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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier
Autoren: Susan Hastings
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plötzlich wich er zurück. Der Druide hatte ihn gewarnt! Doch ihre Stimme war verlockend, zu verlockend, als dass er ihr widerstehen konnte.
    Er hob die Hände und drehte die Handflächen zu ihr. Mit kräftiger Stimme sang er einen Bannspruch. Noch immer stand das Mädchen mit dem Apfel in der Hand da, doch ihre Stimme konnte er nicht mehr vernehmen. Mit einem kräftigen Tritt stieß er die kristallene Barke von sich. Sie schoss über das Wasser und prallte gegen den Körper der Fee. Bevor sie mit entsetztem Gesicht vor seinem Bannspruch und der Wucht der Barke zurückwich, warf sie den Apfel in die Luft. Gewandt fing Rupert ihn auf. Mit dem Apfel in der Hand eilte er zurück. Und er verspürte weder Hunger noch Durst, denn der Apfel speiste ihn und er wurde nicht weniger. Er lief, nahm weder Speise noch Trank zu sich und lebte nur von dem Apfel. Tage und Nächte verschmolzen, seine Füße trugen ihn wie die Schwingen eines Schwans. Er lief flink, aber ohne Hast, mit der Anmut des Rehs und der Kraft der Adlerflügel. Er hörte den dumpfen Klang der Trommeln, den Singsang des Druiden und seiner Schüler. Er spürte die Schläge der Haselruten auf seiner nackten Haut. Jemand legte die Arme um ihn. Geblendet schloss er die Augen. Und dann genoss er die wundervolle Kühle des Wassers, die seinen Körper netzte. Kräftige Hände packten und stützten ihn. Ein Kräutertrank rann durch seine rissigen Lippen und erschöpft sank er am Feuer nieder.
    »Du hast die Prüfung bestanden, Coll Diancecht«, sagte der Druide in würdevollem Ernst. »Du bist einer der Unseren.«
    Der Schwertkämpfer war ein mittelgroßer, etwas untersetzter Mann, dem man seine Behändigkeit nicht ansah. Umso mehr erstaunte es seine Schüler, wie er das Schwert handhabte. Selbst einen Angriff von zehn Schülern schlug er allein nieder. Und ebenso wie der Druide ihren Geist übte, trainierte er ihre Körper. Sie liefen meilenweit durch die Wälder, nackt bei durchdringendem Dauerregen. Sie harrten auf hitzeglühenden Felsen aus und liefen über brennendes Holz mit bloßen Füßen. Sie schwammen gegen die Strömung im Fluss und wetteiferten, wer zuerst einen Berg erklomm. Sie schliefen auf dem Waldboden und deckten sich mit dem sternengeschmückten Himmel zu. Das Wasser wurde zu ihrem Lebenselixier und die Natur schenkte ihnen ihre Früchte. Ihre Muskeln wurden lang und fest, ihre Haut sonnengebräunt und widerstandsfähig, ihr Überlebenswille gewaltig. Den Umgang mit dem Schwert lernten sie besser als jeder Knappe und das Anschleichen und Töten von Wild beherrschten sie wie Raubtiere.
    »Doch vergiss nie, die wichtigste Waffe, die du besitzt, ist dein Kopf«, sagte der alte Druide.
     
     
    Sieben Jahre gingen ins Land, in denen aus den zwölf knochigen Jungen durchtrainierte Männer wurden. In ihren gestählten Körpern lebte ein übermenschlicher Geist. Sie waren Auserwählte, eine Elite des Geistes, Männer des Waldes, Eichenpriester.
    Die Initiation hatten sie alle erfolgreich hinter sich, vor ihnen lag das Leben in einer feindlichen Umwelt, der sie aufgrund ihrer göttlichen Kraft überlegen waren.
    Rupert konnte sich kein anderes Leben mehr vorstellen als das in der Nähe des alten, weisen Mannes, inmitten der Wälder und rauschenden Flüsse, umgeben von dieser allgewaltigen Kraft, die er imstande war, in sich aufzunehmen. Wie oft lehnte er an einem der Bäume, legte seine Hände an die Rinde und schaute hinauf in seine Krone. Er fühlte die Kraft, er fühlte die Macht, die in seine Adern strömte, er spürte den Geist der Bäume, der ihn beseelte.
    Doch er wollte nicht wahrhaben, dass auch dem weisen Mann nur ein begrenztes Erdendasein beschieden war. Und er hatte Angst vor der Zukunft, vor der Zeit, wenn der alte Druide nicht mehr unter ihnen weilen würde.
    »Du fürchtest dich?«, hörte er die Stimme seines Meisters hinter sich und Rupert fuhr erschrocken herum. »Und du hast nicht gespürt, dass ich in deiner Nähe war?« Es klang vorwurfsvoll.
    »Ich habe den Geist der mächtigen Bäume gespürt«, sagte Rupert.
    Der Alte senkte den Kopf. »Ich habe es gesehen, dass du ihre Kraft in dir aufgenommen hast. Und doch bist du voll Furcht, weil du zweifelst. War ich dir so ein schlechter Lehrmeister?«
    »Nein, Vater des Wortes! Nur… es ist… dein Geist, dein Wissen ist mir zum Inhalt meines Lebens geworden. Wie sollte ich ohne ihn je leben können?«
    Jetzt lachte der Alte meckernd und zeigte sein lückenhaftes Gebiss. »Musst du gar
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