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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Besonderes?«
    »Viel Besondeles, Mistel.« Das Stimmchen kicherte. »Haben Sie 40 Yuan?«
    »Natürlich. Wofür?«
    »Kann ich kommen auf Ihl Zimmel?«
    »Wenn Sie etwas zu berichten haben, schieben Sie einen Zettel unter die Tür. Ich liege schon im Bett.«
    »Ich lege mich dazu, Mistel Gelmany. Zwei Stunden 40 Yuan, ganze Nacht nul 80 Yuan. Dalf ich kommen?«
    »Nein.« Rathenow sagte es ohne Zögern und Nachdenken. »Ich habe keinen Bedarf an einer 80-Yuan-Nacht.«
    »Sie wissen nicht, was ich kann.« Das Zwitschern wurde eindringlicher. »Kennst du die chinesische Schaukel? Die Zungen-Pilgelfahlt? Oder Leuchtendel Blütenstengel kommt zu Tianlin? Ich heiße Tianlin … Mach mit mil Aufgehende Sonne und Jadeflötenspiel. Tianlin kann alles … und dann welde ich dich mit walmem Öl massielen. Du wilst diese Nacht nie velgessen. Laß Tianlin kommen … nul 60 Yuan ganze Nacht.«
    »Ich weiß zwar nicht, was das alles ist, aber es hört sich interessant an.«
    »Tianlin kommt!« rief das Stimmchen begeistert.
    »Nein! Nein!« Rathenow unterbrach sie eilig. »Bleib da! Es ist umsonst.«
    »Nicht umsonst. 60 Yuan.«
    »Ich meine, es hat keinen Sinn, weiter zu verhandeln. Ich brauche dich nicht. Ich will schlafen!«
    »Mit Tianlin?«
    »Nein!« Jetzt schrie er es in das Telefon. »Nein!«
    Er warf den Hörer zurück auf die Gabel und rutschte wieder unter die dünne Decke. Über der Tür summte leise die Klimaanlage.
    Wie hat sich China verändert, dachte er. Das wäre bei Mao unmöglich gewesen. Huren im Hotel … Die demokratische Freiheit beginnt, sich über diese Umwege nach China zu schleichen. Früher wäre jeder Versuch der Prostitution sofort von der Polizei vereitelt worden. Kein Mädchen hätte es gewagt, in einem Hotel einen Gast anzusprechen. Wie sich in kurzer Zeit die Moral wandelt. Zuerst die Moral!
    Er dachte noch eine Weile an das Vogelstimmchen und schlief schließlich wieder ein.
    Zum zweitenmal weckte ihn das Klingeln des Telefons – es war ein Uhr nachts.
    Rathenow nahm ab, schon vorsichtiger, und sagte nur: »Ja.«
    »Hier ist Qiong«, antwortete eine Mädchenstimme. Sie sprach ein besseres Englisch als Täubchen Tianlin und kicherte auch nicht so kindisch. Sie schien eine real denkende Frau zu sein.
    »Was wollen Sie?« fragte Rathenow grob. »In mein Bett? Wieviel Yuan?«
    »Bis zum Morgen 100 Yuan.«
    »Das ist Nepp! Ich habe ein Angebot von 60 Yuan.«
    »60 Yuan – was kann sie dafür schon bieten?«
    »Zungenpilgerfahrt. Aufgehende Sonne. Jadeflötenspiel und noch mehr …«
    »Sie ist eine Anfängerin. Ich zeige dir die Riff-Koralle und das Prenkhi. Du wirst glücklich sein …«
    »Das glaube ich nicht.« Rathenow hob wieder seine Stimme. »Häng das Telefon ein und verschwinde, oder ich rufe den Hotel-Manager!«
    »Du ungewaschenes Arschloch!« Klick. Das Gespräch war beendet.
    Rathenow legte den Hörer zurück. Das war ein Profi, dachte er. Gott helfe dem, der ihr in die Finger fällt. Mao, wenn du das sehen könntest! Und was, zum Teufel, ist eine Riff-Koralle …?
    Er war kaum wieder eingeschlafen, als ihn das Telefon zum drittenmal weckte. Ich nehme nicht ab, dachte er wütend. Verdammt noch mal, so einen Aufmarsch und Hartnäckigkeit von Huren habe ich selbst in Manila nicht erlebt. Aber dann riß er doch den Hörer von der Gabel und bellte wieder: »Nein!« Eine Beschreibung der Liebeskünste wartete er nicht mehr ab; er warf den Hörer sofort wieder zurück.
    Fünfmal wurde Rathenow in dieser ersten Nacht in Kunming durch das Telefon geweckt, und der tollste Anruf war der letzte, morgens gegen vier Uhr. Zum erstenmal meldete sich eine Männerstimme. Rathenow legte deshalb nicht sofort auf.
    »Sir«, sagte der Mann in holprigem Englisch. »Es ist sehr spät, aber nicht zu spät, um die Honigwonne zu genießen …«
    »Was wollen Sie?« Rathenow war versucht, das Telefon jetzt, jetzt sofort an die Wand zu werfen. »Ich rufe die Polizei!«
    »Warum Polizei? Sir, es wird das schönste Erlebnis Ihres Lebens sein. Ich habe eine Schwester. Nur 50 Yuan …«
    »Ende!« brüllte Rathenow, aber der Mann sprach weiter.
    »Sie ist dreizehn Jahre alt, ein süßes, kleines Mädchen, Brüstchen wie eine Kamelienknospe … und sie ist eine Meisterin im China-Bad und in der anmutigen Stellung der ›Bereinigung der Eisvögel‹. Das alles für 50 Yuan. Es gibt kein besseres Angebot! Sir, hat schon mal ein dreizehnjähriges Vögelchen auf Ihnen geflattert? Sie werden es nie vergessen …«
    »Ich

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