Der Schwarze Papst
Maddalena wäre einverstanden.«
»Maddalena … Auf die Idee, dass ich künftig vielleicht lieber einen Weinberg bewirtschaften als ein Hurenhaus leiten möchte, kommst du wohl nicht?«
»Für das Teatro erzielst du, wenn ich einmal nicht mehr bin, einen hübschen Preis.«
»Du verschenkst ein Vermögen.«
»Maddalenas Vermögen. Mein Vermögen.«
Milo stand auf. »Ich habe genug gehört.« Er ging fort, und Antonia ging ihm - allerdings erst nach einigem Zögern - nach.
Sandro und die Signora saßen eine Weile beieinander, ohne zu sprechen. Er sah ihr an, dass sie kurz davor war, mit ihm über Antonia zu reden. Die Signora war eine äußerst erfahrene Frau und trotz ihres herben Wesens und eines Berufs, bei dem man abstumpfte, hatte sie großes Einfühlungsvermögen. Sie begriff, was vor sich ging, da war er sich sicher. Doch genau dieses Einfühlungsvermögen ließ sie wohl auch spüren, dass er jetzt nicht willens und in der Lage war, über Antonia und Milo zu sprechen, und so fing sie nicht davon an.
»Tut mir leid, wenn ich einen Streit ausgelöst habe«, entschuldigte Sandro sich.
»Früher oder später hätte er’s doch erfahren. Ich habe ihn dazu erzogen, niemals den Kopf in den Sand zu stecken, und das wird er auch jetzt nicht tun. Er kommt zurecht, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Man muss hart sein in dieser Welt. Er ist es. Und ich bin’s auch. Deswegen will ich auch keinen Dank von Euch, Bruder Sandro. Es gibt nichts zu danken.«
Er nickte. Sie verstanden sich.
»Was den gestrigen Besuch angeht …«, begann er.
»Der ehrwürdige Ignatius kam zwischen der vierten und der fünften Stunde«, sagte sie knapp.
»Allein?«
»Nein, der Mann mit dem Bart, der Arzt, war bei ihm, sagte aber fast nichts.«
»Duré.«
»Ja. Sie blieben eine Stunde. Der ehrwürdige Ignatius ließ sich von mir überzeugen, meine Spende anzunehmen. Dann gingen sie wieder. Mehr weiß ich nicht.« Über ihre harten Lippen zog ein kurzes Schmunzeln. »Ihr seid erleichtert, dass es bei diesem Besuch nicht um anderes ging, habe ich recht, Bruder Sandro?«
Er lächelte, sah aber wohl reichlich gequält aus, denn sie machte ihm ein unerwartetes Angebot.
»Wollt Ihr Euch eine Stunde aufs Ohr legen? Betten gibt’s hier bekanntlich genug. Auch saubere.«
Er nahm das Angebot an und folgte ihr ins Haus. Eine Stunde Schlaf würde ihm guttun. Giovannas Tod hatte ihn erschüttert, und er musste jetzt einfach neue Kräfte sammeln. In diesem Zustand jetzt nutzte er niemandem. Außerdem - bevor die Durchsuchung nicht abgeschlossen war, würde man ohnehin nichts unternehmen.
Das Zimmer im Erdgeschoss war dunkel und erfreulich kühl. Hier konnte er ausruhen. Die Signora stellte ihm auch einen Becher Wein neben das Bett, doch er war entschlossen, diesen nicht anzurühren.
Als er allein war, legte er sich nieder und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Noch einmal zogen die Ereignisse an ihm vorüber, noch einmal hörte er diesen Namen: Clelia. Wer war Clelia? Und vor allem: Hatte sie etwas mit diesem Verbrechen zu tun? Forli hatte Sandro auch berichtet, was Giovanna gesagt hatte, bevor er hinzugekommen war: Johannes. Und: Nicht geholfen. Er war nicht in der Lage, sich einen Reim darauf zu machen.
Sandro legte sich zur Seite, entschlossen, eine Stunde zu schlafen. Es hämmerte in seinem Kopf. Den Mörder kriegen. Koste es, was es wolle. Den Mörder kriegen …
12
Forli betrat Johannes von Donaustaufs Zimmer, das er und Angelo zu ihrem Hauptquartier gemacht hatten, und warf die Tür mit lautem Krachen hinter sich zu.
»Verdammt«, schimpfte er. Sein Fluch galt nicht Angelo, auch wenn er ihn dabei ansah. »Ich habe gerade Gespräche mit zwei Eseln geführt. Nicht, dass ich das nicht häufiger täte, aber selbst die Dümmsten, mit denen ich es in meiner bisherigen Laufbahn zu tun hatte, sind Gelehrte gegen die beiden Esel des Collegiums, denn in diesem Fall könnte ihre Dummheit zum Tod führen.«
Vergeblich hatte Forli darauf gepocht, das Collegium Germanicum vorläufig zu schließen und die Brüder und Schüler auf verschiedene Einrichtungen der Jesuiten in Rom zu verteilen, zum Beispiel auf das Hospital und das Collegium Romanum, die Schule für die Kinder armer Römer. Doch der Ordensgeneral Ignatius von Loyola war, wie Forli sich hatte überzeugen können, in einem labilen, dämmrigen Zustand, und sein Arzt riet dringend davon ab, ihn von Giovannas Tod zu unterrichten. Ausgerechnet in dieser Frage waren sich
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