Der Schwarze Orden
Verschwiegenheit. Die vermeintliche Versicherungsgesellschaft führte angeblich Lösegeldverhandlungen, wenn reiche Männer entführt wurden.
Wenig später verabschiedete sich Tweed, und Paula wartete einen Moment, bevor sie hinter ihm herschlenderte.
Hass
an…
Das waren die Wörter, die Vitorelli gesagt hatte. Tweed wiederholte sie mehrmals.
Hass an …
Hassan. Assam. Der Name des Mannes, dem der Orden unterstand, war Hassan, ein arabischer Name. Das paßte.
»Hassan?« sagte Paula. »Das ist ein ziemlich gebräuchlicher Name.«
Tweed und Paula hatten sich nach Verlassen der Terrasse in Tweeds Zimmer zurückgezogen. Tweed, der langsam durch den Raum ging, ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
»Es ist ein Name«, sagte er schließlich. »Etwas, das wir bisher nicht hatten.«
»Das war wieder einmal sehr scharfsinnig von Ihnen – nur aufgrund einer zufälligen Bemerkung Vitorellis diesen Zusammenhang herzustellen. Assam – Hassan. Beides klingt sehr ähnlich. Anscheinend habe ich den Namen, den mir der Fahrer nach dem Entführungsversuch sagte, falsch verstanden.«
»Vermutlich hat der Kerl vor Angst halb in die Hosen gemacht und deshalb gestottert.«
»Marler hat mir erzählt, Sie wollen heute abend mit Karin Berg in einem Restaurant, das sich Ermitage nennt, essen gehen? Nehmen Sie da nicht schon wieder ein unnötiges Risiko auf sich?«
»Ich kenne Karin aus ihrer Zeit bei der schwedischen Spionageabwehr. Sie ist keine Fremde für mich.«
»Und was macht sie jetzt?« wollte Paula wissen.
»Angeblich ist sie Leiterin der Sicherheitsabteilung eines internationalen Großkonzerns. Ein Job, für den sie wie geschaffen ist.«
»Welcher Großkonzern ist das?«
»Das durfte sie mir nicht sagen. Sie hat sich vertraglich verpflichtet, das Unternehmen, für das sie arbeitet, nicht zu nennen.«
»Wie praktisch«, bemerkte Paula sarkastisch. »Doch jetzt zu diesem Orden, von dem Ihnen Vitorelli erzählt hat. Diese Frauen, die für Geld kaltblütig morden – denn Sie können sicher sein, daß sie für ihre schmutzige Arbeit gut bezahlt werden –, wieso sollte Karin Berg etwas über sie wissen. Sie arbeitet doch nicht mehr für den Geheimdienst.«
»Möglicherweise weiß sie etwas, ohne sich bewußt zu sein, daß sie es weiß«, erklärte Tweed. »Ich möchte nichts unversucht lassen.«
»Egal, wie gefährlich es ist?«
»Wissen Sie eine bessere Möglichkeit?« In Tweeds Stimme hatte sich ein scharfer Unterton eingeschlichen. »Ich bin ganz Ohr. Schießen Sie los.«
Paula wußte keine Antwort. Verzweifelt suchte sie nach einer Alternative. Ohne Erfolg.
»Sie spielen selbst den Lockvogel«, sagte sie schließlich.
Da klopfte es. Angespannt wie sie war, sprang Paula mit der Browning in der Hand auf und ging an die abgeschlossene Tür.
»Wer da?« rief sie.
»Eine Nachricht für Mr. Tweed.«
»Schieben Sie sie unter der Tür durch.«
»Ich soll sie ihm persönlich übergeben.«
»Schieben Sie sie schon unter der Tür durch, oder ich rufe den Polizeichef.«
Nach einer kurzen Pause wurde ein weißer Umschlag unter der Tür durchgeschoben.
Paula hob. ihn auf, sah, daß er an Tweed adressiert war und die Aufschrift ›persönlich‹ trug. Sie reichte ihn ihrem Chef. Der öffnete ihn, nahm ein Foto heraus, sah es an und steckte es in den Umschlag zurück.
»Beruhigen Sie sich wieder«, sagte Tweed. »Es besteht kein Grund zur Besorgnis.«
»Als Sie das das letzte Mal sagten, flog uns fast die halbe Welt um die Ohren.«
»Was in diesem Fall wirklich passieren könnte, wenn wir den Feind nicht neutralisieren. Ich habe vorhin einen Anruf erhalten. Von Beck. Er wollte mich von bewaffneten Sicherheitskräften abholen lassen. Ich wurde mit Blaulicht ins Polizeipräsidium an der Limmat gefahren. Beck erwartete mich bereits. Er hatte einen dringenden Anruf von Cord Dillon erhalten, dem stellvertretenden Direktor der CIA in Langley – mit der Bitte, ich solle ihn über ein abhörsicheres Telefon zurückrufen.
Was er mir zu berichten hatte war höchst besorgniserregend.«
»Jetzt machen Sie es doch nicht noch spannender«, sagte Paula erstaunlich gelassen.
»Dillon berichtete mir von einer riesigen schwarzen Wolke über einer Wüstenregion in dem Staat im Nahen Osten, der schon eine ganze Weile Anlaß zu Beunruhigung gibt.
Die Wolke war so beschaffen, daß die Kameras der amerikanischen Satelliten, die diese Region überfliegen, sie nicht durchdringen konnten. Ihren Schätzungen zufolge hatte die Wolke eine
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