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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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beugte sich vor. »Ich erinnere mich, dass sich auch der Löwe vor dem Käfig gefürchtet hat.«
    Der König lachte laut auf. »Hat es mir geschadet? Ich habe Freigang!« Launig hob er seinen Pokal und prostete Rupert zu.
    Die langen Tafeln waren mit schwerem Silbergeschirr gedeckt, feine Tücher verhüllten das rohe Holz der Tische. Die Damen, die neben ihren Ehegatten oder Verehrern platziert wurden, teilten sich mit diesen Schüsseln und Becher. Die Messer zum Schneiden des Bratens trug jeder Gast selbst bei sich, die Herren bedienten ihre Damen, indem sie ihnen kleine Stückchen Fleisch, Fisch oder Brot reichten. Alle bemühten sich, möglichst sittsam zu essen, den kleinen Finger abzuspreizen und nicht zu laut zu rülpsen. Auch sollte man nach Möglichkeit nicht mit vollem Mund trinken, den Nachbarn anstoßen oder mit beiden Händen zugreifen. Etliche Pagen eilten ständig mit Wasserschüsseln und Tüchern um den Tisch, damit die Gäste sich die Finger reinigen konnten. Der Truchsess persönlich trug das Salzfässchen bei sich, um sicherzugehen, dass der Speisewürze kein Gift von einer Mörderhand beigemischt werden konnte.
    Aus großen Terrinen wurde Eiersuppe mit Safran, Pfefferkörnern und Honig ausgeschenkt. Die Gäste löffelten und schlürften die Köstlichkeit aus silbernen Schalen. Es gab gesottenes Schaffleisch mit Hirse, Gemüse und Zwiebeln, daneben gebratenes Huhn mit Zwetschgen, Drosseln mit Rettich in Schmalz gebacken, Schweinekeule mit Gurke und gebratene Gans mit roten Rüben. Die nächsten Gänge bestanden aus Stockfisch in Öl mit Rosinen, gesottenem Aal mit Pfeffer, gerösteten Bücklingen mit Senf, sauer eingelegtem Fisch, gebratenem Hering, gesalzenem Hecht mit Gemüse.
    Der Truchsess überwachte die Abfolge der Speisen, der Mundschenk ließ immer neue Kannen mit köstlichem Wein bringen.
    Als Krönung des Mahls wurde ein gebratener Pfau im Federkleid aufgetragen. Auf einer riesigen silbernen Platte musste er von vier Pagen getragen werden. Richard selbst zerlegte ihn geschickt und reichte seinen Ehrengästen ein Stück des zähen Fleisches auf gebackenem Brot. »Es verleiht Unsterblichkeit«, sagte er zu Rupert und wies mit der Messerspitze auf das Fleisch. »Du liebst doch magische Riten.«
    Rupert zog dem Pfau eine der prachtvollen Federn aus dem Schwanz und reichte sie dem König. »Und Ihr solltet hiermit ein Gelübde ablegen, Sire. Ein Gelübde, das Euch eine gewisse Einschränkung Eurer schwarzen Wünsche auferlegt.« Seine dunklen Augen glühten und Richard spürte den starken Willen des Mannes an seiner Seite. Er konnte seinen Blick nicht von Rupert lösen, beide hielten die Pfauenfeder mit den Händen fest. Es wurde plötzlich still an der Tafel und alle wandten ihre Blicke den beiden ungleichen Männern zu.
    Feierlich wandte sich Richard seinen Gästen zu. »Bei diesem Pfau gelobe ich, bis an mein Lebensende für meine Untertanen, die mir treu ergeben sind, zu sorgen und über sie zu wachen. Dies gilt besonders für das glückliche Paar an meiner Seite, Lord Rupert de Cazeville und seine wunderschöne junge Braut, Lady Gwendolyn.«
    »Verdammt, schwöre, dass du nie wieder deinen frivolen Neigungen nachgibst«, zischte Rupert ihm ins Ohr.
    »Vor allen Leuten?«, flüsterte Richard zurück. »Nein, nicht einmal vor dir. Dafür gibst du mir doch die Träume.«
    »Du wirst nie wieder so einen Traum haben, dafür sorge ich.« Ruperts Stimme war dicht an Richards Ohr, niemand anderes in der Umgebung vernahm die Worte als nur der König.
    »Ist es deine Rache?«, grinste Richard. »Ich selbst konnte dich niemals fangen, immer hast du dich mir entwunden. Nun habe ich dich mit Hilfe einer Frau an mich gefesselt.«
    »Du hast mich überlistet, du hast mich reingelegt, Richard!«
    »Wie wohlklingend für meine Ohren, das aus deinem Mund zu hören. Immer habe ich gegen dich beim Schach verloren.« Er zog Rupert in seine Arme und küsste ihn auf seine glattrasierten Wangen. »Ich liebe dich«, sagte er leise. »Und nun bleibst du an meine Scholle gebunden. Es ist fast, als wärest du mit mir verheiratet. Und du musst mir diese Träume schenken, damit ich es nicht mehr in der Wirklichkeit tue. Du verabscheust doch, wenn ich mich öffentlich demütige.« Er grinste breit über das ganze Gesicht und spürte mit Genugtuung Ruperts ohnmächtiges Zittern. »Haltung, mein Freund! Es wäre das erste Mal, dass du das Gesicht verlierst.«
    »Keine Sorge«, knurrte Rupert und nahm wieder Platz. »Ich

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