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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Mütter.
    »Selbstverständlich«, sagte er und sah zu, wie sie ihre Sachen packte und die Küche durch den zweiten Ausgang, der zu einem Hof führte, verließ.
     
    Hauptmann Barnabas Forli fand exakt jene Situation vor, die er sich auf dem Weg von seiner Kommandantur auf dem Aventino zum Collegium Germanicum vorgestellt hatte: kniende Mönche, Gebete brabbelnd, mit gefalteten Händen und gekrümmten Nacken. Vom bloßen Zuschauen drehte sich ihm schon der Magen um. Zwar wurde ihm von jeher beim Anblick der Geistlichkeit ein wenig übel, aber Mönche waren eine Kategorie für sich. Sie liefen mit einem Heiligenschein herum, als kämen sie soeben von einer Besprechung mit Jesus Christus im Garten Gezemane zurück, dabei konnte man die meisten von ihnen mit einem Knurren in die Flucht schlagen. Forlis Meinung nach wurde man nur deswegen Mönch, weil man die eigene Schwäche mit der Kutte tarnen wollte. Einige nutzten die Kutte, um sich einen Nimbus zu verschaffen, den sie im wahren Leben, dem Leben da draußen, nie erlangt hätten. Sie spielten sich als Gelehrte auf, weil sie auswendig gelernte Lateinverse aufsagten, als Gesegnete, weil sie Choräle sangen, die zum Einschlafen waren, als Apostel, weil sie ihre Hände beschwörend über Häuptern kreisen ließen, und als Feldherren
Gottes, weil sie irre Ideen in die Welt setzten, die allein ihnen nutzten, niemandem sonst. Sicher, es gab auch Bescheidene. Sie waren so lebensuntüchtig, dass ihnen nichts anderes einfiel, als in einen Orden einzutreten und so zu tun, als seien sie aus freien Stücken bescheiden und zurückhaltend. In Wahrheit waren sie weder das eine noch das andere, sondern schlicht Figuren kläglicher Feigheit.
    Die einfachen Leute jedoch, vor allem auf dem Land, sahen eine Kutte, ein Kreuz, eine Tonsur, eine Bibel und hörten sofort alle Engel singen und nahmen eine unterwürfige Haltung ein. Das gefiel den Prahlhänsen und Verrückten natürlich.
    Es mochte Ausnahmen geben, aber Forli kannte nur eine: Sandro Carissimi. Und es hatte fast ein Jahr sowie fünf aufgeklärte Morde lang gedauert, bis er ihn als Ausnahme anerkannt hatte.
    Alle in einen Sack und draufhauen, dachte Forli, als er die Mönchsbande von hinten betrachtete. Man träfe immer den Richtigen.
    Er verließ den Saal wieder und suchte nach Carissimi, als er Angelo aus einer Tür kommen sah. Der junge Diener, der ihn gerufen und ins Collegium geführt hatte, sah müde aus, was nicht erstaunlich war, wenn jemand zuerst durch die halbe Stadt in den Vatikan gerannt war, um den Leibarzt des Papstes zu unterrichten, und dann erneut durch die halbe Stadt auf den Aventino gerannt war, um ihn zu holen. Vor Burschen wie diesem Angelo zog er seinen Hut.
    »Wo ist Carissimi?«
    Angelo zuckte mit den Schultern. »Ich weiß auch nicht. Ah, da vorn ist er, er kommt gerade aus der Küche.«
    »Danke, mein Junge, du kannst dich jetzt irgendwo ausruhen, am besten in der Nähe der brabbelnden Jesuiten. Behalte sie ein bisschen im Auge.« Forli ging Carissimi entgegen. »Seid gegrüßt, Mönch«, rief er und fügte hinzu: »Bäh, Ihr riecht nach
Weihrauch. Habt Ihr schon Euren Totenschnickschnack zelebriert, Carissimi?«
    »Nein, der Weihrauch haftet wohl noch von der Messe an meinem Gewand. Ist mir gar nicht aufgefallen.«
    »Liegt wohl daran, dass Euch das Zeug nach all den Jahren mittlerweile in den Adern zirkuliert. Dann riecht man es nicht mehr.«
    Carissimi lächelte. »So wie Ihr den Schweiß, wie? Danke, dass Ihr so schnell gekommen seid.«
    »Ihr wisst doch: Ohne Euch kann ich nicht leben. Und ohne Eure Morde schon gar nicht.« Er lachte. »Ehrlich, wenn ich mal ein paar Monate keine Toten sehe, geht’s mir richtig schlecht. Seht mich nicht so vorwurfsvoll an, war ja nur ein Spaß, Carissimi. Euren Humor habt Ihr wohl, neben vielem anderen, für immer unter der Kutte versteckt, was? Nun redet schon. Euer Diener wusste nicht allzu viel. Was hat der Arzt gesagt? War es Mord?«
    Carissimi nickte. »Das Gift muss dem Schüler Johannes von Donaustauf zwischen der fünften und siebten Stunde zuge - führt worden sein. Vielleicht von jemandem im Collegium. Habt Ihr Wachen mitgebracht? Ich will nicht, dass Beweismittel verschwinden.«
    »Ein Mann steht vor der Hauptpforte, ein Zweiter am Hinterausgang. Und ich stehe an Eurer Seite.«
    »Danke, Forli, aber das geht nicht. Die Stadtwache darf nicht in den Fall verwickelt werden, jedenfalls nicht, was die Ermittlungen angeht. Zu heikel. Das wird weder der

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