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Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Titel: Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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die Blumen so aufgefaßt, wie ein vernünfiger Mensch es tun sollte. Anstatt langes Teater zu machen, ist sie da. Sie hat akzeptiert, und jetzt ist eigentlich nichts mehr zu besprechen.
      «Was machst du heute nachmittag?» fragt sie.
      «Ich arbeite bis fünf. Dann gebe ich einem Idioten eine Nachhilfestunde.»
      «Worin? In Idiotie?»
      Ich grinse. «Wenn man es richtig ansieht, ja.»
      «Das wäre bis sechs. Komm nachher in den Altstädter Hof. Ich
    trainiere da.»
    «Gut», sage ich, bevor ich nachdenke.
    Gerda steht auf. «Also dann –»
      Sie hält mir ihr Gesicht hin. Ich bin überrascht. So viel hatte ich mit meiner Blumensendung gar nicht beabsichtigt. Aber warum eigentlich nicht? Georg hat wahrscheinlich recht: Liebesschmerz soll man nicht mit Philosophie bekämpfen – nur mit einer anderen Frau. Vorsichtig küsse ich Gerda auf die Wange. «Dummkopf!» sagt sie und küßt mich herzhaf auf den Mund. «Reisende Artisten haben nicht viel Zeit übrig für Firlefanz. In zwei Wochen muß ich weiter. Also bis heute abend.»
      Sie geht aufrecht mit ihren festen, kräfigen Beinen und den kräfigen Schultern hinaus. Auf dem Kopf trägt sie eine rote Baskenmütze. Sie scheint Farben zu lieben. Draußen bleibt sie neben dem Obelisken stehen und blickt auf unser Golgatha. «Das ist unser Lager», sage ich.
      Sie nickt. «Bringt es was ein?»
      «So so – in diesen Zeiten –»
      «Und du bist hier angestellt?»
      «Ja. Komisch, was?»
      «Nichts ist komisch», sagt Gerda. «Was sollte ich sonst sagen, wenn ich in der Roten Mühle meinen Kopf von rückwärts durch die Beine stecke? Glaubst du, Gott hätte das gewollt, als er mich erschuf? Also bis sechs.»
      Die alte Frau Kroll kommt mit einer Gießkanne aus dem Garten. «Das ist ein ordentliches Mädchen», sagt sie und blickt Gerda nach. «Was ist sie?»
      «Akrobatin.»
      «So, Akrobatin!» erwidert sie überrascht. «Akrobatinnen sind meistens ordentliche Menschen. Sie ist keine Sängerin, was?»
      «Nein. Eine richtige Akrobatin. Mit Saltos, Handständen und
    Verrenkungen wie ein Schlangenmensch.»
    «Sie kennen sie ja ziemlich genau. Wollte sie etwas kaufen?»
    «Noch nicht.»
      Sie lacht. Ihre Brillengläser glitzern. «Mein lieber Ludwig», sagt sie. «Sie glauben nicht, wie närrisch Ihnen Ihr jetziges Leben einmal vorkommen wird, wenn Sie siebzig sind.»
      «Dessen bin ich noch gar nicht so sicher», erkläre ich. «Es kommt mir nämlich gerade jetzt schon ziemlich närrisch vor. Was halten Sie übrigens von der Liebe?»
      «Wovon?»
      «Von der Liebe. Der himmlischen und der irdischen Liebe.»
      Frau Kroll lacht herzlich. «Das habe ich längst vergessen. Gott sei Dank!»

    Ich stehe in der Buchhandlung Arthur Bauers. Heute ist der Zahlungstag für die Nachhilfestunden, die ich seinem Sohn erteile. Arthur junior hat die Gelegenheit benützt, mir zur Begrüßung ein paar Hefzwecken auf meinen Stuhl zu legen. Ich hätte ihm dafür gerne sein Schafsgesicht in das Goldfischglas getunkt, das den Plüschsalon ziert, aber ich mußte mich beherrschen – Arthur junior weiß das.
      «Also Yoga», sagt Arthur senior jovial und schiebt mir einen Packen Bücher zu. «Ich habe Ihnen hier herausgelegt, was wir haben. Yoga, Buddhismus, Askese, Nabelschau – wollen Sie Fakir werden?»
      Ich mustere ihn mißbilligend. Er ist klein, hat einen Spitzbart und flinke Augen. Noch ein Schütze heute, denke ich, der auf mein ramponiertes Herz anlegt! Aber dich billige Spottdrossel werde ich schon kriegen, du bist kein Georg! Scharf sage ich: «Was ist der Sinn des Lebens, Herr Bauer?»
      Arthur sieht mich erwartungsvoll wie ein Pudel an. «Und?»
    «Was, und?»
      «Wo ist die Pointe? Sie erzählen doch einen Witz – oder nicht?»
      «Nein», erwidere ich kühl. «Dies ist eine Rundfrage zum Heile meiner jungen Seele. Ich stelle sie vielen Menschen, besonders solchen, die es wissen sollten.»
      Arthur greif in seinen Bart wie in eine Harfe. «Sie fragen doch nicht im Ernst, an einem Montagnachmittag, mitten in der Hauptgeschäfszeit, so etwas Blödsinniges, und wollen auch noch eine Antwort darauf haben?»
      «Doch», sage ich. «Aber bekennen Sie nur gleich! Sie wissen es auch nicht! Sie, trotz aller Ihrer Bücher!»
      Arthur gibt seinen Bart frei, um sich in den Locken zu wühlen. «Herrgott, was manche Menschen für Sorgen haben! Erörtern Sie die Sache doch in Ihrem Dichterklub!»
      «Im

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