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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Seite vor dem Altar knien würde. Das beifällige Gemurmel beim Erscheinen des Königs mit der strahlend schönen Lady verstummte allmählich und es kehrte eine feierliche Stille in die hohe Halle der Kirche ein. Gwendolyn erblasste, als sie Ruperts versteinertes Gesicht sah. Sie knieten sich vor dem Altar nieder. Als Gwendolyn den Kopf zum stillen Gebet senkte, sah sie aus den Augenwinkeln, dass Rupert seine Hände, statt sie zum Gebet zu falten, zu Fäusten geballt hielt.
    Bischof Albert, gefolgt von seinen geliebten Chorknaben, wandte sich um. Tausende Kerzen erhellten den Chor, das goldene Kreuz funkelte.
    Die Gesichter des Brautpaares erinnerten mehr an eine Hinrichtung denn an eine Hochzeit. Nur der König war in allerbester Laune, strahlte über sein gebräuntes Antlitz und Schalk blitzte in seinen Augen. Die Hochzeit, die er für Rupert de Cazeville und Lady Gwendolyn ausrichten ließ, stellte alles in den Schatten. Hunderte Gäste, unzählige Dichter, Sänger und Poeten hatten sich auf dem Château versammelt und gaben der Feier ein sehr höfisches und kulturelles Gepräge.
    In Rupert schien jegliches Leben abgestorben zu sein. Seine Finger waren kalt, die Knie schmerzten. Es roch nach Wachs und Weihrauch und erinnerte ihn an sein Gebet für Richard in der Grabeskirche zu Jerusalem. Gwendolyn rutschte unruhig neben ihm hin und her und er hätte ihr am liebsten die Kehle zugedrückt. Reglos verharrte er neben ihr, als der Bischof seinen Segen über dem Brautpaar sprach, aber Gwendolyn spürte, dass Rupert nicht auf die Worte des Bischofs hörte. Wahrscheinlich murmelte er lautlos magische Formeln, um sich dagegen zu bannen.
    Als sie sich erhoben und einander zuwandten, blitzten in Gwendolyns Augen spöttische Funken auf.
    »Ihr dürft Eure Braut jetzt küssen«, flüsterte Bischof Albert.
    Gwendolyn hob ihr Gesicht an und schloss die Augen. Aber nichts geschah. Nach einer Weile öffnete sie die Augen und Ruperts Blick traf sie, dass sie erschrocken zurückzuckte. Es war ein Blick voll Ablehnung und Zorn.
    Entschlossen schlang sie ihre Arme um seinen Hals, zog seinen Kopf zu sich herunter und hauchte einen Kuss auf seinen Mund.
    »Überwinde dich«, hauchte sie an seinen Lippen. Sie spürte seinen harten Griff an ihren Schultern und wie er sie zurückschob. Mühsam schluckte sie und jetzt spürte auch sie Zorn in sich aufsteigen. Hätte sie ein Schwert an ihrer Seite getragen, sie hätte es ihm an die Kehle gesetzt. Aber so stand sie in einem verführerischen Brautkleid, einem Traum aus Samt und Seide, vor ihm und beeindruckte mit ihrer liebreizenden Erscheinung alle Anwesenden in der Kirche, alle außer Rupert.
    Er wandte sich um, hielt ihr den Arm hin, auf den sie ihre zitternde Hand legte, und schritt entschlossen dem Ausgang der Kirche zu. Der Brautzug begab sich zur großen Halle, in der eine festlich und überreich gedeckte Tafel stand. Rupert und Gwendolyn nahmen am erhöhten Kopf der Tafel Platz, neben ihnen König Richard und der Bischof.
    Der König erhob einen goldenen Pokal und sprach einen Toast auf das Brautpaar aus. Die verbissenen Mienen von Rupert und Gwendolyn schien er nicht zur Kenntnis zu nehmen. Rupert trank eilig seinen Becher aus und es schien, als wolle er einen üblen Geschmack damit herunterspülen. Er hatte sich in seinem hochlehnigen Stuhl zurückgelehnt und betrachtete die Gesellschaft mit unverhohlener Unlust. Er wollte Richard nicht beleidigen, so unterhielt er sich mit ihm über die Kriegskunst der Sarazenen, über die Güte Damaszener Klingen, den für ihn bedauerlich frühen Tod von Sultan Saladin und seine Gefangenschaft in der Wüste. Doch er konnte nicht vermeiden, dass sein Blick hin und wieder auf seine strahlend schöne junge Braut fiel.
    Gwendolyns Gesicht glühte in der Hitze der Erregung, ihre Finger zitterten, dass sie kaum wagte, aus ihrem schweren Pokal zu trinken. Der Ärger über Ruperts Verhalten war schnell der Aufregung über das königlich ausgestattete Fest gewichen.
    »Nun zieh nicht so ein Gesicht«, versuchte der König Rupert aufzumuntern. »Sie hält sicher, was sie verspricht.«
    »Dazu brauchte es nicht den Segen des Bischofs«, entgegnete Rupert säuerlich.
    Richard breitete belustigt die Arme aus. »Ich bin auch glücklich verheiratet.«
    Rupert schnaubte verächtlich. »Und wo ist Eure teure Gemahlin?«
    Einen Augenblick lang lagen Richards Augen versunken in seinen, bevor er antwortete. »Wer weiß? Irgendwo in meinem Königreich.«
    Rupert

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