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Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Titel: Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Zwillinge?»
      «Ja», sagt die Frau. «Wie ein Ei dem andern.»
      «Das eben meine ich! Wie kann man das auseinanderhalten, besonders, wenn sie so klein sind? Konnten Sie das? Gerade in
    den ersten Tagen, wenn alles durcheinandergeht?»
    Die Frau schweigt.
      «Das ist doch jetzt egal», erkläre ich und mache Wilke ein Zeichen, aufzuhören.
      Doch Wilke hat die unsentimentale Neugier des Wissenschaflers. «Das ist gar nicht egal», erwidert er. «Sie müssen ja beerdigt werden! Der eine katholisch, der andere evangelisch. Wissen Sie, welcher katholisch ist?»
      Die Frau schweigt. Wilke erhitzt sich an seinem Tema.
      «Glauben Sie, daß Sie die Beerdigung zur gleichen Zeit machen dürfen? Wenn Sie einen Doppelsarg haben, müssen Sie das ja. Dann müßten ja auch zwei Pfarrer am Grabe sein, ein katholischer und ein evangelischer! Das machen die sicher nicht! Die sind eifersüchtiger auf den lieben Gott als wir auf unsere Frauen.»
      «Wilke, das geht Sie doch alles nichts an», sage ich und gebe ihm unter dem Tisch einen Fußtritt.
      «Und die Zwillinge», ruf Wilke, ohne mich zu beachten.
      «Der katholische würde dann ja gleichzeitig evangelisch beerdigt werden und der evangelische katholisch! Stellen Sie sich das Durcheinander vor! Nein, Sie werden mit dem Doppelsarg nicht durchkommen! Zwei Einzelsärge, das wird es sein müssen! Dann hat jede Religion ihren. Die Geistlichen können einander dann den Rücken drehen und sie so einsegnen.»
      Wilke stellt sich offenbar vor, daß eine Religion Gif für die andere sei. «Haben Sie schon mit den Priestern gesprochen?» fragt er.
      «Das tut mein Mann», sagt die Frau.
      «Da bin ich doch wirklich neugierig –»
      «Wollen Sie den Doppelsarg machen?» fragt die Frau.
      «Machen schon, aber ich sage Ihnen –»
    «Was kostet er?» fragt die Frau.
    Wilke kratzt sich den Schädel. «Wann muß er fertig sein?»
    «So bald wie möglich.»
      «Dann muß ich die Nacht durcharbeiten. Überstunden. Er muß extra angefertigt werden.»
      «Was kostet er?» fragt die Frau.
      «Ich werde es Ihnen bei der Ablieferung sagen. Ich mache es billig, der Wissenschaf wegen. Ich kann ihn nur nicht zurücknehmen, wenn er Ihnen verboten wird.»
      «Er wird nicht verboten.»
      Wilke sieht die Frau erstaunt an. «Woher wissen Sie das?»
      «Wenn die Priester sie so nicht einsegnen wollen, beerdigen wir sie ohne Priester», sagt die Frau hart. «Sie waren immer zusammen, und sie sollen zusammen bleiben.»
      Wilke nickt. «Abgemacht, also – der Sarg wird fest geliefert. Zurücknehmen kann ich ihn nicht.»
      Die Frau zieht ein schwarzes Lederportemonnaie mit einem Nickelschnapper aus ihrer Handtasche. «Wollen Sie eine Anzahlung?»
      «Es ist üblich. Für das Holz.»
      Die Frau sieht Wilke an. «Eine Million», sagt er etwas verlegen.
      Die Frau gibt ihm die Scheine. Sie sind klein zusammengefaltet. «Die Adresse», sagt sie.
      «Ich gehe mit», erklärt Wilke. «Ich nehme Maß. Sie sollen einen guten Sarg bekommen.»
      Die Frau nickt und sieht mich an. «Und der Stein? Wann liefern Sie ihn?»
      «Wann Sie wollen. Im allgemeinen wartet man damit bis ein paar Monate nach der Beerdigung.»
      «Können wir ihn nicht gleich haben?»
      «Das schon. Aber es ist besser, zu warten. Das Grab senkt sich nach einiger Zeit. Es ist zweckmäßiger, erst dann den Stein aufzustellen, sonst muß er noch einmal gesetzt werden.»
      «Ach so», sagt die Frau. Ihre Pupillen scheinen einen Augenblick zu zittern. «Wir möchten den Stein trotzdem gleich haben. Kann man ihn nicht – kann man ihn nicht so setzen, daß er nicht einsinkt?»
      «Wir müssen dann ein Extra-Fundament machen. Eins für den Stein, vor der Beerdigung. Wollen Sie das?»
      Die Frau nickt. «Sie sollen ihre Namen drauf haben», sagt sie. «Sie sollen nicht einfach so daliegen. Es ist besser, wenn sie ihre Namen gleich darauf haben.»
      Sie gibt mir die Nummer der Grabstelle. «Ich möchte das sofort bezahlen», sagt sie. «Wieviel macht es?»
      Sie öffnet das schwarze Lederportemonnaie wieder. Ich sage ihr, verlegen wie Wilke, den Preis. «Heute ist gleich alles in Millionen und Milliarden», füge ich hinzu.
      Es ist sonderbar, wie man manchmal schon an der Art, wie sie Geld zusammenfalten, sehen kann, ob Leute ordentlich und ehrlich sind oder nicht. Die Frau öffnet einen Schein nach dem anderen und legt ihn auf den Tisch neben die

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