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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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denn: Luftstrom – das ist die Polizei, und Ohren putzen bedeutet, daß sein Leben in Gefahr ist. Beim nächsten Besuch wird er das Geld schon in einem Kuvert haben und auf ein Handzeichen unauffällig an den Tisch bringen. In einer gefalteten Serviette. Und das ist nun eine der wichtigsten Lektionen: die Handzeichen. Ein guter Triade hat eine Menge Zeichen, die er mit seinen Fingern bilden kann. Er spricht mit den Fingern. Und auch das versteht jeder, der mit uns zusammenarbeitet. Dazu gehört eine lange Übung. Wir werden damit am Samstag abend beginnen.«
    Min sah hinüber zu Aisin Ninglin, der an der Tischkante lehnte. Der verstand den Blick sofort, verbeugte sich und verließ den Raum. Min Ju ging vor der München-Karte hin und her, mit kleinen festen Schritten, die Hände auf dem Rücken.
    »Du wirst die Aufgaben von Ninglin übernehmen, Bai Juan Fa, wenn du dich eingearbeitet hast. Das wird nicht lange dauern. Nächste Woche beginnt euer Rundgang durch die Restaurants. Auch die verschiedenen Läden und Betriebe, Ex- und Importfirmen, Seidenhandel, Asiatika, Ärzte, Masseure, Wäschereien, Übersetzungsbüros, Computerfachleute, sogar zwei Architekten zahlen an uns.«
    »Die werden auch von den Triaden kontrolliert?« fragte Rathenow.
    »Alle, die aus China kommen und hier ihre Geschäfte machen, sind unsere Brüder. Ach ja, eine Gruppe habe ich noch vergessen: die Bordellbesitzer, Massagesalons und die Büros für Begleitservice für Reisen und Hausbesuche. Das ist ein gutes Geschäft. Keiner weiß, was sie mit ihren Mädchen einnehmen – wir schätzen sie nur. Du wirst ab und zu in einem dieser Kontaktbüros einen Tag verbringen, um festzustellen, wie viele Mädchen an einem Tag beschäftigt werden. Aber du bist nur für die Lokale zuständig.«
    »Und wenn einige sich weigern?«
    »Das kommt zwar selten vor, aber es kommt vor. Dafür will ich Aisin Ninglin frei bekommen, und du wirst an seiner Stelle die Grassandale. Ninglin ist ein Mensch, der kein Herz in der Brust trägt, sondern einen Felsstein.«
    »Mit anderen Worten: Ninglin soll ein Killer werden …«
    »Ich liebe die harten amerikanischen Worte nicht.« Min Ju blieb stehen und wandte sich der Wandkarte zu. »Wir nennen Männer mit dieser Sonderaufgabe die ›Ohrenputzer‹. Ninglin wird ein guter Ohrenputzer werden. Sein Vorgänger wurde von der Polizei überrascht, als er in ein Lokal einbrach, um den Wirt vom Wert unseres Schutzes zu überzeugen. Ein deutsches Gericht wird ihn nur wegen Einbruchs verurteilen können, weil ihm nichts anderes nachzuweisen ist. Auch wenn man ihm nicht glaubt – man kann ihm nichts beweisen.«
    »Und wenn er redet?«
    »Nicht möglich.« Min Ju lächelte breit. »Erstens wird man ihn dann wegen mehrfachen Mordes zu lebenslänglich verurteilen, und zweitens wird er auch hinter Gittern kein halbes Jahr mehr leben. Ein dummer Unfall wird ihn zu den Ahnen bringen. Auch in den Strafanstalten haben wir Sympathisanten.«
    »Wo seid ihr nicht?«
    »Wir sind überall.« Min Ju zeigte auf eine blaue Fahne. Sie steckte an einem Gebäude in der Nähe des Hauptbahnhofes. »Hier sitzt unser Hauptfeind: der Kriminaloberrat Peter Probst, von seinen Leuten nur PP genannt, was eigentlich Polizeipräsident heißt. PP ist der Leiter des 13. Kommissariats – des Kommissariats für organisierte Kriminalität. Ein verflucht kluger und eifriger Mann. Er versucht seit einiger Zeit, Spitzel bei uns einzuschleusen, aber es mißlingt ihm. Mir ist ein Rätsel, wie Chinesen dazu kommen, sich der Polizei zur Verfügung zu stellen, um uns zu verraten. Wir haben zwei dieser Ehrvergessenen entdeckt und hingerichtet. Traditionell mit dem Kaiserschwert. Ihre Körper liegen in mit Steinen beschwerten Säcken auf dem Grund eines bayerischen Sees. Die Köpfe haben wir so hingelegt, daß man sie finden konnte. Die Staatsanwaltschaft hat ein absolutes Schweigeverbot erlassen. Eine Sonderkommission unter dem beleidigenden Namen ›Schlitzauge‹ wurde gebildet, aber sie stößt überall auf Schweigen. Das macht Peter Probst große Probleme. Ich weiß nicht, was er plant, aber daß er etwas unternehmen wird, das weiß ich. Merke dir also: Das 13. Kommissariat ist unser gefährlichster Feind. Nach ihm kommt die Russen-Mafia, die immer stärker auf den westdeutschen Markt drängt und in unser Geschäft eindringt. Früher oder später wird es zu einem offenen Kampf kommen. Wir werden ihn gewinnen, aber es wird auf beiden Seiten viele Tote geben. Auch darauf

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