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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Frühstück mit Tweed am See entlang spazierte, sah sie sich sehr genau die große Villa an, in der die Mitgliederversammlungen des
Institut
stattfanden.
    Dabei fiel ihr eine ganze Reihe von Einzelheiten auf, die sie im Dunkeln übersehen hatte. Der erste Gefahrenpunkt sprang ihr sofort ins Auge.
    »Wenn das große Tor offen ist«, sagte sie, »sind alle, die sich der Villa nähern – auch im Auto –, sehr schlecht geschützt.«
    »Nicht, wenn sie es im Schutz der Mauer tun, die das Gelände umgibt.«
    »Aber dann können sie nicht an dem Treffen teilnehmen«, widersprach Paula.
    »Warten Sie ab, bis ich heute abend allen ihre Anweisungen erteile.«
    Paula ließ nicht locker. »Es wäre wesentlich sicherer, wenn sie das Grundstück durch den Seiteneingang betreten würden – der durch das Vorhängeschloß gesichert ist. Die Steintreppe, die von dort zum Haus hinaufführt, ist durch eine mannshohe Mauer geschützt.«
    »Sie können wohl Gedanken lesen.«
    »Eine andere sichere Zugangsmöglichkeit sehe ich nicht.«
    »Sehen Sie die Lücke dort, in der Mauer am Seeufer.« Tweed deutete auf die Stelle.
    »Dort führt eine Treppe zu einem Landesteg hinunter.«
    »Ihnen entgeht aber rein gar nichts. Heute morgen stand in der Zeitung, daß mehrere Kamerateams erwartet werden. Sie wollen das Ereignis fürs Fernsehen festhalten. Das könnte gefährlich werden – wegen der vielen Scheinwerfer.«
    »Daran habe ich bereits gedacht.«
    »Sie wollen mir offensichtlich nichts erzählen. Na schön, Themawechsel. Als ich gestern nacht nicht einschlafen konnte, fiel mir ein, daß Sie schon einige Zeit nichts mehr von Christopher Kane gehört haben.«
    »Ich habe versucht, ihn anzurufen, nachdem Sie auf Ihr Zimmer gegangen waren. Es ging aber niemand dran.«
    »Demnach sind drei der Schlüsselfiguren in diesem Drama wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Interessant, nicht?« Tweed lächelte.
    »Sie können einen ganz schön auf die Palme bringen. Manchmal frage ich mich wirklich, warum ich eigentlich für Sie arbeite.«
    »Weil Ihnen Ihre Arbeit gefällt. Bei einer normalen Schreibtischtätigkeit würden Sie doch in Null Komma nichts die Wände hochgehen.«
    »Da haben Sie allerdings recht. Wenigstens haben Sie interessant gesagt, nicht aufschlußreich.«
    Am Abend beobachtete Paula, wie die Sonne wie eine blutrote Münze im Westen unterging. In einem Anfall von Fatalismus fragte sie sich, wie viele von ihnen am nächsten Morgen noch am Leben sein würden. Bei ihrem Morgenspaziergang mit Tweed hatte sie ganz deutlich gespürt, welch schwere Verantwortung auf seinen Schultern lastete. Er war jemand, dem das Schicksal anderer Menschen nicht gleichgültig war.
    Wie befohlen, hatte sie zwecks besserer Bewegungsfreiheit einen bequemen Hosenanzug angezogen. Ihre Browning steckte im elastischen Bund ihrer Hose. Dort kam sie wesentlich schneller an sie heran als in ihrem Umhängebeutel. Sie saß da und las ein Buch. Langsam ging es auf neun Uhr zu. Jeder hatte sich eine leichte Mahlzeit auf sein Zimmer kommen lassen. Von Marler war fast den ganzen Tag nichts zu sehen gewesen, und sie fragte sich, wo er sich herumgetrieben hatte.
    Punkt neun Uhr klopfte sie an die Tür von Tweeds Zimmer. Als ihr geöffnet wurde, sah sie, daß die anderen bereits da waren. Ihr fiel auf, daß an Marlers Stuhl mehrere große Kleidersäcke lehnten.
    Tweed saß so hinter dem Schreibtisch, daß er alle im Blick hatte. Es war der fünfte Mann, der Paula stutzen ließ. Arthur Beck, Chef der Schweizer Bundespolizei, saß auf der breiten Couch. Er stand auf, als sie das Zimmer betrat, kam auf sie zu und umarmte sie.
    »Willkommen bei unserer Einsatzbesprechung.«
    »Sie sind der Mann, den Tweed letzte Nacht heimlich aufgesucht hat«, hauchte sie so leise, daß es kaum zu hören war.
    »Richtig«, sagte Tweed, der sie trotzdem gehört hatte.
    »Setzen Sie sich doch zu mir«, forderte sie der gutaussehende Schweizer freundlich auf.
    Jeder der Anwesenden hatte ein Blatt Papier mit einem Plan darauf. Auch Paula bekam einen von Tweed. Ein Blick genügte, und sie wußte, daß es sich um einen Grundriß der Villa handelte. Sie studierte ihn kurz, während sie sich zu Beck auf die Couch setzte.
    »Unsere Strategie hat Marler ausgearbeitet«, erklärte Tweed. »In Zusammenarbeit mit meiner Wenigkeit und in voller Übereinstimmung mit Arthur Beck, der verschiedene Änderungsvorschläge eingebracht hat. Langer Rede kurzer Sinn… doch nein, ich glaube, ich übergebe erst einmal

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