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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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das Gefühl, daheim zu sein«, sagte er strahlend. »Und es dient natürlich einem wichtigen Zweck«, fügte er hinzu, als müsse er sich dafür entschuldigen. Rupert schwieg, doch seine Augen ruhten unbeirrt auf dem König. Richard erwiderte den Blick. »Es ist der geeignete Rahmen für eine derartige Feier«, sprach der König weiter.
    »Welche Feier?«
    »Deine Hochzeit, de Cazeville!«
    Rupert verspürte einen unangenehmen Stich in der Magengegend. »Sire?«
    »Ich bin nicht blind, mein Freund. Ich habe gesehen, dass du eine heimliche Bewunderung für Lady Gwendolyn hegst. Sie ist eine außergewöhnliche Frau. Und du bist ein außergewöhnlicher Mann. Was steht dem im Wege, dass zwei so außergewöhnliche Menschen sich verbinden?« Es war keine Frage, es war eine Feststellung.
    Rupert unterdrückte den aufkommenden Zorn. Es wäre zutiefst unklug, sich den Unwillen des Königs zuzuziehen, nachdem sie gemeinsam durch die sarazenische Hölle gegangen waren. Richard hatte ihm erneut seine Gunst und seine Freundschaft bewiesen.
    Rupert war aber ein Mensch, der keineswegs Wert darauf legte, Günstling eines Königs zu sein. Er wollte von keinem Menschen abhängig sein. Doch wieder einmal musste er erkennen, dass er sich diesen Einflüssen nicht entziehen konnte.
    Und dass andere über sein Schicksal bestimmten. Er witterte Gefahr und er musste sich wehren.
    »Es stimmt, dass Lady Gwendolyn sehr ungewöhnlich für eine Frau auftritt«, sagte Rupert und sein Blick wurde um eine Nuance schärfer. »Doch ich glaube nicht, dass unsere eheliche Verbindung unbedingt wünschenswert wäre.«
    Richard lachte wie über einen gelungenen Scherz. »Du bist zu bescheiden. Ich glaube sogar, du bist der Einzige, der dieser Lady ebenbürtig ist.«
    »Was sagt Lady Gwendolyn dazu?«
    »Sie würde es nicht wagen, ihrem König und Lehnsherrn zu widersprechen«, entgegnete Richard.
    Rupert schwieg und kämpfte erneut seinen Zorn nieder. Er wusste nicht, ob Richard ahnte, welche Unruhe er in ihm ausgelöst hatte. Und ihm war klar, dass er auch nicht wagen durfte, sich dem König zu widersetzen. »Und Ihr sagtet, ich sei Euer Freund.«
    Vertraulich legte der König seinen Arm um Ruperts Schultern. »Das bin ich. Und es ist zu deinem Besten. Du bekommst ihre großen Ländereien, fruchtbaren Boden, Wälder voller Wild, eine Burg, zahlreiche Vasallen. Und zur Hochzeit ein ordentliches Geschenk von mir.«
    »Ich fühle mich vergewaltigt«, flüsterte Rupert schaudernd. Er riss sich aus Richards Arm und eilte aus der Halle. Mit großen Schritten lief er zum Stall und sattelte sein Pferd. Als er es auf den Hof führte, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Es war eine kräftige, schwielige Männerhand. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, zu wem diese Hand gehörte.
    »Flucht ist eine schlechte Lösung«, sagte Richard leise.
    »Ich möchte nur etwas allein sein«, erwiderte er. »Heute Abend bin ich zurück.«
    »Ich vertraue darauf, so wie ich dir immer vertraut habe«, sagte der König. »Entgegen dem Rat meiner Vertrauten. Enttäusche mich nicht!«
    Rupert saß am Ufer des Flusses und hielt die Fäuste gegen seine Schläfen gepresst. Lange verlor sein Blick sich in den glucksenden Strudeln des Stromes. Eine Eule strich dicht über ihm vorbei. Lautlos verschwand sie in den Kronen der alten Bäume. Hinter den Hügeln tauchte der Mond auf. In der Ferne bellte ein Hund. Der Rauch aus den Kaminen der vereinzelt stehenden Bauernhäuser von Les Andelys mischte sich mit dem würzigen Duft der Nachtluft. Er schreckte erst auf, als sein Pferd wieherte.
    Der Mond stieg langsam höher. Sein magischer Schein tauchte das Château in geisterhaftes Licht. Stille lag über der Landschaft. Rupert erhob sich und suchte Kieselsteine vom Ufer des Flusses. Auf einer grasfreien Stelle ordnete er die Kiesel in Form eines Kreises an. Dann trat er in den Kreis und begann die alten Formeln zu sprechen, die er vor vielen Jahren in seinen Geist aufgesogen hatte wie ein trockener Schwamm das Wasser. Nichts hatte er vergessen von dem, was der alte Druide ihn einst lehrte, und er fühlte seinen Geist plötzlich ganz in seiner Nähe.
     
     
    Die Kirche war gefüllt bis auf den letzten Platz. Noch vor dem Eingang drängelten und schubsten die Neugierigen, um einen flüchtigen Blick ins Innere des Gotteshauses zu erhaschen. Richard selbst führte Rupert seine Braut zu und Gwendolyn befürchtete, dass ihre Beine ihr den Dienst versagten, noch bevor sie an Ruperts

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