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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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sich noch keiner gefunden, der es übersetzt.«
    »Ich kann es lesen«, murmelte Rupert und blätterte darin. Körperpflege, Hygiene im Einklang mit dem Talmud, Zusammenhang zwischen Klima und Speise… Langsam schlenderte er zum Lesepult hinüber und setzte sich. Der Bibliothekar legte ihm noch zwei Bücher auf den Tisch. »De re medica« von Celsus und »Corpus Hippocraticum« von Hippokrates.
    Er blickte auf, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Es war Reinaldo. Rupert packte sein Handgelenk und zog ihn neben sich auf die Bank. »Schau mal«, flüsterte er. »Celsus beschreibt hier das Vernähen von Bauchwunden und die Behandlung innerer Bauchverletzungen. Schau dir das an! Das ist er doch, der erste Schritt ins Innere des Menschen!«
    Reinaldo verzog das Gesicht. »Willst du Fleischer oder Arzt werden?«, fragte er angewidert.
    »Begreifst du nicht, dass die blutige Kunst genauso dazugehört wie die pflanzliche und die…«, »magische« hätte er beinahe gesagt, aber er unterdrückte es, »… geistliche«, schloss er.
    »Nein!« Reinaldo schüttelte entschieden den Kopf.
    »Hier beschreibt Celsus die Operation einer vergrößerten Schilddrüse. Und hier die Amputation von Gliedern.«
    Reinaldo fuhr zurück. »Das Abschlagen von Händen und Füßen ist Sache des Scharfrichters«, zischte er. »Du befasst dich mit der falschen Literatur.«
    Unwillig schlug Rupert mit der flachen Hand auf den Buchdeckel, dass es klatschte. Es klang, als hätte er Reinaldo eine Ohrfeige versetzt. »Irrtum! Selbst Galen beschreibt in seiner ›methodus modendi‹, die Blutstillung durch Abpressen. So kann man amputieren, ohne dass der Patient verblutet. Es sind nicht die Ärzte, die sagen, dass man nicht amputieren darf, sondern die Kirche.«
    »Mit Recht. Der menschliche Körper wird doch entweiht, wenn man sich daran vergreift.«
    »Und was ist mit körperlicher Bestrafung, der Folter, Hinrichtung? Ist das nicht auch eine Entweihung?«
    »Das ist doch etwas anderes. Derjenige hat sich vor Gott schuldig gemacht.«
    Rupert fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs Haar. »Was sind wir denn für Ärzte, wenn wir den Menschen nicht helfen können bei Krankheiten oder Verletzungen?« Er blickte Reinaldo scharf an.
    Der wich seinem eindringlichen Blick aus. »Wir Ärzte diagnostizieren, verordnen Medikamente, Behandlungen…«
    »Pah, keine Medizin hilft, wenn im Bauchinneren eine Ader platzt, weil der Bedauernswerte vielleicht von einem Wagen überfahren wurde.«
    »Dann hat er eben Pech gehabt, es war Schicksal, Gottes Wille.«
    Rupert funkelte Reinaldo zornig an. »Nein, dann war es Unvermögen des Arztes. Ich denke, Gottes Wille ist etwas anders, als der Mensch ihn auslegt. Zum Beispiel, wenn Frauen über der Geburt sterben. Sie ziehen keinen Arzt hinzu. Aber häufig scheint dabei etwas schief zu gehen, sonst würden nicht so viele Frauen unter der Geburt sterben.«
    »Sie ziehen keinen Arzt hinzu, weil eine Geburt keine Krankheit ist. Sie ist Frauensache, geht uns nichts an. Und wenn eine Frau darüber stirbt, dann ist es…«
    »Halt den Mund oder ich reiße dir die Zunge heraus!« Rupert packte Reinaldos Hals. »Es ist nicht Gottes Wille!«
    Der Italiener zuckte leichenblass zurück. Rupert ließ erst los, als er den misstrauischen Blick des Bibliothekars bemerkte. Er räusperte sich.
    »Ich weiß vieles über den Körper der Frau«, flüsterte er.
    »Ich auch«, grinste Reinaldo.
    »Auch innen?«, fragte Rupert spöttisch. »Weißt du, wie der Mondzyklus funktioniert? Kennst du die Mechanismen der Geburt? Stimmt es wirklich, dass der Uterus frei im Bauch herumschwimmt und dass es sieben Kammern im Uterus gibt, die Mädchen, Jungen und Zwitter hervorbringen?«
    »Ich habe vorige Woche eine weibliche Katze seziert. Ihr Uterus hatte zwei Hörner und darin bilden sich auf der einen Seite die weiblichen und auf der anderen Seite die männlichen Tiere«, verteidigte sich Reinaldo.
    »Eine Katze! Wieso glaubst du, dass der Mensch wie eine Katze aussieht?«
    »Du hast es doch auch gelesen, das Lehrbuch der Anatomie von Konstantin, dem Afrikaner. Darin steht alles über die Anatomie.«
    »Der Schweine, jawohl.«
    »Es gibt keinen Grund zur Entweihung des menschlichen Körpers. In den Büchern steht alles, man kann es nachlesen und an den Tieren üben.«
    Rupert beugte sich vor, seine Stimme senkte sich zu einem kaum vernehmbaren Flüstern. »Und wenn sie sich irren in ihren Büchern?«
    Reinaldo schnappte nach Luft. »Sie irren

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