Der schwarze Magier
missgünstiger Kreaturen wusste. Ich habe seine Anschuldigungen zerpflückt wie einen Strauß welker Blumen. Am Ende war der deutsche Kaiser der Blamierte. Ich durfte endlich Besuch empfangen, Longchamp, dem ich damals noch vertraute, und Gautier kamen und ihnen wurde die Lösegeldforderung des Kaisers übergeben. Zu Maria Lichtmess, wie passend, wurde ich freigelassen. Den Rest kennt Ihr ja. Hier bin ich, ein freier Mann!« Er breitete die Arme aus und lachte.
Rupert lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und betrachtete den König unter gesenkten Lidern. Seine Fröhlichkeit erschien ihm aufgesetzt, nicht ehrlich, etwas brodelte unter der Oberfläche.
»Diese Freiheit hatte seinen Preis«, sagte Rupert nach langem Schweigen. »Nicht nur das Silber.«
»Ich musste dem deutschen Kaiser huldigen«, flüsterte Richard leise, damit es Gwendolyn nicht hörte. »Auf Anraten meiner Mutter. Kaiser Heinrichs Ambitionen gingen weit über seine Fähigkeiten hinaus. Er wollte die Weltherrschaft. Ich wollte nur frei sein. Ich glaube, hinterher hat er bereut, dass er mich hat laufen lassen.«
Es war schon spät, aber das Fest war immer noch in vollem Gange. Richard schien es zu genießen, seine engsten Mitstreiter aus dem Kreuzzug um sich versammelt zu wissen.
Gwendolyn gähnte diskret. »Erlaubt mir, dass ich mich in mein Gemach zurückziehe«, bat sie unter einer tiefen Verbeugung den König. »Der lange Ritt hat mich ermüdet.«
»Aber selbstverständlich, Lady Gwendolyn. Ich wünsche Euch eine gute Nacht.«
Gwendolyn erhob sich und warf Rupert einen schnellen Blick zu.
»Wollt Ihr Lady Gwendolyn nicht zu ihren Gemächern begleiten?«, fragte Richard erstaunt.
Rupert verzog abschätzend die Mundwinkel. »Ich glaube, sie findet den Weg ganz gut allein.«
Gwendolyn hatte seine Worte noch gehört. Hastig raffte sie ihre Röcke auf und beschleunigte zornig ihren Schritt. Die Tränen der Wut in ihren Augen konnte Rupert nicht sehen, aber er wusste, dass sie dagegen ankämpfte.
Mit einem verschmitzten Lächeln blickte der König Gwendolyn nach. »So eine schöne Frau lässt man in der Nacht nicht allein im Bett frieren«, bemerkte er wie beiläufig.
Rupert wandte ihm sein Gesicht zu und Richard konnte nun den unverhüllten Spott in seinen schwarzen Augen sehen. »Das sagt ausgerechnet Ihr, Sire?« Dann suchten seine Augen den Ort, wo Gwendolyn entschwunden war. »Außerdem hat sie einen Kamin in ihrem Zimmer.«
Richard schüttelte lachend den Kopf. »Ihr habt Euch nicht verändert, mein Freund. Eine Frau bringt Euch immer noch nicht aus dem Gleichgewicht. Nicht einmal Gwendolyn.« Er blickte in seinen leeren Becher. »Kommt mit auf einen Nachttrunk in mein Gemach«, forderte der König ihn auf. »Da geht es nicht so förmlich zu.«
Seite an Seite schritten sie durch die langen Gänge, ihre Sporen klickten im Takt, als sie die Treppe zu Richards Gemächern hinaufstiegen. Mit einer einladenden Geste bat Richard seinen Gast, Platz zu nehmen. Höchstpersönlich schenkte er den silbernen Pokal voll Wein und reichte ihn Rupert. Richard setzte sich neben ihn und schleuderte die ledernen Schuhe von den Füßen. Genussvoll streckte er die Beine aus. Im Kamin barst ein Ast, Funken stoben in den dunklen Rauchabzug hinauf.
Die lodernden Flammen spiegelten sich in Ruperts schwarzen Augen wider und verliehen ihnen ein eigenes Leben. Richard erschauerte, als er diesen flammenden Blick bemerkte. Ungeschickt richtete er sich auf. Wein schwappte über seine Hand, er bemerkte es nicht. Sein Herz klopfte zum Zerspringen und er ließ die Augen nicht von seinem Gegenüber. Langsam beugte er sich zu Rupert vor. Dessen Gesicht bekam einen dämonischen Ausdruck, als er die Augen des Königs fixierte. Er rührte sich nicht. In Richards Gelenken kribbelten tausend Ameisen und seine Lunge pumpte den Atem wie nach einer großen Anstrengung. Langsam sank der König vor Rupert auf die Knie. Er öffnete seinen reich bestickten Wams und das weiße Unterhemd und entblößte seinen muskulösen Oberkörper. Das Feuer warf einen unruhigen roten Schein auf seine helle Haut. Blassrosa und weiße Narben zeugten von den Kämpfen seines Lebens. Er griff nach Ruperts Händen und hielt sie fest.
»Ich habe dich so vermisst«, sagte er leise. »Ich habe mich so nach dir gesehnt. In meiner Verzweiflung habe ich nach dir gerufen.« Seine Stimme senkte sich zu einem kaum hörbaren Flüstern. »Ich habe dich gebraucht. Ich brauche dich noch immer. Verstehst du
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