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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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wartenden Hund zu, sondern vor Rupert auf den Tisch. Dabei würdigte er Rupert keines Blickes, sondern schenkte sich mit seinen fettigen Fingern erneut Wein in den silbernen Becher. Ruperts ungehaltener Blick wurde zum schwarzen Blitz, der den Mann nicht zu interessieren schien. Er leerte den Becher in einem Zug, ließ ihn laut auf den Tisch knallen und schmatzte wieder. Mit dem Ärmel wischte er sich über den Mund. »He da, Wirtin, ein gebratenes Huhn!«, röhrte er und pulte mit dem Nagel seines kleinen Fingers in den Zähnen herum.
    Die Wirtin eilte mit einer neuen Bratenplatte herbei. Sie wollte die benutzte Platte samt dem Knochen entfernen, doch Rupert war schneller. Er nahm den Knochen und warf ihn dem Mann auf seinen runden Bauch. Erst jetzt schien dieser Rupert überhaupt wahrzunehmen. Sein Gesicht verfärbte sich dunkelrot, als würde man ihm die Luft abschnüren. »He, Kerl, was wagst du dir?«, brüllte er. Im Schankraum wurde es augenblicklich still und alle Köpfe drehten sich Rupert zu.
    »Ihr habt mich beim Essen gestört«, erwiderte Rupert mit leiser, drohender Stimme. »Indem Ihr Euch wie ein Schwein benehmt.«
    »Hinaus mit dir, du Ausgeburt der Hölle!«, brüllte der Dicke.
    Rupert erhob sich langsam und beugte sich über den Tisch. Seine schwarzen Augen fixierten den Mann, der sich plötzlich unbehaglich fühlte und nach hinten lehnte. »Ich bin Gast wie Ihr, deshalb bleibe ich, solange ich will. Ihr aber könnt weiter bei den Schweinen im Pfuhl fressen!« Mit der linken Hand wischte Rupert die Platte mit dem gebratenen Hühnchen vom Tisch, das der wartende Hund mit einem dankbaren Blick auf Rupert sofort schnappte und verschwand, während seine Rechte dem Mann an die Gurgel fuhr. Er packte ihn an seinem weißen Hemd und zerrte ihn von der Bank. Die Tischkante stieß dabei unsanft in den fetten Wanst des Mannes, doch Ruperts Zorn war noch nicht abgekühlt. Er drehte den Stoff des Hemdes zusammen, dass er ihn würgte. Die Fischaugen quollen fast völlig aus den Höhlen. Sein Atem roch faulig und Rupert hätte schwören können, dass der Mann an Magenübersäuerung durch Völlerei litt. Außerdem entdeckte er im Weiß der Augäpfel des Mannes gelbe Flecken, seine Leber war also schon angefressen. Und Gallensteine hatte er bestimmt auch, so unleidlich, wie er blickte. Rupert ließ überraschend los, dass der Mann nach hinten taumelte. Nun griff Rupert mit der linken Hand nach seinem Umhang, riss ihn hoch, während die rechte Hand, zur steinernen Faust geballt, genau in das Dreieck unterhalb des Rippenbogens schlug, wo der Magen sich befand. Die Zunge des Mannes war genauso fett, rot und wulstig wie seine Lippen und sie quoll jetzt aus seinem Mund heraus, während er sich zusammenkrümmte. Mit einem Tritt in die Kehrseite beförderte Rupert den Mann zur Tür hinaus, wo dieser auf die Knie fiel und sich erbrach.
    Angewidert drehte Rupert sich ab. Er warf einige Münzen auf den Tisch und packte sein Bündel.
    »Gütige Mutter Gottes!«, jammerte die Wirtin. »Was habt Ihr getan, Fremder? Wisst Ihr nicht, wer das ist?«
    »Nein«, erwiderte Rupert, »und es ist mir auch egal. Ich mag nicht, wenn mir jemand das Essen verekelt.«
    »Es tut mir Leid, Herr, dass Ihr nicht zufrieden wart. Bleibt doch, ich bringe Euch neues Essen.«
    Rupert schüttelte unwillig den Kopf. »Mir ist der Appetit vergangen. Gebt die Reste dem Hund.«
    »Gott sei mit Euch«, flüsterte die Wirtin. »Das war der Bischof von Genua!«
    Rupert verließ das Gasthaus, stieg über den immer noch am Boden knienden Bischof und wandte sich dem Stall zu, um sein Pferd zu holen. Der Bischof starrte ihn mit hervorquellenden Karpfenaugen nach. Und Rupert hatte einen Feind mehr.
     
     
    Wie fast jede Nacht rastete Rupert im Wald oder in freier Natur, manchmal bat er um Unterkunft in der Scheune eines Bauernhofes, nur selten übernachtete er in einem Wirtshaus. Sein restliches Geld hielt er eisern zusammen. Er wollte sich davon die notwendigen Instrumente für seinen Arztberuf kaufen. Auch wenn die Kunst eines Medicus darin bestand, nicht seine Hände, sondern nur seinen Kopf zur Heilung des Kranken zu benutzen, war Rupert überzeugt, dass seine Hände in Verbindung mit seinem Kopf bessere Arbeit zu leisten vermochten.
    Der Junge war in Lumpen gekleidet und bot einen erbärmlichen Anblick. Er warf Rupert einen ängstlichen Blick zu wie ein geprügelter Hund. Die Nacht war kühl und das Feuer verbreitete einen warmen Schein.
    »Was willst

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