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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Maul gekriegt.«
    »Also log er?«
    »Ich bin mal kurz rausgegangen, na und? Ich war in der Latrine. Was hätte ich tun sollen? In den Talar scheißen? Gut, mein Bruder lag im Sterben, aber man kann sich den Augenblick nicht aussuchen, in dem man scheißen muss. Ist doch so. Seit einer Woche scheißen Johannes, Ried und ich wie die Gäule, das liegt an dem Italienerfraß, und zufällig war es da eben gerade ich, der dran war.«
    »Dann hat Ried doch nur die Wahrheit gesagt. Welchen Grund hattet Ihr, ihm an die Gurgel zu gehen und ihm zu drohen, er sei der Nächste?«
    Gisbert blickte zu Boden und sagte leise: »Dass er der Nächste sein würde, das war sicherlich übertrieben - im ersten Zorn eben, weil der Feigling mich geschlagen hat, als der Hauptmann mich festhielt.« Gisberts Stimme wurde wieder laut. »Aber dass ich auf ihn losgegangen bin, bereue ich nicht. Ich hab ihm eine verpasst, weil er es in so einem genüsslichen Ton ausgeplappert hat, als … als … als sei ich es gewesen, der Johannes umgebracht hat. Keiner darf so was behaupten.« Er zeigte mit ausgestrecktem Arm auf Sandro. »Keiner. Das meine ich ernst.«
    »Ach so ist das?«
    »Ja, so ist das. Mit einem Jesuiten nehme ich es allemal auf.«
    Sandro verkniff sich ein Lächeln und wich Gisberts Blick
aus, um ihn nicht noch weiter zu provozieren. Er hatte keine Angst vor diesem Jungen, aber ein Handgemenge im Collegium Germanicum zwischen einem Schüler und dem Visitator Seiner Heiligkeit wäre nicht nur unbesonnen, sondern so überflüssig wie ein Kropf.
    »Ich habe für den Augenblick keine weiteren Fragen«, sagte er und löste damit ein Mienenspiel überheblicher Genugtuung bei Gisbert aus, der annehmen durfte, Sandro habe sich von seiner Drohung beeindrucken lassen.
    »Dachte ich mir. Schönen Tag noch, Exzellenz «, sagte Gisbert.
    Sandro fasste den Türknauf, wandte sich aber noch einmal um. »Nur eins noch. Wisst Ihr irgendetwas über das Mädchen?«
    Mit diesem Wort löste er bei Gisbert Erstaunen und Irritation aus. Jede Aggressivität fiel von dem jungen Mann ab und wandelte sich in Nachgiebigkeit.
    »Mädchen? Welches Mädchen?«
    »Magister Duré erwähnte, dass er Euren Bruder kürzlich im Gespräch mit einem Mädchen gesehen habe, irgendwo auf der Straße.«
    Gisbert brauchte eine Weile, bis er zahm fragte: »Wie sah es denn aus, das Mädchen?«
    »Danach habe ich den Magister nicht gefragt. Gab es denn so viele Mädchen im Bekanntenkreis Eures Bruders, dass es eine Rolle spielt, wie es aussah?«
    »Von einem Mädchen hat er nie etwas erzählt. Ich kann mir das nicht erklären. Er war ja immer sehr - sehr schüchtern.«
    Sandro lächelte und nickte. »Das habt Ihr bereits genüsslich erwähnt. Vielen Dank, Signore von Donaustauf.«
    Im nächsten Moment gefror Sandros Lächeln, denn in der geöffneten Tür tauchte der Pater General auf, und obwohl
nichts an seinem Gesichtsausdruck verriet, was in ihm vorging, spürte Sandro, dass Ignatius nicht vorbeikam, um sich nach dem Fortgang der Ermittlungen zu erkundigen.
    Sandro spürte eine Gefahr.
    »Bitte, Bruder«, sagte der Ehrwürdige zu Sandro. »Folge mir in mein Zimmer.«
     
    Es war nicht leicht, Giovanna von etwas abzuhalten, das sie sich in den Kopf gesetzt hatte. Ein voluminöser Körper, ein loses Maul, die Furchtlosigkeit vor Respektspersonen und ein Kochlöffel taten normalerweise ihre Wirkung und veranlassten sogar gestandene Mannsbilder dazu, sich ihrem Willen zu fügen. Ihr Mann hatte es zu seinen Lebzeiten nicht leicht mit ihr gehabt, darüber war sie sich im Klaren, und sie hatte nach seinem Tod gewiss zweihundert Kerzen angezündet, um die Verzeihung der Gottesmutter zu erbitten, obwohl er ein Trunkenbold und Schürzenjäger gewesen war und sie es mit ihm auch nie leicht gehabt hatte.
    In Bruder Königsteiner traf sie allerdings auf einen, der sich von römischer Streitlust und Kochlöffel nicht beeindrucken ließ.
    »Ich muss Bruder Sandro sprechen«, drängte sie.
    Königsteiner stand mitten auf der Treppe ins Obergeschoss. Die Arme ausgebreitet, so als wolle er sich gleich wie eine Harpyie in die Lüfte schwingen, versperrte er Giovanna den Weg.
    »Ihr kennt die Regel«, wiederholte er wortgetreu, was er zuvor schon einmal gesagt hatte. »Ihr dürft den Hinterhof, die Küche und den Speisesaal betreten. Die anderen Räumlichkeiten des Collegiums sind für Euch …«
    »Tabu, ich weiß.«
    »Was tut Ihr dann hier?«
    »Geht das nicht in Euren Schädel: Ich muss ihn

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