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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Rupert auf, seinen endlich zu leeren. »Und wo wart Ihr, als ich krank und allein vor den Mauern Jerusalems stand? Wie ein Gespenst seid Ihr mir eines Nachts erschienen und ebenso wieder verschwunden.«
    Rupert grinste über den Rand seines Bechers. »An der Seite Sultan Saladins. Ich habe ihn vom Vorteil eines Friedensvertrages überzeugt.«
    Richard warf ihm einen strafenden Blick zu. »Ja, ja, Ihr seid nicht anders als Bischof Gautier, der meine Armee aufgehetzt hat, mir nicht mehr zu folgen, sondern diesen Vertrag zu schließen.«
    »Ein vernünftiger Mann«, erwiderte Rupert und beugte sich zu Richard vor. »Und wenn Ihr nachdenkt, dann müsst Ihr im Nachhinein dankbar sein. Niemals hättet Ihr Jerusalem erobern können!«
    »Ich habe Gott gerufen, warum er mich verlassen hat. Und ich habe Euch gerufen. Warum habt Ihr mich verlassen?«
    »Damit Ihr endlich zur Vernunft kommt und Euch um das kümmert, was wichtiger war als Jerusalem – Euer Königreich!«
    »Wenn Ihr gewusst hättet, was mich auf dieser Rückfahrt erwartet, hättet Ihr dann auch so gehandelt? Wo blieb da Eure gerühmte Fähigkeit, die Zukunft zu sehen?«
    Rupert schüttelte energisch den Kopf. »Das meiste, was Euch zustößt, ist kein unabwendbares Schicksal, sondern Ergebnis Eurer Leichtfertigkeit und Überheblichkeit. Feinde werden nicht geboren, man macht sie sich. Und Ihr habt keine Gelegenheit dazu ausgelassen.«
    Der König schwieg verstimmt. Er hätte tatsächlich damit rechnen müssen, dass Herzog Leopold sich rächen würde nach der Schmach von Akkon, als Richard ihn von der Beutezuteilung ausgeschlossen hatte. Trotzdem, wie konnte dieser Leopold denn so kleinlich sein? Gleich darauf heiterte sein Gemüt wieder auf. »Wisst Ihr, dass ich richtige Seeräuber gedungen hatte, mich nach Europa zu bringen?« Er schlug sich lachend auf die Schenkel und amüsierte sich über Gwendolyns kugelrunde Augen. »Da staunt Ihr, was? Euer König ist ein verwegener…«
    »… Abenteurer«, ergänzte Rupert. »Immer bereit, andere das Kopfschütteln zu lehren.«
    Richard grinste. »Eigentlich wollte ich in Marseille anlanden, dort, wo einst dieser Kreuzzug begonnen hatte. Ich hatte Zypern an Lusignan übergeben, bin dann mit dem Rest meiner Flotte aufgebrochen. Wie bei der Hinfahrt war auch diesmal der Meergott gegen uns, es war stürmisch und ich verlor einen großen Teil meiner Schiffe. Kurz vor Marseille erfuhr ich, dass man mir einen besonderen Empfang im Languedoc bereiten wollte. Da beschloss ich, umzukehren. Vor Korfu griffen mich zwei Piratenschiffe an.«
    Gwendolyn rutschte aufgeregt auf ihrem Stuhl hin und her und vergaß, sich damenhaft zu benehmen. Ihre Augen hingen an Richards Lippen, um kein Wort zu verpassen. »Wie aufregend«, flüsterte sie. Ihre Hände hielt sie zu Fäusten geballt, als würde sie einen Schwertgriff umklammern. Rupert war sich sicher, dass sie alles gegeben hätte, um bei diesem Abenteuer dabei zu sein. Er lachte still in sich hinein und empfand ein seltsam kribbelndes Gefühl für sie.
    »Als sie meine Standarte erkannten, zögerten sie mit dem Angriff. Ja, auch bei den Piraten hatte ich bereits einen Namen und hohes Ansehen!« Er klopfte sich mit der flachen Hand auf den Brustkorb. »Wir waren uns schnell einig. Mit einer Hand voll Getreuer stieg ich um auf eines der Piratenschiffe. Balduin von Bethune war dabei, mein Kaplan Anselm, einige Templer.«
    »Fürwahr eine treffende Besatzung für ein Piratenschiff«, warf Rupert ein. Gwendolyn hielt die Luft an ob dieser Unverschämtheit, doch Richard lachte nur.
    »Wir fuhren entlang der dalmatinischen Küste die Adria hinauf. Der Weg über Frankreich war mir ja versperrt, also musste ich über Land nach England zurück. Mir blieb gar nichts anderes übrig.« Es klang fast wie eine Entschuldigung und er hob schuldbewusst die Augen zu Rupert.
    »Auf diese tollen Piraten war Verlass«, lachte Richard. »Sie brachten uns bis nach Zara, wo wir an Land gingen und uns nordwärts wandten. Leider kannte ich mich in diesem Land nicht so gut aus. Hätte ich geahnt, dass ich mich auf dem Gebiet des Grafen Meinhard von Görz befand… Er war ein Vasall Herzog Leopolds. Ich gab mich zwar als Handlungsreisender aus, aber offensichtlich war ich nicht sehr überzeugend.« Seine Hand strich nun wohlgefällig über seinen gestutzten Bart. »Ausgerechnet ein Normanne wurde mir zum Verhängnis.« Richards Augen blitzten Lady Gwendolyn an, die sich entsetzt die Hand vor den Mund hielt.

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