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Der Schwarze Phoenix

Titel: Der Schwarze Phoenix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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Es wird Zeit, dass wir die Dame ausfindig machen und ein paar Worte mit ihr wechseln.«
    Er wandte sich zur Tür, hielt dann aber inne, da er Jimmy bemerkt hatte.
    »Wer zur Hölle bist du?«
    »Ich habe eine Nachricht von Mister Blake vom ›Darkside-Kurier‹«, piepste der Junge und reichte ihm vorsichtig ein gefaltetes Blatt Papier. Der Detektiv las die Nachricht, starrte Jonathan an und las sie nochmals.
    »So wie es aussieht, wird Miss Haverwell warten müssen«, brummte er schließlich.

    Der »Darkside-Kurier« war die einzige Zeitung in Darkside und fast so alt wie die Schattenwelt selbst. Angesichts der allgemein üblichen Haltung gegenüber Menschen, die Fragen stellten und sich in die Angelegenheiten anderer einmischten, war es erstaunlich, dassdie Zeitung sich überhaupt so lange gehalten hatte. Dass sie überlebte, lag zum Teil an der unersättlichen Gier ihrer Leser, etwas über waghalsige Verbrechen und teuflische Intrigen zu lesen. Aber die Zeitung hatte auch einen praktischeren Nutzen: In einer Welt ohne Fernsehen war die beste Möglichkeit, etwas zu verkaufen, eine Anzeige auf den braunen, faltigen Seiten.
    Obwohl die Zeitung geduldet wurde, war sie keineswegs beliebt. In Darkside war der Beruf des Reporters eine überaus gefährliche Art, sein Geld zu verdienen. Die Büros des Kuriers befanden sich versteckt zwischen den großen Gerbereien im Osten, weit außerhalb des Zentrums. Jimmy führte Jonathan und Carnegie zu Fuß dorthin, wobei er nie weiter als einige Meter geradeaus ging, bevor er wieder einen Haken schlug, um eine weitere Abkürzung zu nehmen. Hinter Jimmy hielt Jonathan, dessen Kopf nach wie vor benebelt war, die Augen offen. Er kannte sich inzwischen etwas besser auf der Hauptstraße und der Fitzwilliam aus, aber es gab immer noch etliche Gegenden in Darkside, die ihm völlig unbekannt waren. Außerdem wusste er, dass hier keine Straße wirklich sicher war.
    Der Geruch von verkohltem Leder kündigte an, dass sie sich den Gerbereien näherten. Der Gestank war so unerträglich, dass er Jonathan zu überwältigen drohte. Imposante aus schwarzen Ziegelsteinen gemauerte Fabriken überfluteten die umliegenden Straßen mit giftigen Rauchwolken. An die Wand eines nahe gelegen Gebäudes hatte jemand ein drei Meter hohes Paar Bullenhörner mit roter Farbe geschmiert. Jonathan fröstelte.Das war sogar nach Darkside-Maßstäben eine üble Gegend.
    »Sind wir bald da?«, rief er.
    Jimmy zeigte auf ein unscheinbares baufälliges Gebäude, dass zwischen zwei Fabriken eingeklemmt war. Es gab kein Schild über der Eingangstür und keinen Hinweis darauf, was drinnen vor sich ging.
    »Da ist es.«
    Carnegie marschierte zielstrebig durch die Eingangstür in ein verlassenes Büro. Innen war es kalt und dunkel und durch die Spalten der Fensterrahmen zog der Gestank von den benachbarten Fabriken herein und verpestete die Luft. Der Boden bebte vom Poltern und Stampfen der Maschinen in einem Raum darunter. Jonathan warf Jimmy einen fragenden Blick zu.
    »Druckerpressen«, erläuterte der. »Sie laufen tagsüber, damit wir nachts die Zeitung ausliefern können. Mister Blake wird oben sein.«
    Während sie eine morsche Treppe hinaufstiegen, zupfte Jonathan Carnegie am Ärmel.
    »Für eine Zeitung zu arbeiten, scheint hier kein Vergnügen zu sein.«
    »Ist es nicht. Wenn du in Darkside Reporter sein willst, musst du entweder sehr mutig oder sehr verzweifelt sein.«
    »Und was ist Mister Blake?«
    »Von beidem etwas.«
    Die Fenster der oberen Büros waren vernagelt, und im Schein des Kerzenlichts konnte Jonathan eine Handvoll Leute erkennen, die sich über ihre Arbeitbeugten. Sie sprachen in kurzen, knappen Sätzen miteinander und wirkten wenig erfreut, als sie die Neuankömmlinge am oberen Treppenabsatz entdeckten. Jimmy führte sie zu einem heruntergekommenen Schreibtisch, an dem ein Reporter einige Fahnen begutachtete. Speckrollen quollen aus seinem Kragen und unter den Säumen seiner Ärmel hervor. Es sah so aus, als würden seine Hemdknöpfe jeden Moment den Kampf verlieren, den sie führten, um seinen mächtigen Bauch bedeckt zu halten, und wie Kugeln durch die Luft schießen. Ein Schweißfilm glänzte auf seiner Stirn und er atmete stoßweise geräuschvoll durch die Nase. Bei genauerer Betrachtung war Jonathan von seinen dunkelbraunen Augen fasziniert, die einen Hinweis darauf lieferten, dass sich ein wacher Verstand hinter dieser plumpen Erscheinung verbarg.
    Arthur wandte sich an Carnegie, ohne

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