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Der Schwarze Phoenix

Titel: Der Schwarze Phoenix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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Schritt zurück, woraufhin die Kopfgeldjägerin herzhaft lachte.
    »Ach, komm schon. Ich will lediglich einem deiner Freunde eine Nachricht zukommen lassen.«
    »Welchem Freund?«, fragte Raquella misstrauisch.
    »Dem Kleinen. Jonathan.«
    Das Dienstmädchen blickte irritiert.
    »I–Ich kenne keinen Jonathan«, stammelte sie.
    »Meine Liebe, wenn du eure Freundschaft geheim halten willst, dann solltest du vielleicht nicht gerade mit ihm in Vendettas Auto die Hauptstraße entlangfahren. Dachtest du, dass das keinem auffällt? Spiel jetzt bitte nicht die Unschuldige. Dafür bist du zu klug.«
    Raquella dachte schnell nach. Nachdem sie das Risiko eingegangen war, Jonathan im Kampf gegen Vendetta zu helfen, hatte sie sich vorgenommen, ihn nie wiederzusehen. Sie musste zugeben, dass sie für einen kurzen Moment neugierig war, wie es dem Lightsider anschließend ergangen war, aber es gab keinen Zweifel daran, dass ihr Meister sie umbringen würde, wenn er herausfände, dass sie mit ihm gesprochen hatte. Sie wollte seine Geduld nicht weiter auf die Probe stellen. Andererseits war Marianne sehr klug und äußerst gefährlich. Sich mit ihr anzulegen, war auch keine gute Idee.
    »Was für eine Nachricht?«
    »Zuerst lass ihn wissen, dass ich ihm verziehen habe.« Sie lächelte kühl. »Seine Taten haben mir, meinem Ruf und vor allem meinem Geldbeutel geschadet. Aber ich bin sozusagen bereit, das Kriegsbeil zu begraben. Vergeltung ist kein lohnendes Geschäft, abgesehen davon glaube ich nicht, dass dein Meister so großmütig sein wird, wenn er sich erholt hat. Jonathan wird ohnehin schon in genug Schwierigkeiten stecken.«
    Raquella zuckte mit den Schultern.
    »Ich werde es ihm ausrichten, wenn er mir über den Weg läuft. Sonst noch was?«
    »Ein kleiner Vogel hat mir zugezwitschert, dass jemand Fragen über den Mord an James Arkel stellt. Falls derjenige darauf Antworten findet, möchte ich diese gerne auch erfahren.« Marianne lächelte. »Ich bin bereit, ihm zu vergeben. Das ist das Mindeste, was Jonathan für mich tun kann. Verstanden?«
    Raquella nickte und biss sich auf die Unterlippe.
    »Ausgezeichnet. Genau zur richtigen Zeit.«
    Ein schwarzes Pferdefuhrwerk näherte sich, es wurde gelenkt von einer hünenhaften, riesigen Gestalt. Als es auf ihrer Höhe anhielt, sprang ein kleiner, zappeliger Mann heraus und hielt Marianne die Tür auf. Plötzlich kam Raquella ein Gedanke.
    »Marianne?«
    Die Kopfgeldjägerin neigte den Kopf zur Seite.
    »Warum tust du das?«
    Marianne lächelte.
    »Ich hatte schon immer eine Schwäche für den Kleinen«, erwiderte sie sanft und schwang sich in die Kutsche. Der kleine Mann folgte ihr und kurz darauf war der Widerhall der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster in der Dunkelheit verklungen. Raquella blieb unter der Straßenlampe zurück und machte ein nachdenkliches Gesicht.

    Es war schon stockfinster, als Raquella endlich am Haus ihrer Eltern ankam, und sie wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Ihr jüngster Bruder, Daniel, lief weinend draußen auf der Straße herum. Raquella nahm ihn in die Arme.
    »Danny? Was ist passiert?«
    Der kleine Junge sagte nichts und schmiegte sich an seine Schwester. Die Eingangstür stand weit offen. Raquellabetrat zaghaft das Haus. In ihr keimte eine dunkle Vorahnung auf. Das Licht war aus, und die Eingangshalle, normalerweise ein belebter Ort voller hüpfender Kinder, war verwaist.
    »Mama?«, rief sie. »Ich habe Danny draußen gefunden. Wo bist du?«
    Niemand antwortete.
    »Mama? Papa?«
    Das Erdgeschoss war leer. Raquella stieg die Treppe hinauf und hatte plötzlich Angst vor dem, was sie vorfinden würde. Am Ende der Treppe befand sich das beengte Schlafzimmer ihrer Eltern. Als sie die Tür öffnete, erblickte sie ihre Mutter, die auf dem Bett lag. Sie hatte den Kopf zur Seite gedreht und starrte aus dem Fenster auf die Straße. Raquellas Geschwister hatten sich um sie versammelt und blickten sie sorgenvoll an.
    »Was in Darksides Namen ist hier los? Wo ist Papa?«
    Eine Pause entstand.
    »Er ist gegangen«, flüsterte ihre Mutter dann.
    »Gegangen? Wohin?«
    Ohne den Blick vom Fenster abzuwenden, reichte ihre Mutter Raquella eine Nachricht. Ihre Hände zitterten, als sie sie las.
    Meine geliebte Georgina,
ich habe mich immer davor gefürchtet, dass dieser Tag kommen würde. Jahrelang habe ich ein schreckliches Geheimnis bewahrt. Viele Nächte habe ich darüber nachgedacht, es Dir zu erzählen, aber ich wusste, dass ich damit Dich und dieKinder in

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