Der schwarze Magier
erschauerte. Mit einem leisen Aufstöhnen lehnte sie sich an ihn.
Der Troubadour schien sich übertreffen zu wollen, als sein Tenor in den höchsten Tönen jubelte und Gwendolyn eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Sie hielt Ruperts Hand fest und drückte sie zwischen ihre Schenkel. Mit einem unwilligen Knurren entzog er sie ihr. Sie ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken.
Der Sänger erhielt viel Beifall und verbeugte sich mehrmals dankend. Die Gespräche der Gäste brandeten wieder auf und es wurde laut im Saal.
Auf dem Gesicht des Königs lag ein zufriedener Glanz. »Ich liebe Dichtung und Gesang«, schwärmte er. »Von Kindesbeinen an bin ich damit vertraut. Meine Mutter hat viel Wert darauf gelegt und ich bin ihr dankbar dafür.« Er wandte sich zu Gwendolyn. »Doch was ist ein Lied von der Liebe im Gegensatz dazu, sie selbst zu erfahren.«
Sie neigte den Kopf und errötete wieder. Rupert fragte sich, wo sie das viele Blut hernahm, das ständig in ihren Kopf schoss. Der König schien ihr völlig die Sinne verwirrt zu haben.
»Ihr schweigt, schöne Lady?«, gurrte Richard weiter. »Dann ist Euch dieses Gefühl also nicht fremd?«
»Ich weiß, wovon der Troubadour sang«, erwiderte sie. »Es ist erstaunlich, dass der Schmerz, den die Liebe im Herzen hervorruft, gleichzeitig so viel Lust bereiten kann.«
Richard zuckte zurück und spürte Ruperts spöttischen Blick auf sich. Ihre Augen fanden sich und sie verstanden sich beide ohne Worte.
»Kennt Ihr Trifels?«, wechselte der König spontan das Thema. »Ein fürchterlicher Steinkoloss. Der Staufer hat so gar keinen Sinn für Schönheit. Aber ich habe mich dort ganz gut bei Kräften gehalten.«
»Im Kerker? Wie das?« Rupert ging klugerweise sofort auf den Themenwechsel ein.
»Ich durfte mich relativ frei bewegen. Sogar Besuch aus England habe ich empfangen. Natürlich genoss ich eine Dauerbewachung durch die deutschen Ritter. Aber es war auch ganz amüsant. Zum Körpertraining habe ich Ringkämpfe mit meinen Wächtern veranstaltet. Sie waren nett, aber richtige Tollpatsche – und schwächlich. Ich weiß nicht, warum diese Franken so wenig Wert auf gestählte Muskeln legen. Und nicht nur das. Wo ist bloß ihr germanischer Stolz geblieben? Beim Kampf hatte ich sie schnell auf dem Kreuz und beim Saufen regelmäßig unter dem Tisch.« Er lachte herzhaft. Dann zog er ärgerlich die Augenbrauen zusammen und begann zu schimpfen. »Es war natürlich meine eigene Dummheit, dass ich Herzog Leopold in die Falle ging. Auf dem Rückweg von diesem verdammten Kreuzzug bin ich doch tatsächlich diesem Hundesohn in die Arme gelaufen. Und der hatte nichts Besseres zu tun, als mich an Heinrich auszuliefern. Wenn das der selige Barbarossa wüsste, er hätte seinem Sohn wahrscheinlich den Hosenboden stramm gezogen. Aber die Franken waren noch nie meine Freunde, allerdings fürchte ich sie auch nicht sehr als Feinde. Wenn sie sogar von einer kleinen, mutigen Lady in die Flucht geschlagen werden…« Er wandte sich wieder Gwendolyn zu, die errötend den Kopf senkte.
Richards Gesichtsausdruck wechselte ebenso schnell wie seine Stimmung. »Ich verzeihe Leopold, er ist nur ein dummer Tropf. Und es war für mich eine recht nette Erfahrung, einmal nicht der Eroberer zu sein, sondern ein Gefangener!« Er lachte wie über einen guten Witz. »Meine Kerkerhaft habe ich übrigens in Verse gekleidet. Bei Gelegenheit werde ich Euch das Lied vorsingen. Schließlich war ich nicht irgendein Gefangener. Der Kaiser wollte ein immenses Lösegeld. Stellt Euch vor, de Cazeville, vierunddreißig Tonnen Silber, das sind einhundertfünfzigtausend Mark reines Silber Kölner Gewichts!« Er strich sich zufrieden seinen Bart. »Irgendwie schmeichelt es einem doch, dass man so einen gewaltigen Wert hat. Nun ja, andererseits tut es mir Leid um das viele schöne Geld. Es hätte ganz gut in meine Kasse nach Aquitanien fließen können.«
»Wer hat das Geld aufgebracht? England?«
»England. Nicht wahr, schade drum. Meine verehrte Mutter hat eine Spendenaktion ins Leben gerufen und bei allen Freien im Land einen Obolus abgefordert. Alle mussten zahlen, ob Arm oder Reich. Und vor allem sämtliche Bischöfe, Kleriker, Grafen und Barone, alle Abteien und Propsteien mussten ein Viertel ihres Einkommens abgeben. Das schweißt das Volk zusammen für ihren König!« Er lachte wieder. »Liebste Mama! Was tust du nicht alles für deinen Lieblingssohn!«
Er ließ sich den Becher füllen und forderte
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