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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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kurz nach Johannes’ Anfall in Richtung Küche gerannt und war eine ganze Weile weg.«

    »Du Drecksack«, spie Gisbert aus. »Was willst du damit sagen?«
    »Nur, was ich gesehen habe.«
    »Ich hätt’s wissen müssen, dass du ein feiger Lump bist, ehrlos wie alle Bauerntölpel.«
    Gisbert stürzte sich auf Tilman Ried, der Stuhl kippte um, und beide fielen zu Boden. Gisbert lag auf Tilman Ried und drückte ihm die Kehle zu, wogegen Tilman sich heftig wehrte. Alle sprangen von ihren Stühlen auf und versuchten, die beiden auseinanderzubringen - außer Luis de Soto, der abseits stehen blieb und das Spektakel wie ein belustigter Gott betrachtete. Forli bemühte sich, zu den Kampfhähnen vorzudringen, musste aber erst einen Jesuiten nach dem anderen beiseiteschieben. Schließlich packte er Gisbert mit beiden Händen und riss ihn wie einen Mehlsack, den man auf einen hohen Wagen hieven möchte, von seinem Gegner weg. Da Gisbert sich wie ein Wilder gebärdete, hielt Forli ihn von hinten an beiden Armen fest.
    Tilman Ried rappelte sich auf. Aus seiner Nase rann Blut, das er jedoch nicht beachtete; auch das von Birnbaum angebotene Schnäuztuch ignorierte er.
    Er machte einen großen Schritt auf Gisbert zu, der noch immer in Forlis Griff gefangen war, holte aus und schlug ihm mit der Faust in den Bauch, sodass Gisbert aufstöhnte und zusammenbrach.
    Auf dem Boden liegend, krümmte Gisbert sich vor Schmerzen. Trotzdem blickte er hasserfüllt auf und rief: »Das schwöre ich dir, Ried, du bist der Nächste.«
     
    Als Sandro in das Zimmer des Ordensgenerals eintrat, verstand er, wieso man Ignatius von Loyola heimlich den schwarzen Papst nannte. Der Name war in Anspielung auf seine schwarze Kutte entstanden - im Grunde gab es keine Vorschriften bezüglich
des Ordensgewands, aber die schwarze Kutte hatte sich im Großen und Ganzen durchgesetzt. Trotzdem erklärte sich dadurch nur der erste Namensteil, das Schwarz, denn schließlich hatten auch die Benediktiner und Dominikaner und Franziskaner Ordensgeneräle, die dennoch niemand die braunen oder weißen oder grauen Päpste nannte. Von dem einundsechzigjährigen Ignatius ging eine seltsame Autorität aus, seltsam deshalb, weil er alles äußerlich Autoritäre vermied. Er trug dieselbe schlichte Kleidung wie alle Jesuiten, sprach mit leiser Stimme, gestikulierte so gut wie gar nicht und schritt fast lautlos wie eine Katze. Seine Augen strahlten keine Strenge aus, im Gegenteil, ihr Blick war halb nach innen gerichtet, und Ignatius wirkte so, als ob er nicht vollständig im Hier und Jetzt wäre, als ob ein Teil von ihm weit entfernt auf einem sanften Ruhekissen läge.
    Dabei war der Mann General! Nicht nur Ordensgeneral, er war beinahe ein richtiger General gewesen, ein junger Ritter und Soldat, ein Befehlshaber im spanischen Pamplona, wo er im Kampf schwer verwundet worden war und viele Monate lang unter entsetzlichen Schmerzen gelitten hatte. Damals hatte er eine Erleuchtung gehabt und sein Leben radikal geändert. Doch so umfassend seine Wandlung auch war, bis heute war trotz aller Zurückhaltung im Auftreten etwas Soldatisches, Kämpferisches, Standhaftes bei ihm zu spüren. Er hatte die Societas Jesu gegründet, zusammen mit sechs Gefährten, die gemeinsam die Gelübde auf dem Montmartre in Paris abgelegt hatten. Und er hatte den Orden binnen weniger Jahre zu einem der bedeutendsten aufgebaut. Die Jünger liefen ihm scharenweise zu, begeistert davon, dass sich endlich einmal ein Orden den Armen und Kranken widmete, dass man endlich die Ungebildeten unterrichtete und die Menschen in den fernen, neu entdeckten Weltgegenden für Christus gewann, nachdem die Könige bereits die Schätze erschlossen hatten. Dazu kamen einige
Vorteile: dass die Jesuiten nicht in klösterlicher Abgeschiedenheit lebten, sondern in Häusern inmitten der Städte, umgeben von den Herausforderungen des Lebens; dass es statt Chorgesang, Wallfahrten und Reliquienverehrung um innere Einkehr ging, um Seelenübungen und eine Besinnung auf sich selbst; dass jeder Jesuit, wann immer ihm danach war, sich zur Andacht zurückziehen durfte. Auch Sandro hatte, um Buße für ein Verbrechen zu tun, sich bewusst den Jesuiten angeschlossen, weil er das Gefühl hatte, dort etwas Nützliches bewirken zu können - nützlich für andere und nützlich für seine eigene Seele. Die Societas Jesu hatte allgemein eine magische Anziehungskraft bekommen, die jene des Papsttums längst überstrahlte.
    Jeder Jesuit legte am Ende

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