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Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Titel: Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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dunkel und geschlossen. Auch die Tür ist zu. Das Rohr auf der Mauer sieht er nicht. «Steh stramm, du pflichtvergessener Lump von einem Feldwebel!» sage ich. «Habe ich dir dafür Litzen am Kragen und einen langen Säbel verliehen, damit du Steine beschmutzest, die für den Gottesacker bestimmt sind?» Und schärfer, zischend, im Kommandoton: «Knochen zusammen, würdeloser Grabstein-Nässer!»
      Das Kommando wirkt. Knopf steht stramm, die Hände an der Hosennaht. Der Mond spiegelt sich in seinen weit aufgerissenen Augen. «Knopf», sage ich mit Gespensterstimme. «Du wirst zum Soldaten zweiter Klasse degradiert, wenn ich dich noch einmal erwische! Du Schandfleck auf der Ehre des deutschen Soldaten und des Vereins aktiver Feldwebel a. D.»
      Knopf horcht, den Kopf etwas seitlich hochgereckt, wie ein mondsüchtiger Hund. «Der Kaiser?» flüstert er.
      «Knöpfe deine Hose zu und verschwinde!» flüstere ich hohl zurück. «Und merke dir: Riskiere deine Sauerei noch einmal, und du wirst degradiert und kastriert! Kastriert auch! Und nun fort, du liederlicher Zivilist, marsch-marsch!»
      Knopf stolpert benommen auf seine Haustür los. Gleich darauf bricht das Liebespaar wie zwei aufgescheuchte Rehe aus dem Garten und saust auf die Straße hinaus. Das hatte ich natürlich nicht gewollt.

    XIV

    Der Dichterklub ist bei Eduard versammelt. Der Ausflug zum Bordell ist beschlossen. Otto Bambuss erhof davon eine Durchblutung seiner Lyrik; Hans Hungermann will sich Anregungen holen für seinen «Casanova» und einen Zyklus in freien Rhythmen: «Dämon Weib», und selbst Matthias Grund, der Dichter des Buches vom Tode, glaubt für das letzte Delirium eines Paranoikers ein paar flotte Details erhaschen zu können. «Warum kommst du nicht mit, Eduard?» frage ich.
      «Kein Bedürfnis», erklärt er überlegen. «Habe alles, was ich brauche.»
      «So? Hast du?» Ich weiß, was er vorspiegeln will, und ich weiß auch, daß er lügt.
      «Er schläf mit allen Zimmermädchen seines Hotels», erklärt Hans Hungermann. «Wenn sie sich weigern, entläßt er sie. Er ist ein wahrhafer Volksfreund.»
      «Zimmermädchen! Das würdest du tun! Freie Rhythmen, freie Liebe! Ich nicht! Nie etwas im eigenen Hause! Alter Wahlspruch.»
      «Mit Gästen auch nicht?»
      «Gäste.» Eduard richtet die Augen zum Himmel. «Da kann man sich natürlich of nicht helfen. Die Herzogin von Bell-Armin zum Beispiel –»
      «Was zum Beispiel?» frage ich, als er schweigt.
      Eduard ziert sich. «Ein Kavalier ist diskret.»
      Hungermann bekommt einen Hustenanfall. «Schöne Diskretion! Wie alt war sie? Achtzig?»
      Eduard lächelt verächtlich – aber im nächsten Moment fällt das Lächeln von ihm ab wie eine Maske, deren Knoten gerissen ist; Valentin Busch ist eingetreten. Er ist zwar kein literarischer Mann, aber er hat trotzdem beschlossen, mitzumachen. Er will dabeisein, wenn Otto Bambuss seine Jungfernschaf verliert. «Wie geht es, Eduard?» fragt er. «Schön, daß du noch am Leben bist, was? Das mit der Herzogin hättest du sonst nicht genießen können.»
      «Woher weißt du, daß es wahr ist?» frage ich völlig überrascht.
      «Habe es nur draußen im Gang gehört. Ihr redet ziemlich laut. Habt wohl schon allerlei getrunken. Immerhin, ich gönne Eduard die Herzogin von Herzen. Freue mich, daß ich es war, der ihn dafür retten konnte.»
      «Es war lange vor dem Kriege», erklärt Eduard eilig. Er wittert einen neuen Anschlag auf seinen Weinkeller.
      «Gut, gut», erwidert Valentin nachgiebig. «Nach dem Kriege wirst du auch schon deinen Mann gestanden und Schönes erlebt haben.»
      «In diesen Zeiten?»
      «Gerade in diesen Zeiten! Wenn der Mensch verzweifelt ist, ist er leichter dem Abenteuer zugänglich. Und gerade Herzoginnen, Prinzessinnen und Gräfinnen sind in diesen Jahren sehr verzweifelt. Inflation, Republik, keine kaiserliche Armee mehr, das kann ein Aristokratenherz schon brechen! Wie ist es mit einer guten Flasche, Eduard?»
      «Ich habe jetzt keine Zeit», erwidert Eduard geistesgegenwärtig. «Tut mir leid, Valentin, aber heute geht es nicht. Wir machen mit dem Klub einen Ausflug.»
      «Gehst du denn mit?» frage ich.
      «Natürlich! Als Schatzmeister! Muß ich doch! Dachte vorhin nicht daran! Pflicht ist Pflicht.»
      Ich lache. Valentin zwinkert mir zu und sagt nicht, daß auch er mitkommt. Eduard lächelt, weil er glaubt, eine Flasche gespart zu haben. Alles ist

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