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Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zugedacht haben, und ich würde sie ihnen nicht diktieren, wenn wir nicht in dieser Weise von ihnen verhöhnt worden wären und wenn nicht Winnetou, der selbst ein roter Mann ist, sie ihnen vorhin angedroht hätte, als er sagte, daß er ihnen ihr Gift nehmen werde. Es handelt sich hierbei auch um das erziehliche Motiv und um das Nützlichkeitsprinzip. Sie sollen erkennen, daß mit der Größe des Fehlers auch die Strenge der Strafe steigt und daß man Männer, wie wir sind, nicht ungeahndet in dieser Weise beleidigen darf. Was hier geschieht, wird sich schnell bei allen Roten herumsprechen und uns bei ihnen in Achtung bringen. Ist Winnetou mit mir einverstanden?«
    »Mein weißer Bruder hat mir aus der Seele gesprochen,« antwortete der Apatsche. »Was er thut, ist ganz dasselbe, als ob ich es selbst bestimmt hätte. Wir nehmen ihnen die Medizinen.«
    »Aber sie werden sich fürchterlich rächen! Oder nicht?« fragte der Engineer.
    »Natürlich werden sie an Rache denken, aber nicht an Euch, sondern an uns,« antwortete Old Shatterhand. »Grad dadurch, daß wir ihnen die Medizinen nehmen, lenken wir ihre Rache von Euch weg auf uns. Sie müssen diese Gegend schimpflich verlassen, zu Fuß; sie müssen sich während der Rückkehr nach ihren Weidegründen höchst armselig behelfen, weil sie keine Waffen haben; sie können nicht jagen, sondern höchstens Schlingen legen; sie werden sich meist von Wurzeln, Beeren und wilden Früchten zu ernähren haben; das hält sie lange unterwegs. Und wenn sie heimkommen, werden sie von den Ihrigen gemieden, weil sie keine Medizinen haben. Um wieder als Krieger zu gelten und geachtet zu werden, müssen sie sich neue Medizinen verschaffen, was jahrelang dauern kann. Hierher, nach dem Schauplatze ihres beispiellosen Verlustes, kommen sie also nicht so bald zurück. Dafür aber wehe, dreifach wehe mir und Winnetou, wenn wir jemals das Unglück haben sollten, ihnen in die Hände zu fallen!«
    »Habt Ihr denn keine Angst?«
    »Angst? Fällt uns gar nicht ein! Wenn man sich im wilden Westen vor allem, was geschehen kann, ängstigen wollte, käme man aus der Angst gar nicht heraus und würde vor lauter Furcht und Sorge unfähig, auch nur eine Woche länger hier zu bleiben. Also wir sind einverstanden. Habt Ihr, Mr. Swan, unserm Beschlusse noch irgend etwas beizufügen?«
    »Werde mich wohl hüten!« lachte dieser. »Ihr habt mir vorhin die Lust, An-und Absichten zu haben, ganz gehörig versalzen. Was aber soll mit dem Scout geschehen, der bei uns im Brunnen steckt? Glaubt auch der an Medizinen?«
    »Nein. Haut ihn tüchtig durch und laßt ihn dann laufen!«
    »Soll besorgt werden, Sir, ganz gehörig besorgt! Meine Leute werden sich über die Beute freuen, die sie bekommen. Die Pferde brauchen sie wohl kaum; aber wenn wir sie mit der Bahn einige Stationen zurücktransportieren, können wir sie verkaufen und ganz hübsche Preise erzielen.«
    »Da muß ich bemerken, daß wir, nämlich ich und meine Gefährten, von der Beute nichts beanspruchen als nur zwei Pferde, welche ich für Frank und Droll aussuchen werde, weil diese beiden schlecht beritten sind.«
    »
Well!
Sucht die besten aus! Sie sind euch wohl zu gönnen, denn daß wir die Roten so hübsch festgenommen haben, ist doch nicht unser, sondern nur euer Verdienst. Ich nehme an, daß die Beratung nun zu Ende ist.«
    »Ja. Ich will dem Häuptling das Resultat derselben mitteilen. Wir werden fürchterliche Wutausbrüche zu hören bekommen, machen uns aber nichts daraus.«
    Er stand auf und begab sich mit Winnetou und dem Engineer nach der Stelle, wo Tokvi-Kava lag, zu dessen beiden Seiten sich Frank und Droll niedergesetzt hatten, um ihn im Auge zu haben. Der neugierige Hobble wartete nicht, bis er etwas zu hören bekam, sondern fragte:
    »Die Herren Schtadträte kommen vom Rathause, also is die Plenar-und Kommissionssitzung zu Ende. Was hat denn nu der Reichstag,« dabei deutete er auf Winnetou und Old Shatterhand, »und das Unterhaus,« dabei deutete er auf den Engineer, »für eenen juristisch-aeronautischen Beschluß gefaßt?«
    »Wirst es gleich hören,« antwortete Old Shatterhand kurz. Und sich an den Häuptling wendend, fuhr er fort, indem er ihm nicht seinen bisherigen, sondern den neuen, verächtlichen Namen gab: »Mungwi Ekknan Makik mag hören, was über ihn und seine Komantschen beschlossen worden ist!«
    Der Häuptling wendete den Kopf zur Seite und schloß die Augen, um zu sagen, daß alles, was er hören werde, ihm ebenso

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