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Der Schwarze Phoenix

Titel: Der Schwarze Phoenix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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vornüber beugen. Sein Gesicht war mit zerklüfteten Narben übersät, ein Andenken an seine Begegnung mit dem Tod im »Becken der Schrecken«. Unpassenderweise klammerte sich ein kleines Kind an sein Hosenbein. Als Humbles Blick auf Jonathan fiel, verschwand sein Dauergrinsen, und Hass flammte in seinen Augen auf. Der hektische Skeet folgte dicht hinter ihm. Sein kahler Kopf zuckte nervös. Beide Kreaturen trugen wie immer ihre Bestatteranzüge, die angesichts der Grabesstimmung im Haus der Jouberts auf eine schreckliche Art dem Anlass angemessen schienen.
    Instinktiv sprang Carnegie auf und fuhr seine Krallen aus. Er hätte sich auf sie gestürzt, wenn ihn Jonathan nicht am Arm gepackt und Georgina bedeutet hätte, Raquella das Baby wieder abzunehmen. DerWermensch funkelte Jonathan böse an, setzte sich dann aber hin. Marianne blickte zu Humble hinüber und schüttelte den Kopf.
    »Es ist immer schön, wenn sich alte Freunde wiedersehen«, bemerkte sie überschwänglich. »Aber lasst uns das bei einer anderen … einer passenderen Gelegenheit vertiefen, in Ordnung?«
    Hinter Georginas Rücken starrte Humble Jonathan an und fuhr sich mit dem Daumen über den Hals. Skeet gab einen leisen, ungeduldigen Laut von sich und fuchtelte mit den Händen hinter seinem Rücken, wo er, wie Jonathan vermutete, eine Waffe verborgen hatte.
    »Danny belästigt Sie doch nicht, oder?«, fragte Georgina geistesabwesend den Riesen.
    Humble schüttelte den Kopf und grinste wieder. Er tätschelte dem Jungen den Kopf.
    »Humble hat ein Händchen für Kinder«, bekannte Marianne stolz. »Sie lieben ihn.«
    Arthur räusperte sich.
    »Ich möchte Sie nicht bedrängen, Misses Joubert, aber Sie erwähnten vorhin den Kain-Club. War William dort Mitglied?«
    »Mitglied? Er hat praktisch dort gewohnt – natürlich, bevor er mich kennengelernt hat. Er hat dort immer viel Zeit mit seinen seltsamen Freunden verbracht. Sie waren vor allem eine Bande von Unruhestiftern.«
    Plötzlich passte für Jonathan alles zusammen.
    »Er war mit Humphrey Granville befreundet, nicht wahr?«
    Georgina sah ihn überrascht an.
    »Das durfte ich eigentlich nicht wissen, weißt du. Sie haben immer so geheimnisvoll getan. Sie trugen Masken und sprachen sich nur mit ›Bruder dies‹ und‚ ›Bruder das‹ an. Aber William hat mir von einigen seiner Freunde erzählt – die ›Gentlemen‹, wie sie sich nannten – und Humphrey war einer von ihnen. Sie nannten ihn ›Bruder Lebemann‹.«
    Alle saßen kerzengerade da. Sogar Humble machte ein interessiertes Gesicht. Jonathans Verstand lief auf Hochtouren. Wenn Raquellas Vater mit der Sache etwas zu tun hatte, dann war es kein Wunder, dass er geflohen war. Aber wohin? Der Mörder hatte es geschafft, sowohl Edwin als auch Humphrey ausfindig zu machen. Gab es in Darkside einen sicheren Ort? Die ohnehin schon angespannte Atmosphäre im Raum war nun durch diese Enthüllung zum Zerreißen gespannt.
    Georgina sprach gedankenverloren weiter.
    »Aber als sich das Blatt für William und mich wendete, zogen sich seine ›Freunde‹ genau wie alle anderen zurück. Es war eine schreckliche Zeit. Für uns beide.«
    Raquella legte die Hand auf den Arm ihrer Mutter, die sie wiederum traurig anlächelte.
    »Trotzdem darf ich mich nicht beschweren«, fuhr sie fort und versuchte, ein tapferes Gesicht zu machen. »Ich habe meine Kinder, die mir beistehen.«
    »Georgina«, brummte Carnegie sanft. »Das könnte wichtig sein. Können Sie sich noch an andere von Williams Freunden erinnern?«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Es ist schon so lange her. Es waren fünf Gentlemen, sie hielten zusammen wie Pech und Schwefel … William, Humphrey und … oh, der.« Georgina erzitterte. »Er war ein abscheulicher Kerl. Er kam ein paar Mal zu uns nach Hause. Er hat an niemandem ein gutes Haar gelassen. Sein Name war de Quincy. Nicholas de Quincy. Ein Erpresser. Wieso wollen Sie das wissen? Glauben Sie, er hat etwas mit Williams Verschwinden zu tun?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Carnegie. »Aber wir werden alles daran setzen, es herauszufinden. Wissen Sie, wo dieser de Quincy heute lebt?«
    Georgina schüttelte den Kopf.
    »Ich habe den Mann seit über einem Jahrzehnt nicht gesehen. Und ich wäre froh, wenn ich ihn auch in den nächsten zehn Jahren nicht sehen müsste.«
    Marianne trank ihren Tee aus und stellte die Tasse grazil auf dem Tisch ab.
    »Nun, Georgina, ich denke, wir haben dich jetzt lange genug aufgehalten.«
    Sie zog einen Stift

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