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Der Schwarze Phoenix

Titel: Der Schwarze Phoenix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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bereitet.
    Konnte ein Vampir – ein Untoter – sterben? Raquella wusste es nicht, aber die nächsten Tage war Vendetta so sterblich und dem Tode so nah wie nie zuvor gewesen. Gepeinigt vom Fieber, warf er sich im Bett hin und her und murmelte Sätze in einer fremdartigen Sprache. Der zarteste Hauch eines Lichtstrahls verursachte ihm solche Schmerzen, dass seine Schreie durch die weiten Flure des riesigen Herrenhauses hallten.
    Während der finstersten Tage seiner Krankheit war nur eine Person anwesend, um nach ihm zu sehen. Eine Person, die ihm den Schweiß von der Stirn tupfte, die versuchte, ihm Nahrung und Wasser einzuflößen, die die Fenster weit öffnete, wenn es draußen dunkel und somit sicher war, und die den Hauch des Todes aus dem stickigen Schlafzimmer vertrieb. Eine Person, die während einer besonders langen und schmerzerfüllten Nacht ihren Ärmel hochgekrempelt und sich mit einer Nadel in den Arm gestochen hatte, damit Tropfen ihres Blutes auf seine dankbaren Lippen fallen konnten.
    Raquella wusste nicht, warum sie in dieser Nacht nicht einfach gegangen war und ihren Meister verrotten ließ. Vielleicht war sie so sehr daran gewöhnt, ihm zu dienen, dass sie nicht wusste, was sie sonst hätte tun sollen. Fühlte sie sich auf eine seltsame Weise schuldig, weil sie diesen brutalen, schrecklichen Mann hintergangen hatte? Was auch immer der Grund gewesen sein mochte, ihre Fürsorge war vermutlich der einzige Grund, der ihn daran gehindert hatte, sie umzubringen. Zumindest für den Moment.
    »Sie tun mir weh«, zischte Raquella zwischen ihren zusammengepressten Zähnen hindurch.
    »Du willst mir etwas über Schmerzen erzählen? Ich bin ein Krüppel!«
    Der kalte Hauch seines Atems strich über ihr Gesicht.
    »Sie werden jeden Tag kräftiger. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Sie wieder laufen können.«
    Vendetta ließ ihren Nacken los. Während sie rückwärts stolperte, erschütterte eine Reihe von Hustenanfällen seinen Körper.
    »Brauche … Nahrung. Sag den Wachleuten, sie sollen mir einen der Arbeiter bringen. Den jungen. Er darf sich nicht wehren können … ich bin … so schwach …«
    Raquella strich sich die Haare zurecht und half schweigend ihrem Meister, ins Haus zurückzukehren.

    Der erschöpfte Vendetta schlief sofort ein. Er sah ein wenig besser aus, nachdem er gespeist hatte. Seine Wangen wiesen wieder etwas Farbe auf. Die Arbeiter waren geflohen und würden nie wieder zurückkehren. Bei diesem Tempo würde das Glashaus nie fertig werden.
    Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass er es bequem hatte, zog Raquella ihren schweren Mantel über ihre Uniform und schlüpfte zur Seitentür hinaus in die düstere Nacht. Sie lief schnell die Auffahrt hinunter. Der Kies knirschte unter ihren Schritten. Eine dunkle Gestalt öffnete für sie das Haupttor und wie immer nickte sie zum Dank und vermied den Augenkontakt.
    Der Wind strich durch die Bäume, die links und rechts der Savage Row standen. Raquella fand dieses Geräusch auf eine eigenartige Art und Weise beruhigend. Es war schön, an der frischen Luft zu sein. Normalerweise verbrachte sie den Abend in ihrem kleinen Bedienstetenzimmer auf Vendetta Heights, aber heute hatte sie ihrer Familie versprochen, sie in Lower Fleet zu besuchen. Bei dem Gedanken daran, ihre Eltern und ihre Brüder und Schwestern wiederzusehen, beschleunigte sich automatisch ihr Schritt. Raquella hätte gerne etwas Zeit gespart und einen Zug der Darkside-Linie genommen, aber sie sparte jeden Penny. Ihr Gehalt war der Hauptgrund, dass ihre Familie etwas zu essen hatte, aber bei Vendettas momentaner Stimmung wusste sie nicht, wie lange sie noch für ihn arbeiten würde. Oder genauer gesagt, wie lange sie noch leben würde.
    Als Raquella das riesige Anwesen des erfolgreichsten Glücksspielers von Darkside passierte, vernahm sie das Geräusch eines Kieselsteins, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite über den Bürgersteig schlitterte. Sie blieb stehen und drehte sich um. Eine Frau in einem wallenden rotbraunen Umhang stand unter der Straßenlaterne. Ihr leuchtend blaues Haar schimmerte im sanften Licht.
    »Hallo, Raquella«, rief Marianne und lächelte.
    Angespannt überquerte das Dienstmädchen die Straße.
    »Guten Abend, Marianne. Du wirst nachlässig. Ich habe dich gehört.«
    »Das hättest du nicht, wenn ich es nicht gewollt hätte. Ich wollte nur höflich sein.« Ihre Augen funkelten. »Wollte dich nicht erschrecken.«
    Raquella trat unbewusst einen

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