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Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Titel: Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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versprochen. Ich habe nur einen Kontrakt mit ihm für die Bar gemacht, für drei Jahre. Er wird in den drei Jahren merken, daß er mich nicht entbehren kann.»
      «Du hast dich verändert», sage ich.
      «Ach, du Schaf! Ich habe nur einen Entschluß gefaßt.»
      «Bald wirst du mit Eduard auf uns schimpfen, weil wir immer noch die billigen Eßmarken haben.»
      «Habt ihr noch welche?»
      «Noch für ein und einen halben Monat.»
      Gerda lacht. «Ich werde nicht schimpfen. Außerdem habt ihr sie ja seinerzeit richtig bezahlt.»
      «Es war unser einziges gelungenes Börsengeschäf.» Ich sehe Gerda nach, während sie die Teller abräumt. «Ich werde sie Georg lassen», sage ich. «Ich komme nicht mehr ins ,Walhalla‘.»
      Sie dreht sich um. Sie lächelt, aber ihre Augen lächeln nicht. «Warum nicht?» fragt sie.
      «Ich weiß nicht. Mir ist so. Aber vielleicht komme ich doch.»
      «Natürlich kommst du! Warum solltest du nicht kommen?»
      «Ja, warum nicht?» sage ich mutlos.
      Von unten tönt gedämpf das elektrische Klavier. Ich stehe auf und gehe ans Fenster. «Wie schnell dieses Jahr vorbeigegangen ist», sage ich.
      «Ja», erwidert Gerda und lehnt sich an mich. «Typisch», murmelt sie. «Gefällt einem schon einmal jemand, da muß es ausgerechnet so einer sein wie du – der nicht zu einem paßt.» Sie stößt mich weg. «Nun geh schon – geh zu deiner himmlischen Liebe – was verstehst du schon von Frauen?»
      «Nichts.»
      Sie lächelt. «Versuch es auch gar nicht erst, Baby. Es ist besser. Und nun geh! Hier, nimm das mit.»
      Sie holt eine Münze und gibt sie mir. «Was ist das?» frage ich.
      «Ein Mann, der Leute durchs Wasser trägt. Er bringt Glück.»
      «Hat er dir Glück gebracht?»
      «Glück?» erwidert Gerda. «Das kann eine Menge sein. Vielleicht. Und nun geh.»
      Sie schiebt mich hinaus und schließt die Tür hinter mir. Ich gehe die Treppe hinunter. Auf dem Hof begegnen mir zwei Zigeunerinnen. Sie gehören jetzt zum Programm in der Kneipe. Die Ringkämpferinnen sind längst fort. «Die Zukunf, junger Herr?» fragt die jüngere Zigeunerin. Sie riecht nach Knoblauch und Zwiebeln.
      «Nein», sage ich. «Heute nicht.»

    Bei Karl Brill herrscht höchste Spannung. Ein Haufen Geld liegt auf dem Tisch; es müssen Billionen sein. Der Gegner ist ein Mann mit dem Kopf eines Seehundes und sehr kleinen Händen. Er hat soeben den Nagel in der Wand probiert und kehrt zurück. «Noch zweihundert Milliarden», erklärt er mit heller Stimme.
      «Angenommen», erwidert Karl Brill.
      Die Duellanten deponieren den Zaster. «Noch jemand?» fragt Karl.
      Niemand meldet sich. Das Spiel ist für alle zu hoch. Karl schwitzt klare Perlen, ist aber zuversichtlich. Die Einsätze stehen vierzig zu sechzig für ihn. Er hat erlaubt, daß der Seehund dem Nagel noch einen kleinen letzten Hammerschlag geben darf; dafür ist der Einsatz von fünfzig-fünfzig für ihn auf vierzigsechzig festgesetzt worden. «Würden Sie ,Der Vöglein Abendlied‘ spielen?» fragt Karl mich.
      Ich setze mich ans Klavier. Bald darauf erscheint Frau Beck mann im lachsroten Kimono. Sie ist nicht so statuenhaf wie sonst; das Gebirge ihrer Brüste bewegt sich, als tobe darunter ein Erdbeben, und auch die Augen sind anders als sonst. Sie sieht Karl Brill nicht an.
      «Klara», sagt Karl. «Du kennst die Herren bis auf Herrn Schweizer.» Er macht eine elegante Geste. «Herr Schweizer –»
      Der Seehund verneigt sich mit erstauntem und etwas besorgtem Ausdruck. Er schielt auf das Geld und dann auf die Kubikbrünhilde. Der Nagel wird wattiert, und Klara stellt sich in Positur. Ich spiele die Doppeltriller und breche ab. Alles schweigt.
      Frau Beckmann steht ruhig und konzentriert da. Dann geht zweimal ein Zucken durch ihren Körper. Sie schießt plötzlich einen wilden Blick auf Karl Brill. «Bedaure!» knirscht sie durch die Zähne. «Es geht nicht.»
      Sie tritt von der Wand hinweg und verläßt die Werkstatt.
      «Klara!» schreit Karl.
      Sie antwortet nicht. Der Seehund stößt ein fettes Gelächter aus und beginnt zu kassieren. Die Saufrüder sind wie vom Blitz getroffen. Karl Brill stöhnt, stürzt zu dem Nagel und kommt zurück. «Einen Augenblick!» sagt er zu dem Seehund. «Einen Augenblick, wir sind noch nicht fertig! Wir haben auf drei Versuche gewettet. Es waren aber erst zwei!»
      «Es waren drei.»
      «Das können Sie nicht so beurteilen! Sie

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