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Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Titel: Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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lehren!»
      Er verfehlt seine Frau und zischt vor Wut. Sie hält den Stock fest. «Aber Vater, wir mußten uns doch vorsehen, der Arzt –»
      «Der Arzt ist ein Idiot! Laß den Stock los, du Satan! Laß den Stock los, sage ich, du Bestie!»
      Die kleine, runde Frau läßt den Stock tatsächlich los. Der zischende Enterich vor ihr schwingt ihn und trif eine seiner Töchter. Die drei Frauen könnten den schwachen Alten mühelos entwaffnen; aber er hat sie unter der Fuchtel wie eben ein Feldwebel seine Rekruten. Die Töchter halten jetzt den Stock fest und versuchen tränenvolle Erklärungen. Knopf hört nicht zu. «Laßt den Stock los, ihr Satansbrut! Geld verschwenden und aus dem Fenster werfen, ich werde euch lehren!»
      Der Stock wird losgelassen, Knopf haut aufs neue ein, vorbei, und fällt durch den Schwung ins Leere auf die Knie. Der Speichel steht ihm in Blasen in seinem Nietzscheschnurrbart, als er sich aufrichtet, um nach Zarathustras Gebot seinen Harem weiterzuprügeln. «Vater, du stirbst, wenn du dich so aufregst!» schrien die Töchter unter Tränen. «Beruhige dich doch! Wir sind glücklich, daß du lebst! Sollen wir dir Kaffee machen?»
      «Kaffee? Ich werde euch Kaffee machen! Totschlagen werde ich euch Satansbrut! So viel Geld herauszuschmeißen –»
      «Aber Vater, wir können die Sachen doch wieder verkaufen!»
      «Verkaufen! Ich werde euch verkaufen, ihr verdammten Luder –»
      «Aber Vater, es ist doch noch gar nicht bezahlt!» schreit Frau Knopf in höchster Seelennot. – Das dringt durch. Knopf läßt den Stock sinken.
      «Was?»
      Wir treten vor. «Herr Knopf», sagt Georg. «Meinen Glückwunsch!»
      «Lecken Sie mich am Arsch!» erwidert der Feldwebel. «Sehen Sie nicht, daß ich beschäfigt bin?»
      «Sie überanstrengen sich.»
      «So? Was geht Sie das an? Ich werde hier ruiniert von meiner Familie.»
      «Ihre Frau hat ein glänzendes Geschäf gemacht. Wenn sie die Trauerkleider morgen verkauf, wird sie einige Milliarden daran verdient haben durch die Inflation – besonders, wenn sie den Stoff noch nicht bezahlt hat.»
      «Nein, wir haben ihn noch nicht bezahlt!» schreit das Quartett.
      «Da sollten Sie froh sein, Herr Knopf! Der Dollar ist während Ihrer Krankheit erheblich gestiegen. Sie haben, ohne es zu wissen, im Schlaf an Sachwerten verdient.»
      Knopf horcht auf. Daß eine Inflation besteht, weiß er aus der Tatsache, daß der Schnaps immer teurer geworden ist. «So, verdient», murmelt er. Dann wendet er sich zu seinen vier aufgeplusterten Spatzen. «Habt ihr auch schon einen Grabstein für mich gekauf?»
      «Nein, Vater!» schreit das Quartett erleichtert, mit einem beschwörenden Blick auf uns.
      «Und warum nicht?» krächzt Knopf wütend.
      Sie starren ihn an.
      «Ihr Gänse!» schreit er. «Wir hätten ihn jetzt wieder verkaufen können! Mit Verdienst, was?» fragt er Georg.
      «Nur, wenn er bezahlt gewesen wäre. Sonst hätten wir ihn lediglich zurückgenommen.»
      «Ach was! Dann hätten wir ihn an Hollmann und Klotz verkauf und Sie davon ausgezahlt!» Der Feldwebel wendet sich wieder seiner Brut zu. «Ihr Gänse! Wo ist das Geld? Wenn ihr nicht bezahlt habt für den Stoff, habt ihr doch noch Geld! Her damit!»
      «Komm», sagt Georg. «Der emotionelle Teil ist vorbei. Beim geschäflichen haben wir nichts zu suchen.»
      Er irrt sich. Eine Viertelstunde später steht Knopf im Büro. Ein würziger Duf von Korn umschwebt ihn. «Ich habe alles rausgekriegt», sagt er. «Lügen nützt nichts. Meine Frau hat gestanden. Sie hat bei Ihnen einen Grabstein gekauf.»
      «Sie hat ihn nicht bezahlt. Vergessen Sie es. Jetzt brauchen Sie ihn doch nicht mehr.»
      «Sie hat ihn gekauf», erklärt der Feldwebel drohend. «Es sind Zeugen da. Versuchen Sie nicht, sich rauszuwinden! Ja oder nein?»
      Georg sieht mich an. «Also gut. Ihre Frau hat sich allerdings eher erkundigt als gekauf.»
      «Ja oder nein?» schnauzt Knopf.
      «Weil wir uns so lange kennen, können Sie es nehmen, wie Sie wollen, Herr Knopf», sagt Georg, um den Alten zu beruhigen.
      «Also ja. Geben Sie mir das schriflich.»
      Wir sehen uns wieder an. Der alte, ausgediente Militärknochen hat rasch gelernt. Er will uns hochnehmen.
      «Wozu schriflich?» sage ich. «Bezahlen Sie den Stein, und er gehört Ihnen.»
      «Seien Sie ruhig, Sie Betrüger!» fährt Knopf mich an. «Schriflich!» krächzt er. «Für acht Milliarden!

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