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Der Schwarze Phoenix

Titel: Der Schwarze Phoenix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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der ältesten und zwielichtigsten Familienin Darkside. Sie haben mit Schmuggel ein Vermögen verdient.«
    »Was ist schiefgelaufen?«
    »Edwin ist schiefgelaufen. Er hat mehr Zeit in Kneipen als auf Booten verbracht. Seine Familie war es leid, dass er ihr Vermögen versäuft, und hat ihn enterbt. Wollen wir reingehen?«
    Er machte einen Schritt nach vorn und drückte gegen die Tür, die prompt aufsprang und krachend auf dem Boden im Eingangsbereich landete. Carnegie schüttelte den Kopf und marschierte hinein.
    Edwin Raffertys Haus zu betreten, war so, als begebe man sich in einen gigantischen Sarg. Ein modriger Geruch nach Fäulnis und Verwahrlosung zeugte von jahrelanger freudloser Einsamkeit. Innen war es gespenstisch leer. Im vorderen Zimmer befand sich ein einsamer Schaukelstuhl, neben dem ein Glas mit einer trüben Flüssigkeit auf einem Tisch stand. Weitere Möbelstücke gab es in dem Raum nicht. An den verschmutzten Wänden hingen keine Bilder oder Gemälde. Carnegies Schritte hallten auf dem Holzboden wider.
    Im Rest des Hauses sah es genauso aus. In der Küche tropfte Wasser aus einem verrosteten Hahn in das Spülbecken. Die Schränke waren leer, und nichts deutete darauf hin, dass dort jemals Essen zubereitet worden war. Im Obergeschoss befand sich ein Schlafzimmer, in dem es nur ein Bett, einen Spiegel und einen Waschtisch gab. Am Ende des Flurs wehte der Wind durch ein zerbrochenes Fenster in ein vollständig leeres Zimmer.
    »Kein Wunder, dass er seine Zeit im ›Mitternacht‹ verbracht hat«, bemerkte Jonathan. »Nicht gerade gemütlich, oder?«
    »Viel zu entdecken gibt es hier auch nicht«, stellte Arthur fest.
    Carnegie blieb abrupt stehen und runzelte die Stirn.
    »Irgendetwas passt hier nicht zusammen.«
    »Was?«
    »Erinnert ihr euch, was Rafferty in seinen Taschen hatte? Die Eingangstür hängt schief in den Angeln und im Haus gibt es nichts zu holen. Wofür brauchte er dann einen Schlüssel?«
    Arthurs Augen leuchteten auf.
    »Er hat etwas unter Verschluss gehalten. Ich wette, hier gibt es irgendwo einen versteckten Tresor!«
    Sie machten sich sofort an die Arbeit, untersuchten jeden Zentimeter des Hauses, durchstöberten die Schränke und nahmen die Möbel auseinander. Sie scheuchten Fliegen und Spinnen auf und vertrieben quiekende Ratten aus ihren Nestern, aber sie fanden keinen Tresor. Nachdem er eine Stunde ergebnislos die Küche durchsucht hatte, lief Jonathan nach oben und entdeckte Carnegie, der auf dem zerlegten Bett lag. Er starrte auf sein Abbild in Raffertys schmuddeligen Spiegel.
    »Ich versteh das nicht«, stöhnte der Wermensch. »Wenn nicht in diesem verdammten Haus, wo könnte er dann etwas versteckt haben?«
    Eine missmutige Gestalt tauchte im Türrahmen auf, über und über mit schwarzem Pulver bedeckt.
    »Irgendwas im Kamin gefunden, Arthur?«
    Der Reporter schüttelte den Kopf und nieste heftig.
    »Nur Ruß.«
    »Eines muss man Rafferty lassen. Er mag ja nicht viel hergemacht haben, aber dumm war er nicht.«
    »Das ist es!«, rief Jonathan.
    »Was?«
    »Du hast gesagt, Rafferty war ein versoffener Penner, richtig? Also hat er sich nicht wirklich um sein Aussehen gesorgt?«
    Carnegie lächelte schwach.
    »Das könnte man so sagen.«
    Jonathan drehte sich um und blickte bedeutungsvoll zu dem Spiegel.
    »Also wird er sich wohl kaum die Haare vor dem Ding zurechtgezupft haben.«
    »Gute Idee, Junge.«
    Der Wermensch sprang auf, lief zum Spiegel und tastete mit seinen Fingern am Rahmen entlang. Offensichtlich tief in Gedanken versunken, riss er einen Streifen vom Bettuch ab und wickelte ihn sich um seine riesige Faust.
    »Du willst ihn doch nicht etwa zerbrechen, oder?«, warf Jonathan ein. »Du weißt doch, das bringt sieben Jahre Pech.«
    Carnegie kicherte.
    »Kann nicht schlimmer sein, als mit dir rumzuhängen,Junge. Du bist ein wandelndes schlechtes Omen. Abgesehen davon, sollte es hier irgendeinen Mechanismus zum Öffnen geben, dann ist er zu kompliziert für mich. Also geht einen Schritt zurück und bedeckt eure Augen.«
    Er schwang seine Faust durch die Luft und ließ sie in den Spiegel krachen, der in tausend Splitter zersprang. Zufrieden brach der Wermensch die letzten Scherben heraus und legte dabei eine glatte Metalltresortür frei. Er wickelte seine Hand aus dem Stofffetzen aus und rieb sich behutsam die Knöchel.
    »Das wird eine Zeit lang wehtun.« Carnegie drehte sich zu Jonathan. »Gute Arbeit, Junge. Du darfst das Geschenk auspacken. Arthur – hast du den

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