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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier
Autoren: Susan Hastings
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über ihre Bewegungen, über den Kalender und das Rad der Zeit. Du wirst lernen über die Welt in ihrer heiligen Form, wo das Zentrum der Götter liegt, über die Natur der Dinge selbst und über Kraft und Macht der unsterblichen Götter. Du wirst lernen über die Unsterblichkeit der Seele, über Weissagung, Gebrauch der Sprache zu Lob und Schmach, über Anrufung und Zaubergesänge. Du wirst über die Pflanzenmagie genauso viel lernen wie über Medizin, die Macht über die Elemente wie rituelle und magische Handlungen. Du wirst ein großer Druide werden, denn es ist dir bestimmt. Und ich werde dein Lehrer sein, dein Vater und dein Richter, dein Priester und dein Ratgeber, dein Erzieher und dein Arzt, dein Herr und dein Meister. Fürchte dich nicht, denn die Kraft dazu trägst du in dir.«
    Rupert schauderte.
    Der Druide erhob sich mit steifen Gliedern. »Es war etwas viel für heute und dein Geist muss das neue Wissen erst verarbeiten. Solange du dich nicht frei gemacht hast von den Zwängen deines Gottes, wirst du daran schwer zu kauen haben. Aber wenn dein Geist erst einmal frei ist und empfänglich für das Wissen, wird es dir immer leichter fallen.« Er ließ Rupert am Feuer sitzen und verschwand in der armseligen Hütte.
    Rupert stützte die Ellenbogen auf seine Knie und presste seine Hände zusammen. Er betete nicht, denn er wollte keine Hilfe von Gott, von seinem Gott. Er wollte nicht, dass dieser große, allmächtige Gott weiter die Zügel seines Schicksals in den Händen behielt. Er wollte diese Zügel selbst in die Hand nehmen. Doch er zauderte, diesen Wechsel zu vollziehen.
     
     
    Rupert hob die Türmatte, um in den kalten und nebligen Morgen hinauszutreten. Ihm machte es längst nichts mehr aus, die Kälte der Nacht, die Hitze des Tages, den Tau des Morgens oder die Nebel des Abends zu spüren. Er wuchs inmitten dieser Natur auf, war ein Teil von ihr geworden und sein Körper passte sich ihr an. Doch an diesem Morgen prallte er zurück.
    »Wer sind diese Leute?« Er starrte auf etwa zehn bis zwölf junge Männer, die vor der Hütte auf dem feuchten Waldboden saßen und mit undurchdringlichen Gesichtern zu ihm herüberblickten. Langsam folgte ihm der Alte und kroch durch die Türöffnung. In diesem Moment erhoben sich die Jünglinge und warfen sich vor ihm nieder. Der Alte machte eine gebieterische Handbewegung und sie standen auf.
    »Es sind meine Schüler«, sagte er. »Deine Mitschüler.«
    Rupert wusste inzwischen, dass es nicht der Sitte entsprach, Fragen zu stellen, die er sich selbst beantworten konnte. Er war also nicht allein! Seine Augen musterten die Jungs, die etwa alle in seinem Alter waren. Es waren rothaarige Iren, kleine, dunkelhaarige Jungen mit heller Haut und grünen Augen, wie Rigana, auch ein hoch gewachsener blonder Recke war dabei, der muskulös und sehr sportlich wirkte. Sie alle folgten dem Alten zur Eiche, um sich im Halbkreis um ihn zu setzen. Rupert hockte sich dazwischen. Ein rothaariger Junge mit Sommersprossen im Gesicht rückte bereitwillig beiseite, um ihm Platz zu machen.
    Aufmerksam und gespannt verfolgten sie die weisen Lehren des Alten, wie er über das Wirken der Kräfte der Göttlichkeit sprach, wie er die Geister beschwor und auf die Universalität der Göttlichkeit verwies.
    »Er kann sogar einen Druidenwind herbeirufen«, flüsterte der Rothaarige neben Rupert.
    »Was ist denn das?«, fragte Rupert leise zurück.
    »Ein Wind, den er herbeizaubert. Es ist nur ein begrenzter Wind, der in ein Segel fährt und das Schiff vom Kurs bringt. Steigst du aber auf den Mast, bemerkst du plötzlich, dass oberhalb der Segel gar kein Wind weht. Dann ist es die Macht des Druiden.«
    Rupert schluckte. »Solche Macht hat er?«
    »Natürlich. Alle Druiden können es. Kennst du nicht die Geschichte, wo die Tuatha de Danann die Landung der Söhne Mils in Irland verhindern wollen? Die Druiden Irlands schickten einen gewaltigen Wind, der ihnen in die Segel fuhr und sie nach Westen abdrängte.«
    »Und wie macht er das?«
    »Durch Zaubergesänge. Hab Geduld, auch wir werden es eines Tages beherrschen.«
    Rupert atmete tief durch und ihm wurde fast schwindelig. Welch eine Macht!
     
     
    Wie immer waren die Rätsel, die der Druide aufgab, schwer zu entschlüsseln. Er täuschte die Fragen und er tarnte die Täuschungen. Ruperts Gehirn musste Schwerstarbeit leisten und er sah, dass es den anderen nicht besser erging.
    Niemand schrieb etwas auf, niemand hatte ein Buch dabei. Alles geschah
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