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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Rupert spöttisch.
    »Ja, denn ich habe gute Augen und Ohren.«
    Er stob davon und nach zwei Stunden kehrten sie in einer Herberge ein. Clemens kümmerte sich um das Pferd und schlief im Stroh. Rupert ließ ihm Essen in den Stall bringen.
    Der Junge war flink, intelligent und vielleicht eine Hilfe. Allein der Gedanke, dass Rupert nun nicht mehr allein war, sondern einen Klotz am Bein in Gestalt eines halb verhungerten Jungen hatte, bereitete ihm großes Unbehagen.
     
     
    Nach einer Woche hatte Rupert ein passendes Haus gefunden. Es befand sich am Ende einer schmalen Gasse in der oberen Altstadt. Es war ein kleines, windschiefes Haus, doch das Dach war dicht und es besaß aus unerfindlichen Gründen an einer Giebelseite einen aus Stein gemauerten Kamin. Hinter dem Haus befanden sich ein Verschlag für Tiere und ein kleiner Garten. Der Garten war völlig verwildert, der Zaun umgefallen, am Verschlag fehlten Bretter. Hinter dem Garten öffnete sich die Landschaft, eine kleine Wiese grenzte an den Garten.
    Rupert war zufrieden, auch mit dem Preis, den er mit der Besitzerin, einer Witwe, die jetzt bei ihren Kindern lebte, ausgehandelt hatte. Er beauftragte einen Zimmermann, den Verschlag für sein Pferd umzubauen und ein Hühnerhaus daneben zu setzen. Der Koppelzaun wurde in Ordnung gebracht wie auch der Gartenzaun, eine neue, stabile Haustür eingesetzt und die Fensterläden repariert. Bei einem Tischler erstand Rupert ein kleines, aber solides Schränkchen, dessen Türen mit einem Schloss gesichert waren. Hierin wollte er seine Drogen, Medikamente und Salben aufbewahren. Ein stabiler Tisch und ein Stuhl für Untersuchungen vervollständigten die Einrichtung des Behandlungszimmers. Es war der größte Raum im Haus, der sich ebenerdig befand, daneben lag die Küche mit dem Kamin. Rupert richtete sie ebenso spartanisch ein. Einziger Luxus war ein Lehnstuhl, den er vor den Kamin stellte. Ein großer Kupferkessel hing ständig über dem Feuer, damit stets heißes Wasser zur Verfügung stand.
    Unter dem Dach befanden sich zwei kleine Kammern. In einer stellte er eine kleine Holztruhe für seine Sachen und ein schmales, hartes Bett auf. In die andere packte er einen Strohsack für Clemens. Auf dem restlichen Boden hängte er seine gesammelten Kräuter, Pilze und Wurzeln zum Trocknen auf.
    »In Ordnung, Clemens, du kannst bei mir bleiben, solange du willst. Unter einer Bedingung: kein Wort zu Dritten, was du bei mir gesehen hast.« Der Junge nickte ernst und blickte ihm fest in die Augen.
    Rupert streunte durch Genua und betrachtete das Gewimmel der Hafenstadt. Schiffe aus aller Herren Länder lagen vor Anker, am Hafen herrschte geschäftiges Treiben. Er beobachtete die Hafenarbeiter beim Entladen und Beladen der Schiffe, schlenderte über den Fischmarkt und atmete die salzige Seeluft ein. Der Geruch war ein Gemisch aus Wind, Wasser, Fisch, Teer, Gewürzen und Abfall. Die Geräusche waren die Summe der Schreie der Marktfrauen, Händler, Schauerleute, Aufseher, Möwen, des Knarrens der Schiffe, Gebells streunender Hunde und des Trappeins hunderter Füße auf den Holzplanken, die zu den Schiffen führten.
    Von einem Orienthändler erstand Rupert kupferne Messer und Nadeln, ein Fellhändler verkaufte ihm dünne Lederriemen und bei einem Kupferschmied ließ er sich ein Schild anfertigen, das er sich über die Haustür hängte. Medicus stand in lateinischen Buchstaben darauf.
    Zur Verwunderung des Händlers interessierte sich Rupert ebenso für feine Sticknadeln aus Silber, die ebenfalls aus dem Orient kamen. Rupert erstand einige dieser sündhaft teuren Nadeln. Er ging damit zu einem Silberschmied. Der begriff zunächst nicht, dass Rupert die feinen Nadeln von ihm biegen lassen wollte. Und er ließ sich weitere Nadeln nach dem Muster anfertigen. Zufrieden mit seiner Ausstattung, kehrte er in sein neues Haus zurück. Seiner Arbeit als Arzt stand nichts mehr im Wege.
     
     
    Nur zögerlich kamen die ersten Patienten und es waren reine Routinearbeiten, die jeder Bader und Feldscher hätte ebenso erledigen können: Knochenbrüche, Furunkel, Triefaugen, Grützbeutel, eiternde Wunden, Ekzeme, Verletzungen. Rupert arbeitete nicht als Arzt, sondern als Fleischer. Magister Lombardi hätte sich der Magen umgedreht, hätte er ihn so arbeiten sehen, mit den Händen wie diese laut lachenden und schwatzenden Frauen am Hafen, die an langen Tischen standen und den Fischen die Bäuche aufschlitzten.
    Wenn keine Patienten da waren, bearbeitete

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