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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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nicht, dass ich dich liebe?« Rupert rührte sich nicht, seine glühenden Augen lagen noch immer in den Augen des Königs. »Du bist mir ein Freund geblieben über all die Jahre. Du hast dich mir widersetzt, du warst mit mir selten einer Meinung und ich habe nicht auf dich gehört. Ich habe nicht begreifen wollen, dass du frei sein musst wie der Adler in den Lüften. Dass selbst ein goldener Käfig dein Tod wäre.« Er ließ sich auf die Fersen sinken und blickte fast flehend zu Rupert auf. »Und als du nicht mehr da warst, spürte ich eine furchtbare Leere in mir, eine schreckliche, unheildrohende Dunkelheit. Und dann… dann ist es wieder über mich gekommen, diese Lust, diese Triebhaftigkeit.«
    »Ihr habt wieder gesündigt, Sire«, stellte Rupert fest. Seine Stimme klang leise und rau. »Und Ihr habt Euch wieder öffentlich gedemütigt.«
    »Vielleicht wäre das alles nicht geschehen, wenn wir uns nicht getrennt hätten.«
    Er sprang plötzlich auf die Füße und zog Rupert zu sich heran. Seine Hände strichen über Ruperts geraden Rücken und krallten sich dann im schwarzen Stoff seines Gewandes fest. Die Muskeln seines Unterkiefers arbeiteten, Rupert spürte den heftigen Herzschlag des Königs an seiner Brust. Langsam, fast zögerlich hob Rupert die Hände und legte sie Richard auf die Schultern. Er zog ihn in seine Arme, streichelte seinen Rücken und berührte mit seiner Wange Richards rotblondes Haar. »Was wünscht Ihr, Sire?«, fragte er leise. »Die Peitsche auf Euren Rücken, liebkosende Lippen an Euren Lenden, eine Vereinigung zweier glühender Körper?« Er spürte Richard erschauern.
    »Alles«, wisperte er. »Alles, alles, was aus den Abgründen der Hölle kommt.«
    Mit einem sarkastischen Lächeln schob Rupert ihn zum Bett und drückte ihn auf die Matratze. »Dann schaut mir tief in die Augen und folgt mir in das Reich der schwarzen Lust.«
    Um den König versank die Welt in dunklem Nebel, ein Mantel aus Feuer und Hitze legte sich über ihn. Er sah die schwarzen Augen des Teufels mit dem darin flackernden Feuer und stöhnte unter dem Druck einer abgrundtiefen Lust auf, die sich seines Körpers bemächtigte.
     
     
    Seit den frühen Morgenstunden hatten sie gejagt. Das Kläffen der Hunde und Stampfen der Pferdehufe zog sich wie eine Spur durch die Wälder und Hänge entlang des Flusses. An den Sätteln der Jagdbegleiter hing die Beute der Hatz.
    Richard hob die Hand und die Reiter zügelten ihre Pferde. »Nehmt das Wildbret und bringt es in die Schlossküche. Es soll eine Bereicherung des Festmahles sein.«
    »Schon wieder ein Fest?«, fragte Rupert.
    »So ist es, mein Freund. Es ist mir ein Herzensbedürfnis, etwas wieder gutzumachen.« Rupert hob die Augenbrauen, doch er schwieg. »Bleib bei mir«, sagte Richard, als die Jagdbegleiter davonpreschten. »Ich möchte mit dir noch etwas allein sein.«
    Sie wendeten ihre Pferde. Schweigend ritten sie eine Weile nebeneinander her. Keiner von beiden hatte einen Blick für die Landschaft, jeder hing seinen Gedanken nach. Die Sonne stand bereits im Zenit und der Schweiß lief ihnen ins Gesicht. Jenseits des Flusses läutete eine Glocke. Überrascht öffnete Richard die Augen und blickte sich zu Rupert um. Dessen Blick schien durch den König hindurchzugehen.
    Richard zügelte sein Pferd und deutete auf eine Gruppe von Bäumen mit weit ausladenden Kronen. »Lass uns ein wenig rasten.«
    Sie saßen ab und ließen ihre Pferde grasen. Richard setzte sich auf den Boden und lehnte sich gegen den mächtigen Stamm. Rupert nahm neben ihm Platz und schenkte zwei Becher voll Wasser ein. Ihre Finger berührten sich für einen Herzschlag, als Rupert dem König den Becher reichte.
    Richard hob den Blick. »War es ein Traum?«, fragte er leise.
    Rupert lächelte und Richard fand, dass es den schwarzen Magier noch anziehender machte.
    »Was glaubt Ihr, Sire?«
    »Ist es das, was du Seelenwanderung nennst? Du beherrschst es vollkommen. Du bist fürwahr ein Zauberer.«
    Rupert lächelte noch immer, als er auf den König blickte, und in seinen Augen glühten Funken auf.
    Richard legte seine Hand auf Ruperts Schulter und blickte ihm eindringlich in die Augen. »Es ist Sünde«, flüsterte er.
    »Ein Traum?«, spottete Rupert. Und als Richard schwieg, sagte er: »Auch ein Traum kann Wahrheit sein. Im Traum wandert die Seele in eine andere Welt. Wer will Euch Träume verbieten?«
    Richard wies mit dem Zeigefinger gen Himmel. »Damals, vor vielen hundert Jahren, als das

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