter eines Normannen.« Auch sie senkte den Kopf und ein verschmitztes Lächeln flog über ihr Gesicht. »Das heißt aber nicht, dass wir Verbündete wären.«
    »Gegen wen? Gegen die Franken?«
    »Gegen den Rest der Welt.«
    »Wollt Ihr Euch mit der ganzen Welt anlegen?«, fragte er belustigt. »Ich glaube, die Franken reichen Euch schon.« Er zeigte auf das Schlachtfeld. Die Franken hatten sich in ihr Lager zurückgezogen. Bei Tagesanbruch würden sie einen neuen Angriff starten.
    »Seid mein Gast in meinem Zelt, Sire. Wir können uns bei einem saftigen Braten und einem Becher Wein noch weiter über Kriegsstrategie unterhalten. Im Augenblick sehne ich mich danach, aus diesem Folterinstrument herauszukommen.« Sie öffnete die Riemen ihrer Rüstung, während sie, ohne sich umzuschauen, auf eines der Zelte zuging. Rupert folgte ihr, wie auch zwei der Knappen, die ihr beim Entkleiden behilflich waren.
    Nachdem sich die streitbare Lady mit Hilfe ihrer Knappen aus der Rüstung geschält hatte, blieb ein schlanker, biegsamer Mädchenkörper in einer braunen, eng

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