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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Kübelweise.«
    Anton stöhnte innerlich auf. Er bat den Kellner, auch eine große Flasche Mineralwasser zu bringen. Taktvollerweise hatte West seinen Stuhl so gedreht, daß er Tina nicht ansah. Die erste Flasche Champagner war im Handumdrehen leer, und Tina bestellte eine zweite. Sie hatte die erste fast ganz allein getrunken, da Anton nur kleine Schlucke von seinem Glas nahm und hauptsächlich Mineralwasser trank. Ich muß wieder zurückfahren, dachte er.
    Tina setzte sich auf einen anderen Stuhl. Nun saß sie West direkt gegenüber. Anton beugte sich vor und flüsterte so leise, daß niemand außer ihr es hören konnte:
    »Er ist mit seiner Freundin hier.«
    »Ich bin nicht dein Eigentum«, schrie sie ihn laut an.
    Die Paare an den anderen Tischen drehten sich nach ihr um. Offensichtlich waren die meisten von ihnen Franzosen, und sie schienen ihr Verhalten zu mißbilligen. Anton war das Ganze wieder einmal schrecklich peinlich. Tina machte sich gerade über das nächste Glas Champagner her, als Anton sich in tadellosem Englisch an West wandte:
    »Entschuldigen Sie, Sir, aber Sie wissen nicht zufällig, wem dieses Lokal gehört?«
    »Die Besitzverhältnisse scheinen etwas kompliziert zu sein. Da ich französisch spreche, hab ich vorhin mitbekommen, wie der Buchhalter mit dem Geschäftsführer sprach.
    Soviel ich verstanden habe, hat das Hotel vor einiger Zeit eine Firma gekauft, deren Sitz sich auf den Kanal-Inseln befindet. Zumindest ist sie dort angemeldet. Aber eigentlich wird das Hotel wohl von einem Engländer aus Dorset geführt.«
    Tina verschluckte sich an ihrem Champagner und verschüttete etwas auf den Tisch.
    Dann bedachte sie Anton mit einem reizenden Lächeln.
    »Die viele Kohlensäure.«

14
    Tweed fand Emilio Vitorelli auf der Terrasse, wo dieser in der Sonne saß. Er bat den Italiener, mit ihm auf sein Zimmer zu kommen, wo Paula bereits auf sie wartete.
    »Sie kennen Emilio ja bereits«, sagte er zu ihr.
    »Wir haben uns vor einiger Zeit in Rom kennengelernt. Guten Morgen, Mr. Vitorelli.«
    »Emilio, bitte.«
    Sie sagte nichts weiter, als Tweed seinen Gast bat, am Tisch Platz zu nehmen, und sich ihm gegenübersetzte. Vitorellis Interesse galt im Moment jedoch mehr Paula, die allerdings nicht einmal dann eine Reaktion zeigte, als er sie betont freundlich anlächelte.
    Vitorelli hatte Paula bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen sie sich begegnet waren, immer sehr sympathisch gefunden. Paulas Reaktion fiel jedoch nicht so positiv aus. In ihren Augen war Vitorelli der Inbegriff eines
Latin lover
, aber das verstellte ihr keineswegs den Blick auf die Tatsache, daß er eine ebenso kluge wie dynamische Persönlichkeit war.
    »Es geht um das Foto, das Sie mir freundlicherweise geschickt haben«, begann Tweed.
    »Das ist also Tina Langley?«
    Er schob die Hochglanzvergrößerung, die er bis dahin in seinem Schoß verborgen hatte, über den Tisch. Vitorelli sah die Aufnahme an, und Paula merkte, wie sich seine Miene schlagartig verfinsterte.
    »Das ist die fragliche Dame«, antwortete er ruhig.
    »Ich weiß, daß sie in Wien einen Mann ermordet hat. Sie ist die Mörderin Norbert Engels. Hat sich von hinten an ihn herangeschlichen und ihm mit einer Luger in den Hinterkopf geschossen. Man könnte sagen, sie gehört zum harten Kern des Ordens.«
    »Verstehe.«
    Vitorelli ließ sich zurücksinken und verschränkte seine großen Hände über dem Bauch. Er sah Paula an, die noch einmal die Liste mit den Mitgliedern des
Institut de la Defense
studierte.
    »Erst wollte ich es nicht glauben – das mit Tina und dem Orden«, bemerkte der Italiener. »Aber dann habe ich mir überlegt, daß eine Frau, die einer anderen Frau Säure ins Gesicht spritzt, auch vor einem Mord nicht zurückschreckt, wenn sie nur entsprechend dafür bezahlt wird.«
    »Sie muß eine in vieler Hinsicht attraktive Frau sein, wenn Norbert Engel bei ihr angebissen hat«, fuhr Tweed fort.
    »In der Tat – das ist sie. Fast hätte Tina Langley mich mit ihrem einnehmenden Wesen meiner Verlobten abspenstig gemacht. Aber ich hab der Versuchung widerstanden.
    Mir war von Anfang an klar, daß meine Verlobte wesentlich mehr zu bieten hatte – nicht nur was Aussehen und Stil angeht, sondern auch, was sehr wichtig ist, in intellektueller Hinsicht. Wenn sie noch leben würde«, fuhr er düster fort, »wären wir jetzt ein sehr glückliches Paar. Diese skrupellose Frau hat einen außergewöhnlichen Menschen in den Tod getrieben.«
    Paula war bestürzt.

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