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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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nächsten Vorschlag. »Dann bliebe nur noch die Option, jemanden zu beauftragen … Sozusagen ein Todesengel, der den anderen beseitigt.«
    »Nein, ich habe alle Engel satt.«
    »Tja, also, Eure Heiligkeit, dann weiß ich nicht, wie … Milo wird uns kaum den Gefallen tun, sich selbst zu richten.«
    »Wohl nicht. Aber ich habe eine hervorragende Idee.« Julius’ Blick wanderte langsam zu Massa, und dann neigte er den Kopf auf eine Weise zur Seite, die zu verstehen gab, woran er dachte.
    Massa fiel es wie Schuppen von den Augen. »Nein.«
    »Doch.«
    »O nein, bitte, Euer Heiligkeit. Alles, nur das nicht.«
    »Todesengel für einen Tag. Das«, sagte Julius, »wird deine Buße sein.«
     
    Der Schatten der Linde tat Sandro gut, und die Ruhe des Hofes vermittelte ihm das Gefühl, dass es doch noch friedliche Orte auf der Erde gab. Ein paar Vögel hüpften auf der Tafel herum und pickten nach Krumen, Bienen labten sich am Lindensaft,
und ein süßer Duft lag in der Luft. Was ihm aber am besten tat, war, dass er von Zeit zu Zeit Antonias Blick auf sich spürte. Er war viel zu müde, um erregt zu sein. Antonia war Balsam und Trost für ihn. Auch wenn er sie nicht geküsst hätte, hätte er nicht anders empfunden.
    Er hatte es nicht geplant gehabt. Hierherzukommen zu ihr, das schon, aber nicht, um sie zu küssen. Er hatte sich nur nach Frieden gesehnt, nach einer Stunde des Vergessens, nach ihrer Stimme, nach ein bisschen Zuneigung. Und dann war es einfach passiert. Das, was er schon immer hatte tun wollen, was er hätte längst tun sollen, wovor ihn alles Mögliche zurückgehalten hatte, angefangen vom Zölibat, dann gekränkte Eitelkeit, weil sie einen anderen bevorzugte, dann das Warten auf den richtigen Augenblick … Er hatte erst vor dem Schlimmsten stehen müssen, was er je gesehen hatte, hatte erst sein Denkvermögen verlieren müssen, um endlich seiner Liebe freien Lauf lassen zu können. Es war grausame Ironie, dass er im Augenblick größten Schmerzes das seit langem Ersehnte zu tun imstande gewesen war.
    Antonia saß neben ihm. Und doch war sie schon wieder ein Stück entfernt, denn Signora A war da und auch ihr Sohn Milo. Er saß gegenüber von Antonia und hielt auf der Tischmitte mit seinen beiden Händen die ihren umfangen. Sandro bemühte sich, nicht hinzusehen.
    Was ging in Antonia vor? Er hatte nach dem Kuss keine Gelegenheit gehabt, mit ihr zu sprechen. Fühlte sie wie er? War sie einfach nur von ihm überrumpelt worden?
    »Das ist ja furchtbar«, sagte die Signora, nachdem Sandro in wenigen Sätzen berichtet hatte, was im Collegium geschehen war. Langes Schweigen trat ein.
    Sandro hatte Antonia sehen wollen, aber nun, da er schon einmal hier war, konnte er der Signora auch einige Fragen stellen, die mit dem Fall zusammenhingen. Den Mörder kriegen,
wiederholte er sich wieder und immer wieder. Den Mörder kriegen.
    »Magister Duré«, sagte er, »erzählte mir von seinem und des ehrwürdigen Ignatius’ gestrigen Besuch bei Euch, Signora A.«
    Sie war überrascht und drehte dann verlegen den Kelch in der Hand. »So, hat er das? Und erwähnte er - auch - den Grund - des Kommens?«, fragte sie stammelnd.
    »Es blieb ihm nichts anderes übrig, wollte er falsche Vermutungen verhindern. Es stimmt also?«
    Sie presste die Lippen zusammen und nickte. »Ich habe dem ehrwürdigen Ignatius eine Spende in beträchtlichem Umfang angeboten. Natürlich war ich nicht sicher, ob er sie annehmen würde - von mir, einer Hurenhausbesitzerin. Darüber sprachen wir gestern. Ich hatte vorgeschlagen, ihn aufzusuchen, doch es war ihm lieber, zu mir zu kommen. Nachmittags ist das Teatro fast leer. Die erste Kundschaft kommt nicht vor Sonnenuntergang, und die Huren erledigen ihre privaten Angelegenheiten.«
    »Du willst den Jesuiten spenden?«, fragte Milo, bevor Sandro nachhaken konnte. In seiner Stimme lagen Verwunderung und ein leichter Vorwurf. »Wie viel?«
    »Viel.«
    »Was verstehst du darunter?«
    »Alles, was ich geerbt habe. Alles, außer das Teatro und das Barvermögen.«
    »Du meinst …?«
    »Den Weinberg, die Manufaktur - das Erbe Maddalenas. Mehr als das Teatro habe ich nie besitzen wollen. Maddalena war meine Schülerin, meine Freundin und neben dir die wichtigste Person in meinem Leben, und ich bin Bruder Sandro dankbar, dass er ihren Tod aufgeklärt hat. Bruder Sandro ist Jesuit - also spende ich den Jesuiten. Sie unterhalten in Rom Schulen für Arme und Hospitäler für Kranke. Das Geld ist dort gut aufgehoben.

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