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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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eine schönere Frau gesehen.«
    »Auch nicht bei den Sarazenen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Sarazenen haben schöne Frauen, biegsam, glatt und anschmiegsam. Und unterwürfig. Sie war mir überlegen. Und als ich ihr ebenbürtig wurde, hat sie mich weggeschickt.« Er schwieg und kämpfte mit der Erinnerung.
    »Du liebst Frauen, mit denen du dich duellieren kannst, geistig wie körperlich.«
    Rupert senkte den Kopf. »Es gibt keine solchen Frauen mehr.«
    »Doch! Gwendolyn ist eine.« Richard hatte sich wieder aufgerichtet.
    »Gwendolyn! Ich gebe zu, sie hat mich beeindruckt. Sie ist klug, tapfer, kämpferisch und widerspruchsfreudig.«
    »Und sie ist eine Frau.«
    »Das ist nicht zu übersehen.« Er schwieg wieder.
    »Und was ist mit… Männern?«
    Rupert wandte den Kopf und seine schwarzen, glühenden Augen brannten sich in Richards Blick. »Ich achte sie, so sie klug und weise sind.«
    »Was bin ich eigentlich? Ein Abenteurer, Träumer, König?«
    Rupert schob abschätzend die Unterlippe vor. »Ein schlechter Sohn, ein schlechter Gatte, ein schlechter König, ein überragender Feldherr, ein todesmutiger Krieger.«
    »Aber was bin ich für dich?«
    Ruperts Blick ließ ihn nicht los. »Für mich seid Ihr Richard.«
    Der König atmete tief durch. »Ich danke dir, mein Freund.« Er erhob sich mühsam und streckte seine Glieder. Nachdenklich blickte er auf Rupert herab. »Und ich danke dir«, fügte er leise hinzu, »für diese – Erfahrung.«
     
     
    Der Steilhang, auf dem Château-Gaillard lag, war schon beeindruckend. Die Burg wurde durch eine zweifache Ringmauer umschlossen, deren innere Mauer die Form einer bogenförmigen Schweifung aufwies. Die Türme ragten kaum hervor und es gab keine toten Winkel, sodass die Angreifer den Schüssen von Bogenpfeilen und Armbrustbolzen frei ausgesetzt waren. Der mächtige Bergfried bestand aus drei Stockwerken. Außen umgaben ihn große Erker, die als Widerlager dienten und Pechnasen bildeten. So konnten die Verteidiger von der Höhe der Mauer herab die Angreifer von den erkerfreien Stellen mit Geschossen überschütten. An der Seite, an welcher der Felshang weniger steil war, erhob sich ein Sporn, eine Art nach vorn gebautes Gemäuer, das mit runden Türmen bestückt war. Zwischen den beiden Ringmauern des Hauptgebäudes schließlich führte eine in den Fels gehauene Treppe hinauf zu den Wach- und Lagerräumen für Rüstungsgegenstände. Das Gewölbe wurde von zwölf dicken viereckigen Pfeilern getragen.
    Richard und Rupert schritten diese Treppe hinab. Rupert hatte den herrlichen Ausblick genossen, der sich von oben dem Auge des Betrachters bot.
    »Dort liegt Gisors«, hatte Richard mit einer Geste nach Osten gedeutet. »Und dort liegt Philipp auf der Lauer.«
    Es war unglaublich, dass dieses kolossale, strategisch genial durchdachte Bauwerk nur eine Bauzeit von einem Jahr benötigt hatte.
    »Ist sie nicht schön, meine einjährige Tochter?«, fragte er Rupert lachend. Tatsächlich war die Burg auch ein ästhetischer Anblick.
    »Während wir hier bauten, erhielt ich eine kuriose Nachricht«, plauderte Richard launig, während sie die Treppe weiter herabschritten. »Leopold von Österreich starb nach einer kindischen Tollerei. Er hatte sich von seinen Pagen eine Burg erbauen lassen, die er zum Spiel erobern wollte. Dabei fiel er vom Pferd und brach sich das Bein. Du weißt ja, wie die hiesigen Wundärzte sind. Erst behandelten sie den Bruch so, dass Leopold sich den Wundbrand zuzog. Dann amputierten sie das Bein und machten ihm dadurch endgültig den Garaus. Ich denke, es ist eine gerechte Strafe für seine Teufeleien. Nicht nur, dass er mich gefangen nahm und an Heinrich auslieferte, er hat sich sogar an einem Fürsten vergangen, der mit ihm auf dem Kreuzzug war. Dafür ist er exkommuniziert worden und war es bei seinem Tod immer noch. Er hat kein religiöses Begräbnis bekommen, sie haben ihn verscharrt wie einen toten Hund.« Er griff nach Ruperts Hand. »Jetzt, wo ich dich an meiner Seite weiß, falle ich auch gern mal vom Pferd.« Er lachte übermütig.
    Rupert war blass geworden. »Ihr seid immer noch so leichtfertig, Sire. Ich bin nicht Gott und Ihr seht, wie schnell man einen sinnlosen Tod sterben kann.«
    Sie schlenderten in die große, prächtig ausgestattete Halle. Das Innere des Château-Gaillard vermittelte den Bruchteil des Glanzes, der vom Hof Richards ausging. Richard breitete die Arme aus, als wolle er die ganze Welt umfassen. »Es gibt mir ein bisschen

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